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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schaubrote - Schaufert
Mannes, vom Fürsten bis zum wohlhabenden Vaucr
im Gebrauch, aus kostbaren (Brokat, Sammet und
Atlas), aber auch einfachen Stoffen gefertigt.
Gegen Ende des 16. Jahrh, wird die S. von der
Mode an allen Enden gekürzt und geht in dicfer
Form auch auf die Frauen über; sie wurde zum
Straßen- und Festkleid der höhern Stände.
Schaubrote, bei den Israeliten die Brotfladen,
die im Tempel zu Jerusalem vor dem Angesicht
Iahwes auf dem sog. Schau brottisch in zwei
Reihen aufgelegt wurden. Der Priestercodex schreibt
3 Mose 24 das Schaubrotopfer für den Stiftshütten-
tult vor. Danach follen die S. jeden Sabbat frisch
aufgelegt und die alten von den Priestern an heiliger
Stätte gegessen werden. Im Salomonischen Tempel
befand sich der Altar oder Tisch, auf dem die S.
lagen, vor der Thür zum Hinterraum. Im Kult der
Stiftshütte entspricht der aus Akazienholz gefertigte
mit Gold überzogene Schaubrottisch. Sein Platz ist
vor dem Vorhang des Allerheiligsten. ähnliche
Brot- und Kuchenopfer finden sich auch bei den
Persern, Indern, Ägyptern, Griechen und Römern.
Schauenburg, Grafschaft, s. Schaumburg.
Schauenburg, Ruine bei Fricdrichroda (s. d.).
Schauenburg, Moritz, Verlagsbuchhandlung,
Vuchdruckerei und lithographische Kunstanstalt in
Lahr, gegründet 1794 von Joh. Heinr. Geiger
(geb. 1764, gest. 1849), ging über an dessen Sohn
Joh. Heinr. Geiger (geb. 1791, gest. 1884), der
das Geschäft 1856 an seine Schwiegersöhne Ferd.
Groß (trat 1864 wieder aus) und Moritz
Schauenburg (geb. 24. Okt. 1827 in Herford,
gest. 25. Jan. 1895) übergab, und ist im Besitz von
des letztern Witwe Julie, geb. Geiger, und dessen
Sohn Dr. Moritz Schauenburg, geb. 7. Nov.
1863, Teilhaber seit 1888. Bis 1864 lautete die
Firma "I. H. Geiger", unter der noch die in Baden
eingeführten Schul- und Kirchenbücher, der "Kalen-
der des Lahrer Hinkenden Boten" (1801 fg.) er-
scheinen und die Eortimentsbuchhandlung (seit 1892
im Besitz von Karl Veyhelmann) geführt wird. Das
Geschäft nahm einen bedeutenden Aufschwung, als
Albert Vürklin 1859 die Redaktion des genannten
Kalenders und der "Illustrierten Dorfzeitung des
Lahrer Hinkenden Voten" (1863-74) übernahm.
Weitere Unternehmungen sind die "Lahrer Zeitung"
(anfangs "Lahrer Wochenblatt", 1796 fg.), Hebels
"Rheinländischer Hausfreund" (1809-15u. ö.),
zahlreiche Gefchäftskalcnder, Ansichten vom Rhein,
eine "Familien-Bildcrbibel", Landkarten, Musika-
lien, landwirtschaftliche, mediz., jurist. Werke. Tech-
nische Nebenzweige sind: Schriftgießerei, Stereo-
typie, Galvanoplastik und Buchbinderei. Die Firma
hat )8 Buchdruck-, 10 Steindruckprcsscn und 140
beschäftigte Personen. Moritz Schauenburg 86n.
veranlaßte auch, daß der "Kalender des Lahrer
Hinkenden Voten" 1877 zuerst für den Bau eines
Äeichswaiscnhauses eintrat. (S. Lahr und Deutsche
Reichsfechtfchule.)
Schauenstein, Stadt im Bezirksamt Naila des
bayr. Reg.-Bez. Oberfranken, rechts an der Selbitz,
in einem Thale des Frankcnwaldes, hat (1890) 1222
evang. E., Post, Telegraph, Schloß und Baumwoll-
Schauer, Frösteln, s. Frost. ^Weberei.
Schauer, Warenprüfer, s. Braker.
Schauerfeier, s. Hagelfeuer.
Schauerklapperschlange, s. Klapperschlange.
Schauermann, ein Hafenarbeiter, der das
Löschen (Ausladen) der Schiffsladung ausführt.
Vefondere S. sind die Nigger oder Takler, die
Ausbesserungen in der Takelung ausführen.
Schauefsen, auch Schaugcrichte, Gesichts -
essen, die Tafelzierden, die bei festlichen Gelegen-
heiten dem Auge Genuß gewähren sollten. Im 15.
und 16. Jahrh., ihrer Blütezeit, wurde namentlich
bei fürstl. Hochzeiten, aber selbst bei Leickenmahlen,
ein großer Aufwand mit S. gemacht. Sie stellten
religiöse Gegenstände, Heilige und Legenden, dann
Allegorien und Sinnbilder, ganze Schlösser, Burgen
u. s. w. dar. Oft waren die S. hohl, und es entflogen
ihnen Vögel oder Zwerge kamen daraus zum Vor-
schein; manche hatten auch Mechanismen.
Schaufel, Schippe oder Schuppe, ein höl-
zernes oder eisernes Werkzeug, letzteres meist mit
Holzstiel, zum Aufnehmen und Fortschaffen pul-
veriger, körniger oder flüssiger Materialien; ferner
ein Bestandteil der Wasserräder (s. d.) und der
Schaufelräder (s. o.).
Schaufelkunst, soviel wie Schaufelwerk (s. d.).
Schaufelmalz, s. Grünmalz.
Schaufeln, beim Rinde die Ersatzschneidezähne
(s. Rindvichzucht, Bd. 13, S. 878 d); in der Jäger-
sprache die Geweihe des Elch- und Damwildes.
Schaufelräder, die zuerst angewendeten Mo-
toren der Dampfschiffe. Die Fortbewegung erfolgt
durch den Druck von Schaufelstächen gegen das
Wasser, ist also im Princip der Bewegung durch
Riemen (s. d.) gleich. An der Peripherie eines eiser-
nen Doppelradgerüstes sind in radialer Richtung
viereckige Schaufeln angebracht. Jedes Rad taucht
so weit ein, daß die untern 3-4 Schaufeln unter
Wasser sind. Die Räder sind gewöhnlich zu zweien
an den gegenüber liegenden Schiffsseiten auf einer
gemeinschaftlichen, durch die Maschine drehbaren
Welle angebracht. Die obere Hälfte der Räder wird
durch einen Radkasten bedeckt, damit das empor-
geworfene Wasser nicht auf Deck kommt. Da bei
den fest angebrachten Schaufeln die ins Wasser ein-
und austrctenden nicht vertikal, sondern geneigt
stehen, so entsteht ein bedeutender Krastverluft.
11m diesen Verlust zu vermeiden, haben Buchanan
und Morgan Patentschaufelrüder konstruiert,
bei denen jede Schaufel fast vertikal eintaucht und
den ganzen Wasserweg nahezu in vertikaler Stel-
lung durchläuft. In seltenen Fällen, namentlich für
flachgehende Flußdampfboote, kommt auch die Ver-
wendung eines einzigen Schaufelrades am Heck des
Fahrzeugs vor. (S. auch Dampfschiff.)
Schaufelweine (frz. vwg äs peiw), die aus ge-
lüftetem Most gewonnenen Weine, wie sie in Loth-
ringen schon seit langer Zeit bekannt sind. Durch das
Lüften des Mostes wird bezweckt, daß derselbe rasch
vergärt, daß der Wein sich früher klärt und nicht
leicht trübe wird.
Schaufelwerk, Schaufelkunst, ein Pater-
nosterwerk (s. d.) mit schaufelförmigen Transport-
gefäßen. Wiederkäuer (s. auch Schaufeln).
Schaufelzähne, die breiten Vorderzähne der
Schaufenster, s. Laden.
Schaufert, Hippolyt Aug., Bühnendichter, geb.
5. März 1835 zu Winnweiler in der bayr. Rhein-
pfalz, studierte seit 1853 zu München die Rechte,
war 1856 - 59 Rechtsprattikant in Zweibrücken,
dann Polizeikommissar in Waldmohr, 1866 in Dürk-
heim, später Landgerichtsassessor zu Germersheim.
1868 errang er mit seinem bistor. Lustspiel "Schach
dem König" den von der Intendanz des Wiener
Hofburgtheaters ausgesetzten Preis. Erstarb 18. Mai