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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schellhammer - Schelling (Friedr. Wilh. Jos. von)
gemäßigten Breiten und gehören zu den wichtigsten
Seesischen. Sie liefern ein weißes, leicht in Lagen
trennbares und in der Regel gesundes und sehr
schmackhaftes Fleisch. Im engern Sinne versteht
man unter Schellfisch oder gemeinenSchellsisch
(6aäu3 ac^IeünnZ ^,., s. Tafel: Fische II, Fig. 2)
eine Fischart, die bis 90 cm lang und 1-1,5 KZ
und darüber schwer wird, am Rücken braun und am
Bauche silberfarben ist, einen schwarzen Fleck hinter
der Brustflosse, eine schwarze, gerade Seitenlinie, drei
Rücken-, zwei Afterflossen und eine ausgeschnittene
Schwanzflosse hat. Sie lebt hauptsächlich in der Nord'
see, besonders an den engl. und schott. Küsten, und
ist so häufig, daß um Helgoland allein jährlich an
200000 Stück gefangen werden. Allerdings nimmt
gerade hier der Ertrag nenerdings ab. Ihr Fleisch
ist weich, zart und schmackhaft, eignet sich aber nicht
zur langen Aufbewahrung im Salze; sie wird daher
frisch gegessen. Verwandt sind Dorsch, Kabeljau uud
Aalraupe (s. diese Artikel).
Schellhammer, ein Setzhammer (s. d.), dessen
Bahn eine dem Schließkopf eines Niets entsprechende
Aushöhlung trägt und der, auf den roh vorgebil-
deten Schließkopf aufgefetzt und mit Zuschlagbäm-
inern geschlagen, die saubere Ausbildung des Schlieh-
topfes bewirkt.
Schelling, Friedr. Wilh. Ios. von, Philosoph,
geb. 27. Jan. 1775 zu Leonberg in Württemberg,
studierte in Tübingen, wo er im sog. Stift mit
Hegel befreundet wurde, Theologie und Philosophie
und benutzte darauf eine Erzicherstellung in Leipzig
zu eingehenden Studien der Naturwissenschaften.
Inzwischen hatte er durch seine ersten philos. Schrif-
ten die Aufmerksamkeit derartig auf sich gezogen,
daß er 1798 durch Vermittelung Fichtes und Goethes
als Professor nach Jena berufeu wurde. Hier ent-
faltete er, anfangs neben Fichte, später in enger
Verbindung mit Hegel, eine glänzende akademische
nnd gleichzeitig eine umfassende litterar. Thätigkeit.
Auch gründete er mehrere philos. Zeitschriften, wie
die "Zeitschrift für spekulative Physik" (1801-2),
die "Neue Zeitschrift für spekulative Physik" (1802
-3) und das "Kritische Journal der Philosopbie"
(1802-3). Von größter Wichtigkeit für seine Ent-
wicklung war der Verkehr mit den in Jena und
Weimar vereinten Großen der Litteratur, nament-
lich aber mit dem Kreise der romantischen Dichter-
schule. Doch hatte die Rücksichtslosigkeit seines per-
sönlichen Auftretens und seiner litterar. Polemik die
ihm bereiteten Konflikte so sehr verschärft, daß cr
1803 einen: Rufe nach Würzburg folgte, nachdem er
sich mit Karoline, geborene Michaelis (s. Schelling,
Karoline), verheiratet hatte. 1806 berief ihn die
bayr. Regierung als Generalsekretär der Akademie
der bildenden Künste nach München. In dieser freien
Stellung benutzte er einen längern Urlaub 1810,
um in Stuttgart einem gewählten Kreise Privatvov-
lesungen zu halten, und erhielt seit 1820 die Erlaub-
nis, in Erlangen zu leben, wo er einige Semester
an der Universität Vorlesungen hielt. 1827 wurde
er als ord. Professor der Philosophie mit dem Titel
Geh. Hofrat an die neuerrichtete Universität Mün-
chen berufen und später zum Vorstand der Akademie
der Wissenschaften und Konservator der wissenschaft-
lichen Sammlungen ernannt. Aus dieser Stellung
berief ihn 1811 Friedrich Wilhelm IV. nach Berlin,
wo er als Mitglied der Akademie von dem Rechte,
an der Universität zu lesen, bis 1840 in freier Weife
Gebrauch machte. Er starb 20. Aug. 1854 zu Ragaz
und ist dort bestattet. - Vgl. Aus S.s Leben. In
Briefen (hg. von Plitt, 3 Bde., Lpz. 1869-70).
Selbst künstlerisch angelegt, hatte S. das reifste
Verständnis für jene ästhetische Bewegung, die, von
Scbillcr und den beiden Schlegel angebahnt, die
Dichtung und die Philosophie zu vereinen suchte.
Das anschauliche Element seines Denkens, das sich
auch in der schönen Sprache einiger seiner Schriften
zu erkennen giebt, bildete ein wohlthuendes Gegen-
gewicht gegen die begriffliche Abstraktion seiner
philos. Vorgänger, und einzelne seiner Werke, so
vor allein die 1803 gedruckten "Vorlesungen über
die Methode des akademischen Studiums" und seine
1807 in München gehaltene Rede über "Das Ver-
hältnis der bildenden Künste zur Natur", sind Muster
vollendeter Darstellung. Dabei war es eine Folge
seines rastlosen philos. Triebes, daß S. sich wäh-
rend seines ganzen Lebens in einer fortwährenden
Umgestaltung seiner Überzeugung befand.
S.s Werke wurden nach feinein Tode von seinem
Sohne gesammelt und in 2 Abteilungen (14 Bde.,
Stuttg. 1856-61) herausgegeben. Die Schriften
"Über die Möglichkeit einer Form der Philosophie
überhaupt" (1794), "Vom Ich als Princip der Philo-
sophie" (1796), die "Briefe über Dogmatismus und
Kriticismus" (1795), "Neue Deduktion des Natur-
rechts" (1795), "Allgemeine Übersicht der neuesten
pbilos. Litteratur" sowie die "Abhandlungen zur
Erläuterung des Idealismus derWisseuschaftslehre"
(1796) wiederholen die Gedanken Fichtes oft in der
glücklichsten Fassung. Allein bald wuchs S. aus
dieser Lehre heraus, und die Differenz, in die er zu
seinem Meister geriet, führte bald zum schroffen
Bruche. (Vgl. Joh. Gottlieb Fichtes und S.s philos.
Briefwechsel, aus dem Nachlaß beider hg. von
I. H. Fichte und K. Fr. A. Schelling, Stuttg. 1856.)
Anfangs glaubte S. sich noch völlig auf dem Bo-
den der Fickteschen Anschauung zu bewegen, wenn
er dessen Wissenschaftslchre durch seine Natur-
philosophie zu ergänzen gedachte. Er wollte nämlich
zeigen, daß das ganze Wesen der Natur auf den Ge-
setzen der Intelligenz beruhe und zu deren Entwick-
lung angelegt sei. Dieser "Plan" der Natur schien
ihm nur so begriffen zu werden, daß alle ihre Er-
scheinungen als ein Stufenreich von Bildungen er-
kannt werden müßten, das sein Ziel in der Entwick-
lung der bewußten Intelligenz habe. Für die Aus-
führnng dieses Plans fehlten damals noch mehr als
jetzt die empirischen Vorkenntnisse, und so griff S. zu
einer apriorifchen Konstruktion, die zwar ahnungs-
volle Blicke in den Zusammenhang der Natur, z. V.
in die Identität der magnetischen und elektrischen
Kraft und in die Entwicklungsgesetze der Organis-
men warf, aber durch ihre phantastische Willkürlich-
keit den Thatsachen Gewalt anthat. Die Zeitgenossen
S.s jedoch ergriffen diese Gesamtauffassung des
Naturlebcns als eines großen Organismus, dessen
Produkt das Bewußtsein sei, mit großer Begei-
sterung. S. hatte diese Lehren zuerst in den "Ideen
zur Philosophie der Natur" (Lpz. 1797) nebst "Ein-
leitung", in der Schrift "Von der Weltseele; eine
Hypothese der höbern Physik" (Hamb. 1798; 3. Aufl.
1809), in dem "Ersten Entwurf eines Systems der
Naturphilosophie" (Jena 1799) und der "Einleitung"
dazu ausgesprochen; er gab dann in seiner erwähn-
ten Zeitschrift eine "Allgemeine Deduktion des dy-
namischen Prozesses" (1801) und später in den "Jahr-
büchern der Medizin als Wissenschaft" (mit Markus'
Stuttg. 1806-8) noch weitere Beiträge. Nunmehr