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Schenk (Joh.) - Schenkendorf
Schenk, Joh., Komponist, geb. 30. Nov. 1761
in Wiener-Neustadt bei Wien, wurde in der Musik
von Wagenseil unterrichtet, komponierte mit Erfolg
Kirchen- und Instrumentalstücke, that sich aber be-
sonders hervor durch eine Reihe komischer Sing-
spiele, von denen "Der Dorsbarbier" (1796) auf
allen Theatern heimisch wurde. Er lebte in Wien
ohne Anstellung, zuletzt in dürftigen Verhältnissen,
und starb daselbst 29. Dez. 1836.
Schenk, Karl, schweiz. Staatsmann, geb. 1823
in Bern, studierte dort Theologie, wurde Psarrvikar
in Schupfen, begleitete 1847 als Feldprediger ein
Verner Bataillon in den Sonderbundskrieg, war
hierauf bis 1850 Pfarrer in Laufen und bis 1855
in Schupfen. 1854 vom Verner Großen Nat in die
Negierung gewählt, verblieb er in dieser Behörde
bis 1863 und machte sich namentlich verdient um
das Berner Armengesetz von 1858. Er war dreimal
Regierungspräsident und von 1858 an ununter-
brochen Abgeordneter im Ständerat, 1863 dessen
Präsident und wnrde noch in demselben Jahre von
der Bundesversammlung in den Bundesrat ge-
wählt. In dieser Stellung verblieb er seither un-
unterbrochen und bekleidete 1865, 1871, 1874,
1878, 1885 und 1893 die Würde des Bundesprä-
sidenten. Als Bundesrat stand er meistens dem De-
partement des Innern vor. Politisch gehört er der
freisinnigen Richtung an.
Schenkeimer, bayr. Flüssigkeitsmaß, s. Eimer.
Schenkel, die untern Gliedmaßen des mensch-
lichen Körpers, mit Ausnahme des Fußes. Sie be-
stehen aus zwei durch das Knie abgegrenzten Teilen,
dem Oberschenkel (ieniur) und dem Unterschenkel
(ci-u8). Der Oberschenkel wird von dem Oberschenkel-
knochen (08 keinorig, s. Tafel: Das Skelett des
Menschen, Fig. 1, 46 und Fig. 2, 35), der Unter-
schenkel von dem Schienbein (tidia, s. Fig. 1,43 und
Fig. 2,4i> und dem parallel daneben gelegenen dün-
nern Wadenbeine (üdnia, s. Fig. 1,49 und Fig. 2, 40)
gebildet, die von einer bedeutenden Anzahl Muskeln,
den dazugehörigen Nerven und Gefäßen und den all-
gemeinen Hautbedeckungen umgeben sind ss. Bein).
Mt einem seitlich ansitzenden, halbkugelförmigen
Gelenkkopf ist der Oberschenkelknochen in die Pfanne
des Beckenknochens eingelenkt (f. Hüfte) und besitzt
eine ziemlich große Beweglichkeit, während die Unter-
schenkelknochen untereinander, mit dem vorigen und
dem Fußgelenk viel fester (durch ein Scharniergelenk)
verbunden sind. Der Oberschenkelknochen ist der
längste und stärkste Röhrenknochen des ganzen Ske-
letts und bildet insofern ein Unterscheidungszeichen
zwischen dem Menschen und den Säugetieren, als er
bei ersterm verhältnismäßig länger und weniger an
den Unterleib angezogen ist als bei letztern, ein
Umstand, ohne den der aufrechte Gang unmöglich
wäre. Beim Manne konvergieren die Oberschenkel
mit ihren untern Enden weniger als beim Weide.
Verkrümmungen der S. sind sebr häufig, teils
nach der Englischen Krankheit, teils nach Brüchen,
denen diese Knochen sehr ausgesetzt sind; Ober-
schenkelbrüche heilen nur selten ohne Verkürzung des
Beins. Bruch des Schenkelhalses ldes Verbindungs-
stücks zwischen Oberschenkel und Gelenkkopf) kommt
sehr leicht bei alten Leuten zu stände und hinterläßt
meist eine beträchtliche Verkürzung des Beins. Am
Unterschenkel kommt es infolge von Krampfadern
leicht zur Bildung von Untcrschenkelgeschwüren.
In der Geometrie heißen S. die beiden geraden
Linien, die einen Winkel bilden.
Schenkel, Daniel, prot. Theolog, geb. 21. Dez.
1813 zu Dögerlin im Kanton Zürich, studierte in
Basel und Göttingen, war 1838-41 Privatdocent
und Gymnasiallehrer in Basel, kam 1841 als erster
Pfarrer am Münsternach Schaffhausen, 1849 als
Professor und Mitglied des Kirchenrats nach Basel
und 1851 als Professor der Theologie, Seminar-
direktor und erster Universitätsprediger nach Heidel-
berg, wo er 1884 in den Ruhestand trat und 19. Mai
1885 starb. Seine Werke "Das Wesen des Protestan-
tismus" (3 Bde., Sckaffh. 1846-51; 2. Aufl. 1862),
die "Gespräche über Protestantismus und Katholicis-
mus" (2 Tle., Heidelb. 1852-53), sein "Unionsberuf
des evang. Protestantismus" (ebd. 1855) und "Die
Reformatoren und die Reformation" (Wiesb. 1856)
gehören noch wesentlich der Vermittelungstheologie
an, wogegen seine "Christl. Dogmatik, vom Stand-
punkt des Gewissens" (2 Bde., ebd. 1858-59) be-
reits vielfach den Übergang zur freiern Theologie
zeigt. 1852-59 redigierte S. die "Allgemeine Kir-
chenzeitung" ; von 1861 bis 1872 gab er die von ihm
1859 gegründete "Allgemeine kirchliche Zeitschrift"
(Elberfeld) heraus. Seit 1863 war S. an der Grün-
dung und Leitung des Deutschen Protestantenvereins
lebbaft beteiligt, dessen Grundgedanken er in der
Schrift "Cbristentum und Kirche im Einklang mit
der Kulturentwicklung" (2 Bde., Wiesb. 1867-72)
klarlegte: dahin gehört auch "Der Deutsche Prote-
stantenverein und seine Bedeutung in der Gegen-
wart" lebd. 1868; 2. Aufl. 1871). Oein "Charakter-
bild Jesu" (Wicsb. 1864; 4. Aufl. 1873) rief zablreiche
Angriffe hervor; S. begegnete ihnen in den Schrif-
ten: "Zur Orientierung über meine Schrift: Das
Charakterbild Jesu" (ebd. 1864) und "Die prot.
Freibeit in ihrem gegenwärtigen Kampf mit der
kirchlichen Reaktion" (ebd. 1865). 1867 übernahm
S. die Redaktion eines von namhaften prot. For-
schern bearbeiteten "Vibellerikons" (5 Bde., Lpz.
1869 - 75). Außerdem sind zu nennen: "Luther
in Worms und in Wittenberg und die Erneuerung
der Kirche in der Gegenwart" (Elberf. 1870), "Die
Grundlebren des Christentums aus dem Bewußt-
sein des Glaubens im Znsammenhange dargestellt"
(Lpz. 1877), "Das Christusbild der Apostel und der
nachapostolischen Zeit" (ebd. 1879).
Schenkelbeuge, s. Leistengegend.
Schenkelbruch, Knochenbruch des Oberschen-
kels, ^rlicwrI. 08818 lLmorig (s. Knochenbrüche und
Schenkel); auch Eingeweidebruch, Hervortreten eines
Netz- oder Darmstücks durch den Schenkelring, Hßr-
uiH lLnior^i'Z. (S. Bruch, Bd. 3, S. 595a.)
Schenkelgeschwulft der Wöchnerinnen,
s. Phlegmasie. sSchenkel.
Schenkelhalsbruch, s. Knochenbrüche und
Schenkelheber, s. Heber.
Schenkelkanal, s. Leistengegend.
Schenkelnerv, Schenkelpulsader, s. Bein.
Schenkelwcspen, s. Schlupfwespen.
Schenkendorf, Gottlob Ferd. Maximilian
Gottfr. von, Dichter, geb. 11. Dez. 1783 zu Tilsit,
studierte in Königsberg seit 1798 Cameralia und
trat 1806 als Referendar in die Negierung zu
Königsberg ein. 1812 siedelte er nach Karlsruhe
über, nahm dann, trotz seiner durch ein Duell
gelähmten Rechten, am Feldzug 1813 teil und er-
hielt darauf eine Stelle als Agent der Verwal-
tungskommission bei dem Grohherzog von Baden.
1815 wurde er Regierungsrat zu Koblenz, wo er
11. Dez. 1817 starb. 1890 wurde ihm in Tilsit ein