Schlabrendorf, Ernst Wilhelm, Freiherr von, preuß. Staatsmann,
geb. 4. Febr. 1719, war bis 1755 Kammerpräsident in Magdeburg und unterstützte als solcher
die gegen Sachsen gerichtete Zollpolitik Friedrichs d. Gr., indem er ein neues System
der Transitozölle einrichtete. 1755 wurde S., der als Organisator und Verwaltungsbeamter
sich ungemein befähigt erwies, zum Minister von Schlesien ernannt. S. zeichnete sich in
dieser eigenartigen, nur für diese Provinz bestehenden Stellung während des Krieges durch
seine vielseitige unermüdliche Thätigkeit aus; sowohl für die Verwaltung, Sicherung und
Verteidigung der bedrohten Provinz als für die Verpflegung und Ergänzung des preuß. Heers
erwarb er sich wesentliche Verdienste. Nach dem Friedensschluß war er rastlos bemüht,
die tiefen Wunden zu heilen, die der Krieg in Schlesien geschlagen hatte.
S. starb 14. Dez. 1769 in Breslau.
Schlabrendorf, Gust., Graf von, Sohn des vorigen, geb. 22. März 1750
zu Stettin, studierte in Frankfurt a.O.und in Halle, machte dann Reisen und ließ sich nach
Ausbruch der Revolution in Paris nieder. Während der Schreckenszeit kam er als Freund
der Girondisten in Kerkerhaft und entging nur durch Zufall dem Schafott. In den letzten
zehn Jahren, wo er sich die Erfindung einer Sprachmaschine znr Aufgabe gesetzt hatte,
verließ er sein Zimmer nicht. Das Buch «Napoleon und das franz. Volk unter seinem Konsulat»
(1804), das sein Freund J. F. Reichardt herausgab, ist wesentlich sein Werk.
S. starb 22. Aug. 1824 zu Paris.
Schlachten, das Töten der schlachtbaren Haustiere zum Zwecke
der Verwendung ihres Fleisches zur menschlichen Nahrung. Man unterscheidet verschiedene
Schlachtmethoden:
-
1) einfaches Verblutenlassen durch Bruststich oder
Halsschnitt (Schächten, s. d.),
-
2) Verblutenlassen nach vorhergegangener Betäubung,
-
3) Verblutenlassen nach vorhergegangener Zertrümmerung des verlängerten Markes
(Genickstich oder
Nicken und
Genickschlag).
Bei allen diesen Methoden wird eine möglichst vollkommene Blutentleerung erstrebt,
weil mit dem Grade der Ausblutung die Haltbarkeit des Fleisches zunimmt. Bluthaltiges
Fleisch geht schnell in Fäulnis über. Deswegen konnte sich die
englische Patentschlachtmetbode, bei der die Tiere
durch Einblasen von Luft in den Brustkorb mittels eines Blasebalges lediglich erstickt
werden, keinen Eingang verschaffen. Die Ausblutung geschieht bei dem Schächten am
vollkommensten. Indessen wird gegen diese Schlachtmethode eingewendet, daß sie eine
Tierquälerei sei, weil sie an dem vollempfindenden Tiere vorgenommen werde. Aus diesem
Grunde ist auch das Schächten in der Schweiz und im Königreich Sachsen verboten worden.
Die beste Schlachtmethode ist das Verblutenlassen nach vorhergegangener Betäubung.
Denn hierbei folgt dem ersten gewaltsamen Eingriff unmittelbar eine Lähmnng der empfindenden
Teile. Gleichzeitig ist die Ausblutung bei dieser Schlachtmethode völlig ausreichend.
Die Betäubung kann entweder mittels einer Keule, eines Beiles, einer
Hackenbouterolle (Beil mit hohlmeißelförmig gestaltetem
Schlagteile; bouterolle, frz., eigentlich Bajonetthülse
oder Stempel), einer Schlachtmaske
(Maskenbouterolle), eines
Federbolzenapparats oder einer
↔ Schußmaske geschehen. Von diesem
Verfahren nur wenig verschieden ist jene Schlachtmethode, bei welcher der Blutentziehung
der Genickstich oder der Genickschlag vorausgeht. Durch diesen wird das verlängerte Mark
zerstört und dadurch die Atmung sofort aufgehoben, ebenso die Leitung der sensiblen Bahnen
zum Großhirn unterbrochen.
Nach der Tötung folgt das Ausschlachten: die Abhäutung
bei Pferden, Rindern und Schafen, das Sengen oder Brühen bei Schweinen, und daran sich
anschließend die Ausweidung und die gewerbsübliche Zerlegung der geschlachteten Tiere.
Die wichtigsten Eingeweide, Lunge, Herz und Leber, die im natürlichen Zusammenhange aus den
Leibeshöhlen entfernt werden, werden als Geschlinge
bezeichnet. Unter Gekröse,
Netz, Liesen
und Nierentalg versteht man die fettreichen Teile,
die der Bauchhöhle entnommen werden. Die gewerbsübliche Zerlegung ist bei den verschiedenen
Schlachttieren und auch bei einem und demselben Schlachttier in den verschiedenen
Gegenden verschieden. Bei Rindern werden nach vorhergegangener Viertelung die wertvollern
Teile besonders verkauft. Die teuersten Fleischstücke sind beim Rinde die
Lendenmuskeln (Filet, unterhalb der Wirbelsäule), die Rückenmuskeln
(Rinderbraten, Schoß, Rostbraten, Rumpsteak), die Kruppen- und Oberschenkelmuskeln
(Blume, Schwanzstück, Kugel), ferner der Bug, die Fehlrippe, die Querrippe und die
Rinderbrust.

Figur 1:

Figur 2:

Figur 3:

Figur 4:
Obenstehende Abbildung 1 veranschaulicht die gewerbsmäßige Zerlegung beim Rinde.
Es ist: 1 Rinderbraten, 2 Blume, 3 Eckschwanzstück, 4 Mittelschwanzstück, 5 Kugel,
6 Oberschale, 7 Unterschwanzstück, 8 Bug, 9 Mittelbrust, 10 Fehlrippe, 11 Kamm,
12 Querrippe, 13 Brustkorb, 14 Quernierenstück, 15 Hessen, 16 Dünnung. Zu den wertvollern
Fleischstücken gehört auch die Zunge. Die Kälber werden nach Bedürfnis zerlegt. Am
geschätztesten sind beim Kalb die Muskelmassen der Hinterschenkel (Keule, Schnitzelfleisch),
des Rückens (Koteletten, Nierenbraten) und der
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 470.