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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schlagende Wetter; Schläger; Schlagfluß

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Schlagende Wetter - Schlagfluß

Schlagende Wetter, Schlagwetter oder feuriger Schwaden, eine Art der Grubenwetter (s. d.), ist ein Gemisch von Grubengas (s. d.) mit atmosphärischer Luft, das nach stattgehabter Entzündung an der offenen Lichtflamme oder durch die bei der Sprengarbeit entstehenden heißen Gase zu den heftigsten Explosionen Veranlassung giebt. Diese Explosionen entstehen durch plötzliche Verbindung der Bestandteile des Grubengases mit dem Sauerstoff der Luft, wodurch neue Gasverbindungen entstehen. Auch der Kohlenstaub (s. d.) spielt eine wichtige Rolle bei diesen Explosionen, denen jährlich gegen 1000 Menschen zum Opfer fallen, allerdings nicht allein durch die Gewalt der Explosion selbst, sondern auch infolge von Erstickung in Kohlensäure (Nachschwaden, schwere Wetter), die nach den Explosionen die Grubenbaue erfüllen.

Beträgt der Gehalt der Luft an Grubengas 6 2/3 Proz., so entzünden sich die Wetter, jedoch noch ohne Explosion; dieselbe tritt aber bei weiterm Steigen des Gasgehalts ein und erreicht ihre größte Stärke bei 10-11 Proz. Gehalt der Luft an Grubengas. Die Wirkung nimmt wieder ab, wenn der Gasgehalt weiter steigt, und hört bei 33 Proz. Gasgehalt wegen Mangel an Sauerstoff ganz auf.

Um die Gefahren der S. W. möglichst zu vermeiden, sind auf Vorschlag der Wetterkommissionen der verschiedenen Länder zunächst die Wetterlampen (s. Bergbau, Bd. 2, S. 762 a) verbessert; vor allem aber ist man bestrebt, die Gefahren zu beseitigen, die sowohl beim Anzünden der Bohrlöcher als auch bei unvollständiger Sprengung durch das Entströmen der heißen Sprenggase entstehen. In ersterer Hinsicht hat man die Entzündung durch Einführung der von Laurschen Reibungszünder in das Innere der Sprengpatronen verlegt, in letzterer Hinsicht hat man unter anderm Dynamits angewendet, die mit wasserreichen Salzen (Soda) oder mit salpetersaurem Ammoniak vermengt sind. Die Sprengstoffe sollen durch die Entstehung von Wasser- oder Ammoniakdämpfen abgekühlt und dadurch zur Entzündung der Schlagwetter unfähig gemacht werden. Die beste Sicherung bleibt daneben eine gute Wetterführung. (S. Bergbau, Bd. 2, S. 761 b.)

Vgl. Die Bestimmungen über die Vorsichtsmaßregeln gegen S. W. Bearbeitet von der bergrechtlichen Abteilung der preuß. Schlagwetterkommission (Bonn 1884); Haßlacher, Hauptbericht der preuß. Schlagwetterkommission (Berl. 1880-87; Anlagen hierzu, 5 Bde., ebd. 1887); Verhandlungen des Zentralkomitees der österr. Kommission zur Ermittelung der zweckmäßigsten Sicherheitsmaßregeln gegen die Explosion S. W. in Bergwerken (4 Hefte und Schlußbericht, Wien 1888-91); Heinzerling, Schlagwetter und Sicherheitslampen (Stuttg. 1891).

Schläger, soviel wie Haurappier, s. Rappier. Der Paradeschläger dient als Zierwaffe bei Aufzügen und Kommersen, besonders beim Landesvater (s. d.) zum Aufspießen der Mützen. Zu Mensuren wird in Berlin, Halle, Breslau, Greifswald, Königsberg und Leipzig der Glockenschläger, auf den übrigen Universitäten der Korbschläger gebraucht. Ersterer hat an der Grenze von Klinge und Griff eine metallene Kuppel (Glocke) und am Griff einen Bügel zum Schutze der Hand, letzterer ein die ganze Hand bedeckendes Gestell aus Stahlstangen, über das gewöhnlich die Verbindungsfarben gezogen sind.

Schläger- und Scheuermaschinen, s. Getreidereinigungsmaschinen.

Schlagfluß oder Schlag, früher Bezeichnung für jede plötzlich (wie durch einen Schlag) eintretende Lähmung eines Körperteils oder Organs; man sprach in diesem Sinne von Rückenmarks-, Herz-, Lungen- und Blasenschlag u. dgl. Im engern Sinne bezeichnet S. die plötzliche (mehr oder weniger vollständige) Unterbrechung der Gehirnfunktionen, also insbesondere der Sinneswahrnehmungen, des Bewußtseins und der willkürlichen Körperbewegung (Gehirnschlag, Hirnschlagfluß, Apoplexia cerebri), wobei jedoch Atmung und Herzschlag ihren Fortgang haben. Der so vom Schlage Getroffene (Schlagflüssige) fällt gewöhnlich plötzlich bewußtlos um und vermag auch nach der Wiederkehr des Bewußtseins die Gliedmaßen der einen oder beiden Körperhälften nicht mehr willkürlich zu bewegen, wogegen sie auf galvanische Reizungen meist sehr gut reagieren. Er sieht, hört und fühlt auf der gelähmten Seite nicht mehr; die betreffende Gesichtshälfte ist glatt, schlaff und beim Sprechen unbeweglich. Das Gesicht ist meist auffallend gerötet, der Puls voll und gespannt, die Arterien des Halses und Kopfes klopfen heftig. Oft sind erweiterte Pupille, Schiefvorstrecken der Zunge, schnarchendes Atmen, lallende Sprache, unwillkürlicher Stuhl- und Harnabgang damit verbunden. Ein derartiger Schlaganfall (Insultus apoplecticus) erfolgt entweder blitzschnell und unerwartet, inmitten des vollsten Wohlbefindens, oder nachdem längere Zeit schon gewisse Vorboten (häufiger Blutandrang nach dem Kopfe, Schwindel, Ohrensausen, heftige Kopfschmerzen, Gedächtnisschwäche) vorausgegangen sind.

Bei halbseitigen apoplektischen Lähmungen (Hemiplegien) ist der Sitz der Krankheit fast immer in der den gelähmten Gliedmaßen gegenüber liegenden Hälfte des Gehirns. Die Grundursache des Schlags, d. h. die demselben zu Grunde liegende Veränderung der Hirnsubstanz, ist in den allermeisten Fällen ein Bluterguß in dem Gehirn, veranlaßt durch Platzen einer durch Verknöcherung oder Verfettung brüchig gewordenen Arterie, seltener infolge anderer Umstände (z. B. äußerer Gewaltthätigkeiten). Diese Ursache des S., die Hirnblutung, ist so häufig, daß manche Ärzte den S. mit ihr identifizieren, ja sogar andere Blutergießungen, wenn sie plötzlich ins Gewebe der Organe stattfinden, gleichfalls mit dem Namen Apoplexien (z. B. der Lunge) bezeichnen. Doch giebt es auch andere Ursachen einer solchen plötzlichen Hirnlähmung, z. B. rasche Verstopfung einer Hirnarterie durch ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel (s. Embolie), rasche Blutüberfüllung der feinsten Hirngefäße (die sog. vaskulären Apoplexien), periodischer oder plötzlicher Druck einer Hirngeschwulst, vielleicht sogar plötzliche Wasserergüsse innerhalb der Schädelhöhle (der sog. Wasserschlag, Apoplexia serosa älterer Ärzte). Die Blutungen, die in der Gchirnsubstanz erfolgen, stellen entweder zahlreiche kleine punktförmige Ergüsse (kapillare Hämorrhagien) oder eine mehr oder minder große Blutlache (hämorrhagischer oder apoplektischer Herd) dar. Im letztern Falle wird die Hirnsubstanz durch das ausgetretene Blut in größerm oder geringerm Umfange zerquetscht und zertrümmert, während kleinere Blutergüsse die Hirnfasern zuweilen nur auseinander drängen, ohne sie ganz zu zerstören. Stellen häufiger Hirnblutung sind die Streifenkörper, die Sehhügel und die großen Marklager der Hemisphären des Großhirns. Der Hirnschlagfluß kann plötzlich,