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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schleichhandel - Schleiden
german. Chrestomathie" (Weim. 1869). Kleinere
Schriften sind: "Zur Morphologie der Sprache"
(in den "Neinoii'68 äs I'^caäkmis äs 8t. I>6t6i'3-
doui-Z", 1859), "Die Darwinsche Theorie und die
Sprachwissenschaft" (Weim. 1863; 3. Aufl. 1873),
"Über die Bedeutung der Sprache für die Natur-
geschichte des Menschen" (ebd. 1865), "Die Unter-
scheidung von Nomen und Verbum in der laut-
lichen Form" (in den "Abhandlungen der Sächsischen
Gesellschaft der Wissenschaften", Lpz. 1865). Das
Gebiet des Slawischen und Litauischen behandeln:
"Die Formenlehre der kirchenslaw. Sprache, er-
klärend und vergleichend dargestellt" (Bonn 1853)
und das "Handbuch der litauischen Sprache" (Vd. 1:
"Litauische Grammatik", Prag 1856; Vd.2: "Li-
tauisches Lesebuch und Glossar", 1857). Die Tcrte
des letztern hat S. ins Deutsche übertragen u. d. T.
"Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder"
(Weim. 1857). Ferner veranstaltete er eine Ausgabe
von "Christian Donaleitis' litauischen Dichtungen"
(mit Glossar, Petcrsb. 1865). Sein Werk "Die deut-
sche Sprache" (Stuttg.1860; 5. Aufl. 1888) ist eine
gemeinverständliche Darstellung der Entwicklung des
Deutschen mit einer sprachwissenschaftlichen Einlei-
tung; die genaue Darstellung eines Dialekts enthält
"Volkstümliches aus Sonncberg" (Weim. 1858).
Nach seinem Tode erschien "Laut- und Formenlehre
der polabischen Sprache" (Petersb. 1871). - Vgl.
die Artikel über S. in "Unsere Zeit" (Jahrg. 1869),
in der "Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung"
(Vd. 18) und in der "Allgemeinen Deutschen Bio-
graphie". Lefmanns Biographie "August S." (Lpz.
1870) enthält viele Unrichtigkeiten.
Schleichhandel, Schmuggelhandel,
Schmuggel, Paschhandel, Schwärzere: (frz.
controd^näs), der gesetzwidrige, die Zoll- und Ver-
brauchsabgaben umgehende Warenverkehr. Als Mit-
tel zur Bekämpfung und Beschränkung des S. dienen
gute Organisation der Grenzbcwachung, Arron-
dierung des Zollgebietes bei zerrissenen Zollgrenzen,
Einigungen mit zollverbündeten Nachbarn (Zoll-
kartelle), wodurch, wie z. V. zwischen Österreich und
Deutschland, den Zollauffehern des einen Staates
die Verfolgung der Schmuggler in den Nachbarstaat
gestattet und die Unterstützung der dortigen Behör-
den zugesichert wird, Beaufsichtigung und Beschäf-
tigung solcher Personen, die des Schmuggels ver-
dächtig sind, genügende Besoldung der Zollwächtcr.
(S. Bandenschmuggel.)
Schleichkatzen (Vivori-iäas, s. Tafel -Schleich-
katzen), eine aus 10 Gattungen und gegen 100 Ar-
ten bestehende Raubtierfamilie, die hauptsächlich
Afrika und Ostindien mit seinen Inseln bewohnt, im
südlichsten Europa aber nur durch zwei Arten ver-
treten ist: durch den Maloncillo (1Ioi-p68t68^Vi(1-
drinFtoni 6^a?/), nur in Spanien, und dieGinster -
katze oder Gcnette (Vivorra. (^liLtta. ^., Fig. 3),
in Südfrankreich und Spanien, aber auch in den
Atlasländern. Die ^>. haben einen schmächtigen
gestreckten Körper, kurze Beine und fünf- oder vier-
zernge Füße. Die Krallen sind gar nicht oder doch
nur halb zurückziehbar; in der Aftergegend finden
sich meist stark entwickelte Nicchdrüscn. Die Tiere
erinnern durch gewisse Charaktere an die Katzen,
durch andere an die Hunde und durch wieder andere
an die Marder, so daß es schwer ist, ihre wahre
Verwandtschaft zu bestimmen. Alle sind sehr ge-
wandte und blutgierige Näuber mit schmiegsamen
Bewegungen, die ihre meist in kleinern Tieren be-
stehende Beute im Sprunge erHaschen. Von den
Untergruppen, in welche die zahlreichen, oft schwer
zu unterscheidenden Arten zusammengefaßt worden
sind, gehören die Zibethkatzen (s. d.), z. V. die gemeine
asrik. Zibethkatze (.Viverrg, OivettH Hc/^-ekei', Fig. 6),
die Ichneumons (Il6i-ii63t68 Ichneumon ^a</n. von
Nordostafrika, Fig. 1, und lloip68t68 fa3oiHw5
Desm., Fig. 4, aus Ost-und Südafrika',s.lloi'p63t68)
und die Roller, Roll- oder Palmenmardcr (I^i-H-
äoxnru3 txi)u8 Ottd'., Fig. 5) zu den bekanntesten.
Die letztern sind ausschließlich auf Indien und seine
Inseln beschränkte kleine Raubtiere vom Habitus
der Zibethkatzen, mit nackten, beim Gehen fast voll-
ständig auftretenden Sohlen und langem, abcr nicht
als Greiforgan dienendem Schwanz. Ihre Nahrung
besteht teils aus Tieren, teils aus Früchten und
diese Abwechselung verlangen sie auch in der Ge-
fangenschaft. Vielfach und wohl mit Recht wird auch
die seltsame Fossa (lür^ptoprocta. lerox .Vennett,
Fig. 2) von Madagaskar als abweichende Form
zu den S. gerechnet.
Schleichpatrouille, s. Patrouillen.
Schleiden. 1) Kreis im preuß. Reg.-Vez. Aachen,
hat 823,83 likm und (1890) 41809 (22 920 männl.,
21889 weibl.) E., 2 Städte und 74 Landgemeinden.
- 2) Kreisstadt im Kreis S., an der Olef, in der
Eifel, an der Nebenlinie Kall-Hellcnthal der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtcs und eines
Katasteramtes, hat (1890) 515 E., darunter 99 Evan-
gelische und 19 Israeliten, Post, Telegraph, Reste
der ehemaligen Festung, kath. und evang. Kirche,
Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters, Schloß
des Herzogs von Arenberg, Kreissparkasse: Holzsüge-
werk, Holzbiegerei, Mctalldachplattenfabrik, Berg-
bau auf Bleierz und Eisenstein und Kalksteinbrüche.
Schleiden, Matthias Jakob, Naturforsch^, geb.
5. April 1804 zu Hamburg, studierte Jurisprudenz
zu Heidelberg, Naturwissenschaft in Göttingen und
Berlin und wurde 1839 außerord. Professor in Jena.
Im Herbst 1862 siedelte er nach Dresden über, und
1863 wurde er Professor für Pflanzenchcmie und
Anthropologie in Dorpat, welche Stellung er jedoch
schon im Herbst 1864 wieder aufgab. Er lebte dann
wieder in Dresden, später in Wiesbaden und starb
23. Iuui 1881 in Frankfurt a. M. S.s Hauptwerk
sind die "Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik"
(2 Bde., Lpz. 1842-43; 4. Aufl. 1861), worin er
die induktive Forschung scharf hervorkehrt und be-
sonders gegen die unklare pbilos. Behandlung mor-
pholog. Fragen ankämpft. Ferner sind von seinen
Schriften zu erwähnen: "Beiträge zur Botanik",
Vd. 1 (Lpz. 1844), "Die Pflanze und ihr Leben"
(6. Aufl., ebd. 1864), "Studien, populäre Vorträge"
(2. Aufl., ebd. 1857), "Die Landenge von Sues"
(ebd. 1858), "Zur Theorie des Erkennens durch den
Gesichtssinn" (ebd. 1861), "Über den Materialis-
mus der neuen deutschen Naturwissenschaft" (ebd.
1863), "Für Baum und Wald" (ebd. 1870), "Ge-
dichte" (unter dem Pseudonym Ernst, ebd. 1858',
2. Sammlung, ebd. 1873), "Das Meer" (3. Aufl.,
Braunschw. 1887), "Die Rose" (Lpz. 167Z), "Das
Salz" (ebd. 1875), "Die Bedeutung der Juden für die
Erhaltung und Wiederbelebung der Wissenschaften
im Mittelalter" (ebd. 1877), "DieRomantik des Mar-
tyriums bei den Juden im Mittelalter" (ebd. 1878).
Mit Nägcli gab er die "Zeitschrift für wissenschaft-
liche Botanik", Tl. 1-4 (Zür. 1844-46) heraus.
Schleiden, Rudolf, Staatsmann, Vetter des
vorigen, geb. 22. Juli 1815 auf dem Gute Asche-