Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

485
Schlegel (Joh. Adolf) - Schleicher
1822-25-. 15 Bde., 1846); Auswahl von Walzel in
Kürschners "Deutscher Nationallitteratur". - Vgl.
R. Haym, Die romantische Schule (Berl. 1870);
Friedr. S., Briefe an seinen Bruder Aug. Wilh.
Kg. von O. F. Walzcl, ebd. 1830).
Schlegel, Joh. Adolf, Dichter und Kanzelredner,
geli. 18. Sept. 1721 zu Meißen, wo sein Vater
Stistosyndikus war, studierte seit 1741 in Leipzig
Theologie und wurde hier Mitbegründer der "Bre-
mischen Beiträge". Nachdem er mehrere Jahre lang
Hauslehrer gewesen, wurde er 1751 Diatonus und
Lehrer in Pforta, 1754 Prediger und Professor am
Gymnasium zu Zerbst und 1759 Pastor an der
Markttirche zu Hannover. Er starb daselbst als Kon-
sistorialrat, Superintendent und Pastor an der Ncu-
städter Kirche 16. Sept. 1793. Seine dichterischen
Werke: "Fabeln und Erzählungen" (Lpz. 1769),
"Geistliche Gesänge" (3 Sammlungen, ebd. 1766
-72) und "Vermischte Gedichte" (2 Bde., Hannov.
1787-89), geborten ihrer Zeit zu den bessern Lei-
stungen dieser Art. Seine Übersetzung von Batteur'
"Einschränkung der schönen Künste auf einen ein-
zigcn Grundsatz" (Lpz. 1751; 3. Aufl. 1770), beglei-
tete er mit erläuternden und widerlegenden Abhand-
lungen. Zahlreiche Predigtsammlungen, die er 1754
- 86 herausgab, zeigen ihn als einen freisinnigen,
rhetorisch begabten Kanzelredner.
Schlegel, Joh. Was, Dichter, Bruder des vori-
gen, geb. 17. Jan. 1719 zu Meißen, versaßtc schon
in Schulpforta die später umgearbeiteten Trauer-
spiele "Die Trojanerinncn", "Orest und Pylades"
und "Dido". In Leipzig, wo er seit 1739 die Rechte
studierte, wurde er mit Gottsched bekannt, solgte
1743 al^ Privatsekrctär dem sächs. Gesandten von
Spener nach Kopenhagen, nahm später an den
"Bremer Beitrügen" thätigen Anteil und gab
1745-46 die Wochenschrift "Der Fremde" heraus.
Für das dän. Theater arbeitete er einige Lustspiele
aus, die nach seiner Handschrift ins Dänische über-
setzt wurden. 1748 wurde er außcrord. Professor
an der neuerrichteten Ritterakademie zu Soröe, wo
er 13. Aug. 1749 starb. Seine Dramen, obwohl
noch nicht frei von dem Einfluß der franz. Dra-
maturgie und der Gottschedschen Schule, sind dock
schätzbare Denkmale des Aufblühens der dramat.
Litteratur. Für seine besten Trauerspiele gelten
"Hermann" und "Kanut", in Alexandrinern geschrie-
ben; im "Kanut" wagte er einen gemischten Cha-
rakter, damals eine große Neuerung. Auch seine
Lustspiele, der "Triumph der guten Frauen", in
Prosa, und die in Alexandrinern geschriebene
"Stumme Schönheit", fanden den Beifall Mendels-
sohns und Lcfsings. Seinen Plan, den Blankvers
im deutschen Drama einzubürgern, hinderte sein
früher Tod. Seine Werke gab sein Bruder Johann
Heinrich S. <5 Bde., Kopenh. und Lpz. 1761-70)
heraus, eine Auswahl Muncker in den "Bremer Bei-
trägen" (in Kürschners "Deutscher Nationallittera-
lur"); iemc ichr bemerkenswerten "ästhetischen und
dramaturgischen Schriften" I. von Antoniewic;
(Heilbr. 1887). - Vgl. E. Wolfs, Joh. Elias S. (Berl.
1889): I. Nentsch, Joh. Elias S. als Trauerspiel-
dichter (^pz. 1890).
Schlegel, Karoline, f. Schelling, Karoline.
Schlegel, Luise, s. Koster, Hans.
Schlegelhacke, eine Art (s. d.).
ZokiSFeliI. ^Vilsöni, s. Paradiesvögel.
Schleglerbund, s. Schwaben (Herzogtum).
Schlehe, die Frucht des Schlehendorns, s.I'i'i.iiluZ.
Schlehenblüten, Schlehendorn, Schlehen-
pflaume, Schlehenwein, s. ?i-miu3.
Schlei oder Schley, eine 40km lange, sehr
schmale Ostsecbucht, dringt in südwestl. Richtung
fjordartig in das Herzoatum Schleswig ein, gleicht
zwischen Kappeln und Missunde nur einem breiten
Flusse, erweitert sich aber jenseit Missunde seeartig
zu der sog. Großen Breite, die westwärts bis zur
Stadt Schleswig reicht. Einst bildete dieser Schlei-
busen einen berühmten Seehafen, jetzt ist er nur
kleinern Schiffen zugänglich und hauptsächlich wegen
seines Fischreichtums berühmt. Die Holsteiner ver-
schütteten 1416 den Eingang, um die Schiffe der
Dünen abzuhalten. Später wurde, um die Schiff -
fahrt wieder in Gang zu bringen, 2 km südlich von
der stachen mehrarmigcn Mündung eine schmale
Landenge durchstochen und so ein 2 m tiefer Kanal,
die Echleimünde, hergestellt.
Schleibahn, von demPersonen-nach dem Güter-
bahnhof in Schleswig (3 km, 1881 eröffnet), Strecke
der ehemaligen Schlcsw. Eisenbahn. (S. Altona-
Kieler Eisenbahn.)
Schleich, Eduard, Landschaftsmaler, geb. 12. Okt.
1812 zu Harbach bei Landshut in Bayern, wurde
1823 Schüler der Münchener Akademie, bildete
sich aber mehr durch das Studium der alten Nie-
derländer, wie van Goyen und Nuisdael. Neisen
durch Italien, die Niederlande und Frankreich
vervollständigten seine Studien, auf denen er
zahlreiche Landschaften der Gebirgs- und Flach-
gegenden schuf. Seit 1853 dauernd in München
ansässig, entnahm er die Motive zu seinen Land-
schaften hauptsächlich dem bayr. Voralpengcbiet.
Durch den poet. Reiz seiner Farbe und die stim-
mungsvolle, auf starke Lichtwirkungcn ausgebende
Auffassung erlangte er großen Einfluß auf die Mün-
chener Landschaft-smalcrei. Werke seiner Hand be-
sitzen fast alle Galerien. S. starb als Professor
8. Jan. 1874 in München.
Schleiche, s. Blindschleiche.
Schleichenlurche, s. Blindwühler.
Schleicher, Aug., Sprachforscher, geb. 19. Febr.
1821^in Mciningen, studierte seit 1840 in Leipzig
und Tübingen Theologie, wandte sich aber an letz-
terer Universität Sprachstudien zu, die er in Bonn
fortsetzte. Hier habilitierte er sich 1846 für verglei-
chende Sprachwissenschaft. 1850 wurde er zum außer-
ord. Professor der klassischen Philologie in Prag er-
nannt, 1853 ebenda zum ord. Professor der deutschen
und vergleichenden Sprachwissenschaft und des Sans-
krit. In Prag begann er das eingehende Studium der
slaw. Sprachen, die nebst dem Litauischen der Mittel-
punkt seiner Thätigkeit wurden. Mit Unterstützung
der Wiener Akademie unternahm S. 1852 eine
Reise nach dem preuh. Litauen, die ihn in den
Stand setzte, die erste wissenschaftliche Darstellung
der litauischen Sprache zu geben. Ostern 1857 folgte
S. einem Rufe als Honorarprofessor der Epra.ch-
wisscnschaft und altdeutschen Philologie an die
Universität Jena, wo er 6. Dez. 1868 starb. Seinem
ersten sprachwissenschaftlichen Buche "Zur verglei-
chenden Sprachengeschichte" <Vonn 1848) folgte als
zweiter Teil eine treffliche systematische Übersicht
über "Die Sprachen Europas" (Bonn 1850). Sein
Hauptwerk ist das "Kompendium der vergleichenden
Grammatik der indogerman. Sprachen" (2 Tle.,
Weim. 1861,1862; 4. Aufl. 1876). Eine Ergänzung
des "Kompendiums" bildet die von S. im Verein mit
Ebcl, I.Schmidt und Leskien herausgegebene "Indo-