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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmalkaldischer Krieg - Schmalspurbahnen
Doppelehe Philipps von Hessen brachte diesen in
eine bedenkliche Abhängigkeit vom Kaiser, der seiner-
seits durch mehrere allerdings sruchtlose Neligionsge-
spräcbe und durch die auf dem Negensburger Reichs'
tag freilich nur insgeheim erteilten Zusicherungen die
Protestanten zu beruhigen suchte. Ja Karl duldete
sogar, dasi Herzog Heinrich der Jüngere von Braun-
schweig - Wolfenbüttel von den Bundesgenossen im
Aug. 1542 aus seinem Lande verjagt wurde. Da-
gegen leisteten letztere dem Kaiser Beistand gegen
die Franzosen und Türken und liesien ihm auch freie
Hand gegen den mit Frankreich verbündeten Herzog
Wilhelm von Eleve, obwohl dieser sich offen der Re-
formation zuneigte. Kaum hatte jedoch Karl V.
wieder Frieden mit Frankreich und Waffenstillstand
mit den Türken geschlossen, so nahm er, durch die
Kurie gedrängt, seine feindfeligen Pläne gegen die
Protestanten wieder auf, zumal als dicfe jede Teil-
nahme an dem Tridentinischen Konzil verweigerten.
Zunächst lieh der Kaiser gegen den reformatorisck
gesinnten Kurfürst-Erzbifchof von Köln, Hermann
von Wicd, von der Kurie ein Prozeßverfahren ein-
leiten. Zwar siegten die Vundeshauptleute im Herbst
1545 über Herzog Heinrich den Jüngern, als dieser
sein Land wiederzuerobern versuchte, und nahmen
ihn gefangen; auch beschloß dieBundcsversammlung
zu Frankfurt 21. Jan. 1546, dem Kurfürsten von Köln
gegen jeden Angriff beizustchcn; aber es kam nur
zu einer fruchtlofcn Gesandtschaft an den Kaiser,
und zu energischen Rüstungen vermochten sich die
Schmalkaldener nicht zu entschließen. Die alten
Schwächen des Bundes, die doppelte Hauptmann-
schaft und der Gegensatz zwischen Fürsten und Städten
wirkten lübmend, während Karl V. Rüstungen in
Deutschland, den Niederlanden und Italien begann
und sich durch geheime Verträge den Beistand der
kath. deutschen Fürsten sowie auch des prot. Herzogs
Moritz von Sachsen sicherte. Auf dem Reichstage
zu Regcnsburg 1546 warf Karl endlich die Maske
ab. Ubcr die beiden Vundeshauptleute wurde dann
im August die Reichsacht verhängt, und es begann
der S chmalkaloische Krieg. Der Feldhaupt-
mann Schertlin nahm mit den Soldtruppen der
oberdeutschenStüdte schon 10. Juli 1546 die Ehren-
berger Klause ein, wurde aber zurückberufen, worauf
die Verbündeten, statt mit ihrer gewaltigen Über-
macht sofort den kaum gerüsteten und isolierten
Kaiser anzugreifen, sich Anfang August zu Donau -
wörth vereinigten. Während so der Kaiser unbehel-
ligt die ital. Hilfstruppen an sicb ziehen konnte, wur-
den im prot. Lager durch den Eigensinn und Egois-
mus der Fürsten und Kriegsräte alle Operationen
gelähmt. Beide feindlicken Heere manövrierten
dann längs der Donau gegeneinander, und nach-
dem die Schmalkaldener vor dem kaiferl. Lager zu
Ingolstadt gegen den Rat des Landgrafen den An-
griff unterlassen hatten und nun im September auch
die niederländ. Truppen zum Kaiser gestoßen waren,
drängte dieser die Bundesgenossen nach Schwaben
zurück, wo sie Mitte Oktober bei Giengen ein festes
Lager bezogen. Am 21. Nov. traten die Echmal-
kaldencr den Abzug an. Kurfürst Johann Friedrich
eilte zurück, um sein Land wiederzugewinnen, uud
auch Landgraf Philipp kehrte heim. Die Bundes-
verwandten in Süddeutfchland verzagten jetzt völlig
und baten um Frieden. Im Dez. 1546 und Jan.
1547 unterwarfen sich dem Kaiser alle Reichsstädte,
ebenfo der Herzog Ulrich von Württemberg. Dann
wurde der Kurfürst Hermann von Köln gezwungen,
zu resignieren (25. Febr.); sein Nachfolger stellte den
Katholicismus im Lande wieder her. Unterdes hatte
Johann Friedrich Kursachfen wiedergewonnen und
sogar den Herzog Moritz aus seinen Erblanden ver-
jagt. Die norddeutschen Vuudesvcrwandten hielten
treu zu ihm, und in Böhmen regte sich eine starke
prot. Partei. Selbst Frankreich und England
knüpften mit dem Kurfürsten Verbindungen an.
Allein Karl V. zog mit gesamter Macht heran und
gewann 24. April 1547 die Schlacht bei Mühlberg
(s. d.), in welcker Johann Friedrich gefangen wurde.
Landgraf Philipp fchloß unter Vermittelung Moritz'
und des Kurfürsten von Brandenburg eine Kapitu-
lation und wurde gleichfalls in Haft genommen.
Auch die norddeutschen Bundesverwandten, bis auf
Magdeburg und Bremen, unterwarfen sich dem
Kaiser, und damit war der Bund aufgelöst.
Vgl. Viglius van Zwichem, Tagebuch des Schmal -
kaldischen Donaukrieges (bg. von Druffel, Münch.
1877); G. Voigt, Die Geschichtschreibung über den
Schmalkaldischen Krieg (Lpz. 1874); ders., Moritz
von Sachsen 1541-47 (ebd. 1876); M. Lenz, Die
Kriegführung der Schmalkaldcner gegen Karl V. an
der Donau (in der "Histor. Zeitschrift", 1883);
Winckelmann, Der S. V. 1530-32 (Straßb. 1892).
Schmalkaldifcher Krieg, f. Schmalkaldischer
Bund.
Schmalleder, soviel wie Oberleder (s. d.).
Schmallenberg, Stadt im Kreis Meschede des
prcuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Lenne, auf einem
nö'rdl. Ausläufer des Rothaargebirges, an der Neben-
linie Altenhundem-Fredeburg der Preuß. Staats-
bahnen, hat (1890) 1603 E., darunter 68 Evange-
lifche und 56 Israeliten, Post, Telegrapb, eine Rek-
toratsschule; Fabrikation von Llrten, Beilen und
Schippen, Wollspinnereien und -Färbereien und be-
deutende Strumpf- und Jackenwirkereien.
Schmalnasen, die Affen der Alten Welt, f. Affen.
Schmalreh, weibliches Rehwild vom 1. Jan.
nach dem Geburtsjahr bis zur ersten Brunft.
Schmalschnabelsittiche, eine Art der Keil
fchwanzsittiche (s. d.).
Schmalspießer, s. Geweih (Bd. 7, S. 972 d).
Schmalspurbahnen, Eisenbahnen, die eine ge-
ringere Spurweite als die vorherrfchende sog. Nor-
mal- oder Vollspur von 1,435 in (^ 8^/2" engl.) haben.
Die Anfänge der S. waren die Schleppbahnen der
Bergwerke (f. Vergwerksbahnen), die zur Überleitung
der Förderwagen die kleinen Spurweiten der Gruben-
gleife annahmen. Mit dem fortschreitenden Ausbau
des normalspurigen Eisenbahnnetzes stellte sich die
Notwendigkeit heraus, auch Gegenden mit geringerer
Verkehrsentwicklung zu erschließen, in denen normal-
spurige Bahnen wegen der Geländeverhältnisse nur
mit hohen Kosten herzustellen gewesen wären. Es
wurde daher die Schmalspur angenommen und zwar
zuerst nur bei kleinern Lokalbahnen, da man glaubte,
dasi mit abnehmender Spurweite auch die Leistungs-
fähigkeit der Bahnen rasch abnehme. In Schweden
und Norwegen wurde zuerst wegen der dünnen Be-
völkerung und der Armut des Landes, aber auch
wegen.dcr schwierigen Geländeverhältnisse die schmale
^pur von ungefähr 1 in auch bei der Herstellung
größerer Hauptverkehrswege angewendet. Diese
S. erzielten günstige Erfolge, wie später die bosn.-
herzegowin. Staatsbahnen und die Bosua-Eisen-
bahn (s. d.) bei einer Spurweite von nur 0,76 m.
Die Leistungen der zweigleisigen S. mit 0,60 m
Spurweite, welche Decauville auf der Pariser