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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schmiedeesse - Schmieden
unmittelbar beim Austritt aus dem Ofen durck
einen Zicbring gezogen, dessen Lochdurcbmeffcr der
Weite des herzustellenden Rohrs entspricbt; über-
deckt geschweißte Röhren werden hierbei über einen,
dem innern Rohrdurcbmesfcr entsprechenden Dorn
gezogen. Das zum Walzen geschweißter Röbrcn
dienende Rohrwalzwerk von Vrown ist derart ein-
gerichtet, daß eine Anzahl kurzer, nur je ein Kaliber
enthaltender Walzenpaare abwechselnd liegend und
stcbend hintereinander angeordnet sind, wobei die
auseinander folgenden Kaliber an Größe abnehmen, !
so daß das Aufwalzen des Robrs in einem einzigen '
Turchzug beendet wird. Zur Aufnabme des Wal'
zendrucks und Bestimmung der Dicke der Rohrwand
ist durch die Kaliber ein dünner Dorn geschoben, der
innerhalb jeden Kalibers eine, dem innern Robr-
durchmesscr entsprechende Verdickung tragt. Von bcr-
vorragcnder industrieller Bedeutung ist in neuerer
Zeit das von den Gebr. Mannesmann angegebene
Röhrenwalzvcrfahren geworden (s. Manncsmann-
sches Röhrenwalzvcrfadren).
Schmiedeefse, s. Schmicdefcuer.
Schmiedefachschulen, Anstalten, die die Lehr-
linge ihres Faches theoretisch über den Hufbcschlag
und im Fachzeichnen ausbilden sollen. Die Scbulcn
werden meist von Innungen unterhalten und erteilen
nur im Winterhalbjahre wöchentlich einige stunden
des Abends ihren Unterricht. Als Lebrer wirken
häufig Tierärzte. Innuugsschulen für Schmiede be-
stehen 24 in Preußen: zuVreslau, Erfurt, Frankfurt
a.O., Königsberg, Liegnitz, Magdeburg, Merfcburg,
Potsdam, Stettin u. a.O., in Sachsen zwei: zu Zittau
und Meißen. (S. auch Hufbeschlaglebranstalten.)
Schmiedefeld in Thüringen, Dorf im Kreis
Schleusingen des preuß. Reg.-Bez. Erfurt, an der
Nabe im Thüringer Walde, hat (1890) 2043 E.,
Post, Telegraph, evang. Kircke; zwei Porzellan-
fabriken, Glashütte, Fabrikation von Physik, und
Glasinstrumcntcn, Kienruß und Pecb.
Schmiedefeuer, Schmicdeesfe, Scb miede-
berd, Vorrichtung zum Erwärmen von Schmiede-
eisen oder Stabl für leichtere Schmiedearbeiten, im
Gegensatz zu den Glühöfen und Schweißöscn
seine Art der Herdöfen, s. Feuerungsanlagen, Bd. s",
S. 744 d), in denen solcbe Stücke auf Schmicde-
tempcratur gebracht
werden, die unter
mechan. hämmern
oder zwischen Wal-
zen verarbeitet wer-
den. Bcistebende
Fig. 1 zeigt ein S.
mit eisernem Herd,
das gegenüber den
altern gemauerten
den Vorteil besitzt,
daß es leichter auf-
zustellen ist und
weniger Raum
einnimmt. Das
' S., sei es ein eiser-
nes oder ein ge-
Fig. i.
mauertcs, hat an der der Esse Zugekehrten Seite
des Herdes eine Vertiefung, die Feuergrübe a,
die das Heizmaterial (Koks, Steinkoblc oder Holz-
kohle) aufnimmt. Das Feuer wird durch einen starken
Luststrom angeblasen, der durch einen Ventilator,
ein Balgen- oder ein Kapselgcbläse erzeugt wird. Der
Zutritt der Lust zur Feueruug geschieht durch die
VrockhauZ' Konversations-Lexilon. 14. Aufl. XIV.
Fig. 2.
Wind form mit der Düse d, die meist ciue kreis-
runde Öffnung besitzt, die sich nach hinten zu konisch
erweitert. Da unmittelbar vor der Düse die höchste
Temperatur herrscht, wird dieselbe vielfach durch
Wasser gekühlt, das die Düsenröhre umspült und in
einem Vorratsbehälter c enthalten ist. Indem das
die oberste Schicht über der Feuergrube bildende
Brennmaterial durch die einseitige Hitze zusammen-
backt, wird die Wärme zusammengehalten und die
Temperatur bleibt bei einigermaßen geschickter War-
tung eine gleichmäßig hohe. An dem vordern Teil
des Schmiedc-
b erd es befindet
sich der mit Was-
ser gesüllte Löscb-
trog ä, aus dem
die äußere
backende Koblcn-
schichtvonZcitzu
Zeit bespritzt
wird, damit sie
nicht zu rasck
verbrenne und
über dem glübcn-
den Kern eine
Schutzdecke bilde.
DcrRaucdfang e
leitet die Ver-
brennungsgase
in die Esse. In
großen Schmie-
den sind gewöhn-
lich mebrcre^. um
eine Esse herum
angeordnet. In Fällen, wo die letztere hinderlich sein
würde, wendet man Schmiedehcrde mit Rundfeuer
an. Es sind dies kreisrunde Herde, bei denen sich
die Fcuergrube in der Mitte befindet; die Gebläse-
luft tritt von unten durch die rostartige Öffnung
ein. Für solche Feuer findet man oft die Anwendung
von Hauben aus Chamottcstcinen, die beim Erhitzen
des Eisens über das Feuer gedeckt werden. Be-
sonders in der Bauschlosserci werden vielfach die
transportablen S., Feldschmieden, angewendet,
die des leichtern Transports wegen häufig auf
Rädern stehen. Das Gebläse liegt bei diesen unter-
halb des als Feuerherd dienenden Tisches und wird
durch Hand- oder Fußbctrieb in Bewegung gesetzt.
Größere Feldschmieden sind öfters mit einem Schraub-
ftock und einer Vohrvorrichtung versehen, um auch
die Ausführung kleinerer Scblosferarbeiten an Ort
und Stelle zu ermöglichen. Eine zweckmäßige Ein-
richtung diefer Art zeigt die Fig. 2.
In den meisten Artillerien wird eine Feld schmiede
für jede Feldbatterie und Kolonne mitgeführt.
Schmiedehammer, s. Hammer und Schmieden.
Schmiedeherd, s. Schmieoefcuer.
Schmiedekunft, s. Kunstschmiedcarbciten.
Schmiedemaschine, s. Schmieden.
Schmieden, eine der ältesten Vearbeitungs-
methoden zur Formgebung dehnbarer Metalle, be-
sonders des Eisens (Schmiedeeisen) und Stahls, aber
auch des Kupfers (f. Kupferschmicdearbcit), des Gol-
des (s. Goldschmicdekunst), des Silbers u. s. w. Das-
selbe besteht im wesentlichen in der Anwendung des
Schmiedehammers (s. Hammer), durch dessen
Schläge dem Metall fast jede beliebige Gestalt ge-
geben werden kann. Das Arbeitsstück liegt hierbei
auf dem Amboß (s. d.) und wird meist mittels einer
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