Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schraubstollen; Schraubzwinge; Schraudolph; Schrauf; Schreb.; Schreber; Schreck

610

Schraubstollen - Schreck

Bei dem Parallelschraubstock, welcher statt der Bogenbewegung nur eine Parallelverschiebung der Backen gestattet, sind die Backenflächen auch bei großen Öffnungen parallel. Fig. 2 zeigt einen Parallelschraubstock mit langer Schraube zur Bewegung der verschiebbaren Backe. Die Schraube geht durch eine Schraubenmutter hindurch, die in der rohrartigen Hülse der festen Backe angeordnet ist. Hinter der festen Backe ist, wie bei den Flaschenschraubstöcken, ein kleiner Amboß angeordnet, auf den kleinere Eisenteile gerichtet werden. Während die Flaschenschraubstöcke ganz aus Schmiedeeisen hergestellt werden, sind die Parallelschraubstöcke meist gegossen; öfters sind dann schmiedeeiserne Backen eingesetzt. Beim Einspannen polierter oder feiner Arbeitsstücke werden, wenn die Backen geriffelt sind, Überbacken aus Eisen-, Messingblech oder Blei über die Backen der S. gesteckt, wohl auch durch eine Feder verbundene hölzerne Backen (Feilkluppe) zwischen dieselben eingelegt, damit solche Stücke beim Einspannen ihre Politur nicht verlieren oder überhaupt eine weichere Unterlage erhalten. Eine Art Handschraubstock ist der Feilkloben (s. d.).

^[Abb. Fig. 2.]

Schraubstollen, s. Hufeisen.

Schraubzwinge, Schraubenzwinge, Leimzwinge, ein Werkzeug der Tischler und Metallarbeiter zum Zusammenhalten hölzerner und metallener Arbeitsstücke beim Leimen, Bohren und andern Arbeiten. Es besteht aus einem hölzernen oder eisernen U-förmigen Bügel, durch dessen einen Schenkel eine Schraube hindurchgeht. Durch Anziehen der Schraube wird das Arbeitsstück (oder die gemeinschaftlich zu bearbeitenden Arbeitsstücke) gegen den zweiten Schenkel gepreßt und in dieser Lage festgehalten. Große S. werden als Schraub- oder Leimknechte bezeichnet.

Schraudolph, Claudius von, Sohn des Johannes von S., Maler, geb. 4. Febr. 1843 in München, wurde an der Akademie daselbst gebildet, wandte sich von der Heiligenmalerei (Heilige Elisabeth Brot austeilend) ab und malte zunächst eine Hofbräuhausscene (1866), dann ein Mädchen am Klavier, den Osterspaziergang aus «Faust», ferner Renaissance- und Rokokoscenen. Die Renaissance führte ihn zur dekorativen Monumentalmalerei. 1883‒94 war er Direktor der Kunstschule zu Stuttgart.

Schraudolph, Johs. von, Maler, geb. 13. Juni 1808 zu Oberstdorf im Allgäu, bezog 1825 die Kunstakademie zu München, bildete sich unter Schlotthauers Leitung weiter aus, übte sich unter Cornelius in der Glyptothek in der Freskomalerei und half dem Maler H. Heß bei den Fresken in der Allerheiligenhofkapelle und der Bonifatiusbasilika zu München. Mit Fischer und Röckel lieferte er dann die Kartons zu den Glasgemälden der Pfarrkirche in der Auvorstadt, für die Dome zu Regensburg und Landshut. König Ludwig Ⅰ. betraute ihn 1844 mit der Ausmalung des Doms zu Speyer, welche Arbeit er, unterstützt von seinem Bruder Claudius S. (geb. 1813, gest. 13. Nov. 1891), der auch sein Gehilfe bei Ausführung der Fresken in München gewesen, 1853 vollendete. (Die Steinigung des Stephanus aus diesem Cyklus hat Burger gestochen; Photographien nach den Kartons von Albert in München.) Von S.s Ölgemälden, deren er viele für Hochaltäre gemalt hat, besitzt die Neue Pinakothek zu München neun, darunter: Himmelfahrt Christi, Petri Fischzug, Madonna; das Maximilianeum daselbst Die Geburt Christi. S. starb 31. Mai 1879 in München.

Schrauf, Albr., Mineralog, geb. 14. Dez. 1837 zu Wien, studierte daselbst Naturwissenschaften, wurde 1861 Beamter bei dem Hofmineralienkabinett und blieb, 1868 zum ersten Kustos ernannt, hier bis 1874. An der Wiener Universität habilitierte er sich 1863 als Docent und wurde daselbst 1874 ord. Professor der Mineralogie und Vorstand des Mineralogischen Museums, später wirkliches Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften. S.s litterar. Thätigkeit bewegt sich auf dem Gebiete der Mineralogie, Paragenesis, Mineralgeschichte und physik. Krystallographie. Außer zahlreichen Abhandlungen, insbesondere krystallographischer Art, und chem.-mineralog. Studien über den Associationskreis der Magnesiumsilikate und Quecksilbersulfide veröffentlichte er: «Lehrbuch der physik. Mineralogie» (2 Bde., Wien 1866‒68), sein eigentliches Hauptwerk; ferner «Atlas der Krystallformen des Mineralreichs» (1 Bd., Wien 1865‒78), «Physik. Studien über die Beziehungen zwischen Materie und Licht» (ebd. 1867), «Handbuch der Edelsteinkunde» (ebd. 1869).

Schreb. oder Schrb., hinter der wissenschaftlichen Benennung naturgeschichtlicher Gegenstände Abkürzung für Joh. Christ. Daniel von Schreber, geb. 1739 zu Weissensee, gest. 1810 als Professor und Direktor des Botanischen Gartens in Erlangen.

Schreber, Daniel Gottlieb Mor., Arzt, geb. 15. Okt. 1808 in Leipzig, ließ sich nach vollendetem Studium in seiner Vaterstadt als Arzt nieder und leitete daselbst 1843‒59 die von Carus gegründete orthopäd. Heilanstalt. Er starb 10. Nov. 1861. S. hat sich durch zahlreiche Schriften um die Reform des Erziehungswesens, insbesondere der physischen Erziehung, sowie um die Einführung der Heilgymnastik (s. d.) große Verdienste erworben. Außer vielen kleinern Aufsätzen veröffentlichte er: «Das Buch der Gesundheit» (Lpz. 1839; 2. Aufl. 1861), «Kallipädie oder Erziehung zur Schönheit» (ebd. 1858; 3. Aufl. u. d. T. «Das Buch der Erziehung», bearbeitet von Hennig, ebd. 1891), «Kinesiatrik oder die gymnastische Heilmethode» (ebd. 1852), «Die schädlichen Körperhaltungen und Gewohnheiten der Kinder» (ebd. 1853), «Die planmäßige Schärfung der Sinnesorgane» (ebd. 1859), «Anthropos, der Wunderbau des menschlichen Organismus» (ebd. 1859), «Pangymnastikon» (2. Aufl. 1875), «Ärztliche Zimmergymnastik» (24. Aufl. 1890).

Schreck (Pavor), eine herabstimmende, lähmende Einwirkung, die der Geist durch plötzliche Wahrnehmung gefahrdrohender Dinge oder Zustände erfährt. Die Wirkung des S. auf den Organismus ist bald geistig-körperlich lähmend (z. B. das Herz), starr und unthätig machend, bald führt sie zu Reflexbewegungen (Krampf), bald zu einer mehr oder weniger unwillkürlichen Anstrengung zum Fliehen. Die durch das Erschrecken entstandenen Krampfformen (Epilepsie, Veitstanz, Asthma u. s. w.) haben das Eigentümliche, daß sie regelmäßig wiederkehren können, zu Gewohnheitskrämpfen werden und dann unheilbar bleiben. Das Aufschrecken der Kinder im Schlafe (pavor noc- ^[folgende Seite]