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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schrift; Schriftarten; Schriftauslegung; Schriftblindheit; Schriften

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Schrift (phonetische) - Schriften

bei den Byzantinern wie im Abendlande, wo sie besonders durch die Schreibschule Alkuins zur Zeit Karls d. Gr. ausgebildet wurde, alle andern Schriftarten in den Hintergrund; sie hat sich, wenn auch verschnörkelt, gehalten bis zur Erfindung der Buchdruckerkunst und ist die Mutter unserer heutigen lateinischen und sog. deutschen S. geworden. Auch unsere Drucktypen sind von der S. des 15. Jahrh. ausgegangen. Die sog. deutsche Frakturschrift war eine Zeit lang bei allen Völkern des westl. Europa gewöhnlich. Italien, Frankreich, England u. s. w. kehrten zu den einfachern ältern Formen zurück; nur Deutschland und Dänemark haben jene verschnörkelten Formen beibehalten. Nachstehender Stammbaum giebt eine Übersicht über die Ableitung der bekanntern S.

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Die Tafel: Schrift I giebt die Entwicklung der Schriftzeichen von den hieroglyphischen, bez. altsemitischen bis zu den lateinischen; Tafel: Schrift II Proben verschiedener orient. und abendländ. Schriftarten in der üblichen Druckschrift.

Vgl. Brugsch, Über Bildung und Entwicklung der S. (Berl. 1869); Wuttke, Geschichte der S. und des Schrifttums, Bd. 1 (Lpz. 1872; Abbildungen hierzu, ebd. 1873); Lenormant, Essai sur la propagation de l’alphabet phénicien (2 Bde., Par. 1875); Alphabete des gesamten Erdkreises aus der k. k. Hof- und Staatsdruckerei in Wien (Wien 1876); Faulmann, Das Buch der S. (2. Aufl., ebd. 1880); Beryer, Histoire de l’écriture dans l’antiquité (Par. 1891); vgl. ferner die Litteratur zu den Artikeln Paläographie und Manuskript.

Schrift, phonetische, s. Phonetik.

Schriftarten, im weitesten Sinne die eine Verschiedenheit des Stammes oder der Sonderbildung zeigenden Schriften der verschiedenen Völker. Im engern Sinne bezeichnet man damit die Nebenarten einer Schrift, als Druckschrift und Schreibschrift (s. d.). Auch die verschiedenen Stile einer Schrift nennt man S. und unterscheidet bei der Antiqua (s. d.) Mediäval- oder Renaissance-Antiqua^[gesetzt in der genannten Schrift] und gewöhnliche Antiqua^[gesetzt in der genannten Schrift], nebst den dazugehörigen kursiven^[gesetzt in der genannten Schrift] (laufenden, nach rechts geneigten) Formen^[gesetzt in der genannten Schrift] und den Interpunktionen und Ziffern. Nebenarten der Fraktur sind die Schwabacher-Schrift, eine aus dem 15. Jahrh. stammende Form, und die reine gotische Schrift. Typographisch unterscheidet man die S. nicht nur nach Form, sondern auch nach Größe der Schriftbilder der Alphabete und nach Dicke der einzelnen Striche der Buchstaben. Die im Buchdruck gebräuchlichsten S. sind außer den bereits genannten:

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u. v. a., die je nach dem Schnitt, d. h. der Dicke der Striche oder dem Verhältnis der Höhe zur Breite der Buchstaben mager, halbfett^[gesetzt im genannten Schriftschnitt] oder fett^[gesetzt im genannten Schriftschnitt], schmal^[gesetzt im genannten Schriftschnitt] oder breit^[gesetzt im genannten Schriftschnitt] genannt werden. Die Verschiedenheiten der Höhe der Schrift, d. h. der Dicke des sog. Kegels, auf dessen Kopfe sich das Buchstabenbild befindet, sind durch den Gebrauch stillschweigend geregelt und man benannte die verschiedenen Größen früher mit den folgenden Namen, jetzt vielfach, wie in Frankreich, nach Punkten. (S. auch Kegel, typographisch.) Die Namen bis "Text" sind in der Schriftgröße gesetzt, welche sie bezeichnen:

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ferner Doppelcicero (24), Doppelmittel (28), kleine Kanon (32), grobe Kanon (40), kleine Missal (52), grobe Missal (64), kleine Sabon (60), grobe Sabon (72), Real (96) und Imperial (150 Punkte). (S. auch Buchdruckerkunst.)

Schriftauslegung, s. Exegese.

Schriftblindheit, s. Sprachstörungen.

Schriften oder Lettern, auch Typen, in der Buchdruckerei die verschiedenen Schriftsorten, die