Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

624
Schrödter - Schröpfen (in der Chirurgie)
Mit ihrem Gatten gemeinschaftlich nahm sie ein
Engagement bei dem Hoftheater in Dresden an; doch
wurde die Ehe 1828 wieder gelöst. Von Dresden aus
unternahm sie hausige Kunstreisen. 1881 war sie
bei der ital. Oper in Paris engagiert, 1832 trat sie
in London auf, wohin man sie auch 1833 und 1837
wieder berief. 1847 wurde auf ihren Wunsch ihr
Kontrakt mit der Dresdener Theaterintendanz auf-
gehoben. Sie ging hierauf eine Ehe mit einem
Herrn von Döring ein, die aber schon Ende 1848
unter Aufopferung ihres Vermögens getrennt wurde.
Inzwischen hatte sie eine Gastspielreise durch Deutsch-
land nach Kopenhagen, von da nach Ruhland unter-
nommen, wo sie 29. Dez. 1847 in Riga als Romeo
zum letztenmal die Bühne betrat. 1850 verheiratete
sie sich mit Herrn von Bock, einem livland. Edel-
mann, dem sie nach Livland folgte. 1851 nach
Deutschland zurückgekehrt, sah sie sich bei ihrer An-
kunft in Dresden in eine Untersuchung wegen ihres
Verhaltens beim Maiaufstande von 1849 verwickelt,
die zwar niedergeschlagen wurde, aber nachträglich
ihre Verweisung aus Rußland zur Folge hatte.
Erst einige Jahre später durfte sie nach Livland zu-
rückkehren. 1856 trat sie mit vielem Beifall in Berlin
als Konzertsüngerin auf, ebenso 1858 in Dresden,
Leipzig u. s. w. Sie starb 26. Jan. 1860 zu Coburg.
Zu ihren hervorragendsten Rollen zählten Fidelio,
Euryanthe, Donna Anna, Norma, die Vestalin und
Valentine. Ihre Stimme war wohllautend und zu-
gleich stark und umfangreich, entbehrte aber des
eigentlichen Metalls und der vollendeten Schule.
Diese Mängel verschwanden jedoch vor der hin-
reihenden Wärme ihres Gesangs und der Unmittel-
barkeit und Plastik ibrer Darstellungskunst. - Vgl.
Claire von Glümer, Erinnerungen an Wilhelmine S.
(Lpz. 1862); Wolzogen, Wilhelmine S. (ebd. 1863).
Schrödter, Adolf, Maler, geb. 28. Juni 1805
zu Echwedt in der Ukermark, lernte in Berlin seit
1820 die Kupferstechkunst, bis er 1829 nach Düssel-
dorf ging, wo er sich der Malerei zuwandte und seit
1831 mit dem Ölbilde: Der sterbende Abt vor die
Öffentlichkeit trat. Er wählte die Verherrlichung des
Rheins und seines Weinsessens oft zum Gegenstand
seiner Kompositionen, wie in der Weinprobe (1832)
und Rheinisches Wirtshausleben (1833; beide in
der Nationalgalerie zu Berlin). Am vollkommensten
aber entwickelte sich sein künstlerischer Humor in den
Scenen zu "Don Quixote" und "Falstaff". Sein Don
Quixote die Amadis studierend (1834; National-
galerie zu Berlin und städtisches Museum zu Köln),
Don Quirote und Dulcinea von Toboso (1858;
städtische Galerie zu Düsseldorf) nebst andern Sce-
nen aus Cervantes' Dichtung in Privatbesitz zu
Köln und Düsseldorf (1843 und 1845) sind für den
Typus des Ritters der Mancha vorbildlich gewor-
den. Dasselbe gilt von seinen Falstaffbildern: Re-
kruten (1840 und 1841), Falstaff bei Schaal (1841),
bei Frau Flut (1852) und im Wirtshaus (1859),
denen sich das köstliche Bild: Fluellen mit dem Fähn-
rich Pistol aus "Heinrich V.", Akt 5 (1839; Berliner
Nationalgalerie) und zwei Scenen des Malvolio
(1845 und 1851) anreihen. Auch Till Eulenspiegel
wurde wiederholt von ihm behandelt, und Münch-
bausen seine Abenteuer erzählend (1842; Hamburg,
Kunsthalle). 1847 malte er Auerbachs Keller, eins
seiner bedeutendsten Albilder (gestochen von Lüderitz).
In Franksurt a. M., wohin er 1848 ging, gab er im
Verein mit dem Abgeordneten Detmold ein Heft
Karikaturen gegen das Parlamentsphilistertum (die
! Piepmeierei) heraus, und malte das launige Fries-
bild: Zug des Königs Rheinwein (1867 in Farben-
, druck bei Bruckmann in München erschienen). 1852
^ entstanden vier zusammenhängende Aquarellbilder,
z welche den Rheinwein, den Maitrank, den Punsch
und den Champagner illustrieren. S. kehrte 1854
wieder nach Düsseldorf zurück, wo er unter anderm die
Jahreszeiten in vier prächtigen Aquarellen (Galerie
in Karlsruhe) darstellte. 1859 als Professor des
Freihandzeichnens an der Polytechnischen Schule
! nach Karlsruhe übergesiedelt, malte er noch: Zwei
! Mönche im Klosterkeller (1863), Hans Sachs (1866),
! Falstaff mit feinem Pagen (1867). Als einer der
^ trefflichsten Radierer hat E. viele seiner Kompositio-
^ nen, namentlich Arabeskenbilder, selbst auf die
Kupfcrplatte übertragen, worunter Der Geist der
Flasche den größten Beifall erworben hat. Von sei-
nen Illustrationen in Kupferstich, Radierung, Holz-
schnitt und Lithographie sind jene zu "Don Quirote",
zu Musäus' "Volksmärchen", zu Chamissos "Veter
Schlemihl" und zu Uhlands Werken hervorzuheben.
Als Schriftsteller gab er ein Hest "Das Zeichnen als
ästhetisches Vildungsmittel" (Franks. 1853) heraus.
Seit 1835 war S. Mitglied der Akademie zu Berlin.
Er starb 9. Dez. 1875 zu Karlsruhe.
Schröer, Karl Iul., Literarhistoriker, Sohn des
solgenden, geb. 11. Jan. 1825 zu Preßburg, stu-
dierte in Leipzig, Halle und Berlin, war dann Leb-
rer am evang. Lyceum in Prehburg, wurde 1850
supplicrender Professor der deutschen Litteraturge-
schichte an der Universität in Pest, 1851 Lehrer an
der Oberrealschule in Prehburg, 1860 Direktor der
evang. Schulen in Wien, 1866 Docent, 1867^Pro-
fessor an der Technischen Hochschule daselbst. Seine
Hauptschriften sind: "Deutsche Weihnachtsspiele aus
Ungarn" (Wien 1858; Nachtrag, Prehb. 1858), ein
Wörterbuch der Mundart von Gottschee (in den
"Sitzungsberichten" der Wiener Akademie 1868 und
1870), "Geschichte der deutschen Litteratur" (Pest
1850 fg.), "Die deutfche Dichtung des 19. Jahrb. in
ihren beoeutendern Erscheinungen" (Lpz.1875). Auch
gab S. eine kommentierte Ausgabe von Goethes
"Faust" (2. Aufl., 2 Tle., Heilbr. 1886-87; Tl. 1,
3. Aufl. 1893) heraus und bearbeitete für die Kürsch-
nersche "Nationallitteratur" Goethes Dramen in
6 Bänden; 1885-94 gab er die "Chronik" des von
ihm gegründeten Wiener Goethe-Vereins heraus,
dem er bis 1894 angehörte.
Schröer, Tobias Gottfried, als Schriftsteller
bekannt unter dem Anagramm Chr. Öser, geb.
14. Juni 1791 zu Preßburg, studierte daselbst und
in Halle, wurde 1817 Lehrer am evang. Lyceum
in Preßburg und starb 2. Mai 1850 als k. k. Schul-
rat und Schulinspektor. S., ein Vorkämpfer für
deutsche Bildung und freie prot. Geistesrichtung in
Ungarn, veröffentlichte außer Schulbüchern, Novel-
len, Lustfpielen u. s. w. namentlich das Aussehen
erregende Drama "Leben und Thaten Emerich Tö-
kölys" (Lpz. 1839) und "Briefe an eine Jungfrau
über die Hauptgegenstände der Ästhetik" (ebd. 1833;
22. Aufl. 1880, feit S.s Tode hg. von A. W. Grube).
Schröpfen (sc^riticHtio), eine örtliche Vlut-
entziehung vermittelst kleiner Einschnitte in die Haut,
aus denen das Blut mittels Sauginstrumente ber-
ausgezogen wird. Zur Hervorbringung ^ener Ein-
schnittchen wendet man gewöhnlich den Schnapper
ls. d.) an. Zum Aussaugen dienten früher die
Schröpfköpfe (Oucurdnui^e), gewöhnlich kleine