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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schwabach; Schwabacher Artikel; Schwabacher Schrift; Schwabe; Schwaben

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Schwabach - Schwaben (Herzogtum)

sium zu Stuttgart, 1837 Pfarrer zu Gomaringen bei Tübingen, 1841 Pfarrer an der St. Leonhardskirche zu Stuttgart, 1845 Oberstudienrat und Oberkonsistorialrat. Er starb 4. Nov. 1850. Mehr gebildet, formsinnig und vielseitig gewandt, als volkstümlich, naiv und gemütstief, hat S. zwar manch hübsches Lied ("Bemooster Bursche zieh' ich aus") gedichtet, aber nie jene Wärme des Gefühls gezeigt, die sonst den schwäb. Dichtern eigen ist. In seinen Romanzen und Balladen strebt er mit Glück Uhlands Vorbild nach ("Der Reiter und der Bodensee", "Joh. Kant", "Das Gewitter" u. s. w.). Seine Gedichte wurden von ihm (Stuttg. 1828 - 29) in 2 Bänden gesammelt (neu hg. in Reclams "Universalbibliothek"). Gern schilderte er die Heimat: "Die Neckarseite der Schwäbischen Alb" (Stuttg. 1823), "Der Bodensee, ein Handbuch für Reisende und Freunde der Natur, Geschichte und Poesie" (ebd. 1827; 2. Aufl. 1840); mit feinem Geschick wußte er Sagen nachzuerzählen: "Buch der schönsten Geschichten und Sagen" (2 Bde., ebd. 1836 - 37 u. ö.), "Die schönsten Sagen des klassischen Altertums" (3 Bde., ebd. 1838 - 40 u. ö.), "Deutsche Volksbücher" (13. Aufl., Gütersl. 1880). Seine Biographie Schillers (2. Aufl., Stuttg. 1841) wird noch heute gelesen. Seit 1827 nahm S. teil an der Redaktion des "Morgenblattes"', mit Chamisso gab er 1833 - 39 den "Deutschen Musenalmanach" heraus; mit Osiander begründete er die "Übersetzungen griech. und röm. Prosaiker und Dichter" (Stuttgart, seit 1827). Gute Mustersammlungen sind die "Fünf Bücher deutscher Lieder und Gedichte" (Lpz. 1835; 5. Aufl. 1871) und die "Deutsche Prosa von Mosheim bis auf unsere Tage" (2 Bde., Stuttg. 1843; 2. Aufl., 3 Bde., 1860). Auch sonst hat er sich durch Auswahlen und Ausgaben verdient gemacht. Seine "Kleinern prosaischen Schriften" wurden neu herausgegeben von K. Klüpfel (Freib. i. Br. 1882). - Vgl. Klüpfel, Gustav S. als Dichter und Schriftsteller (Stuttg. 1884); C. T. Schwab, Gustav S.s Leben (Freib. i. Br. 1883).

Schwabach. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, hat 552,73 qkm und (1890) 31930 (15368 männl., 16562 weibl.) E. in 53 Gemeinden mit 203 Ortschaften, darunter 3 Städte. - 2) Unmittelbare Stadt und Bezirksstadt im Bezirksamt S., an der Schwabach und der Linie Nürnberg-München der Bayr. Staatsbahnen, ^[Abb: Wappen der Stadt Schwabach] Sitz des Bezirksamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Nürnberg), Rent- und Forstamtes, hat (1890) 8104 (3837 männl., 4267 weibl.) E., darunter 572 Katholiken und 112 Israeliten, Post, Telegraph, ein Bezirksgremium, vier Kirchen, darunter die 1469 - 95 erbaute Hauptkirche mit altdeutschen Gemälden, eine Synagoge, einen schönen monumentalen Brunnen, ein Progymnasium, Schullehrerseminar, Präparandenschule, Reichswaisenhaus sowie ausgedehnte städtische Anlagen; Fabrikation von sog. Schwabacher Nadeln, Nähnadeln mit großen Ohren zur Goldstickerei, ferner von Nähnadeln feinster Sorte, Seife und Draht, Goldspinnerei, Gold-, Silber- und Metallschlägerei, bedeutende Brauereien, zwei Kunstmühlen, Hopfen und Tabakbau. - Die Stadt verdankt den 1686 eingewanderten franz. Kolonisten die Begründung ihrer Industrie. Am 14. Juni 1528 setzte hier der Markgraf Georg von Brandenburg-Ansbach mit den Nürnbergern die Schwabacher Artikel als Grundlage der Reformation in seinem Lande fest, und im Okt. 1529 legte Sachsen auf dem Konvent zu S. die von Luther besonders verfaßten 17 Artikel den schweiz. Theologen und Abgeordneten als Bundesbedingungen vor: die erste Grundlage der Augsburgischen Konfession (s. d.). - Vgl. Petzoldt, Chronik der Stadt S. (Schwab. 1854).

Schwabacher Artikel, s. Augsburgische Konfession.

Schwabacher Schrift, s. Schriftarten.

Schwabe, Insekt, s. Küchenschabe.

Schwabe, Heinr. Samuel, Astronom, geb. 25. Okt. 1789 zu Dessau, gest. daselbst 11. April 1875, war längere Zeit Apotheker und widmete sich erst später der Astronomie. Er entdeckte die Periodicität der Sonnenflecke.

Schwaben, altes deutsches Herzogtum, hat seinen Namen von den Sueven (s. d.). Der Name Suevia wechselt im Mittelalter mit Alamannia, wie auch der Volksstamm bald S., bald Alamannen genannt wird. Nach diesen wurde zunächst das Land von seinen röm. und roman. Nachbarn Alamannien genannt. Doch seit dem 8. Jahrh. wurde das einheimische Wort S. (Suevia) allgemeiner, als nach Abschaffung der alamann. Herzogswürde Elsaß und Rhätien von Alamannien getrennt wurden und den übrigen Teil des Herzogtums statt der Herzöge nun Grafen und Kammerboten (Nuntii camerae) für die fränk. und seit 843 deutschen Könige verwalteten. Diese Beamten wurden bei der Schwäche der letzten Karolinger immer mächtiger und unabhängiger. Zwar wurden die aufständischen Kammerboten Erchanger und Berchtold, von denen ersterer sich als Herzog ausrufen ließ, 917 von König Konrad I. enthauptet, aber gleich darauf setzte ein Graf Burchard seine Anerkennung als Herzog von S. durch und unterwarf sich 919 völlig dem König Heinrich I. Nach seinem Tode 926 wurde das Herzogtum von den Kaisern und Königen aus dem sächs. und fränk. Hause wiederholt an Mitglieder ihrer Familie verliehen, so zuletzt von Heinrich IV. 1079 an seinen Schwiegersohn, den Grafen Friedrich von Hohenstaufen (s. Friedrich von Schwaben). Zum ruhigen Besitz des Herzogtums konnte Friedrich erst gelangen, nachdem er 1096 den Breisgau nebst der Reichsvogtei über Zürich an Berthold von Zähringen abgetreten hatte. Unter Friedrichs Nachkommen waren die Schwaben der reichste, gebildetste und geachtetste deutsche Stamm. Als aber der Kampf mit den Päpsten die Macht der Hohenstaufen schwächte, nach König Konrads IV. Tode dieses Haus die deutsche Krone verlor und mit Konradins Tode 1268 die herzogl. Würde erlosch, gelangten Städte, Prälaten, Ritter und Grafen zur Reichsunmittelbarkeit. Viele schwäb. Städte traten zu dem 1254 gestifteten Rheinischen Städtebund (s. d.). Was vom Reichsgute oder den Besitzungen der Hohenstaufen noch übrig war, fiel meist an Bayern, Baden und Württemberg. Ein langer Kampf zwischen den großen und kleinen Reichsvasallen verheerte nun das blühende Land, bis Kaiser Rudolf I., nach Unterwerfung des Grafen Eberhard von Württemberg, 1287 die Ruhe wiederherstellte und dem kaiserl. Hofgericht zu Rottweil sowie dem Landgericht in Ober- und Niederschwaben die Ausübung des kaiserl. oberstrichterlichen Amtes verlieh. Der dadurch bewirkte Landfriede von 1290 hatte jedoch keine Dauer. Die Habsburger suchten inzwischen in S. ihre Hausmacht zu erweitern, auch die Württemberger griffen immer mehr um sich;