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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwarzes-Meer-Bezirk - Schwarzfüße
Bulgarien und Rumänien, im N. an Südrußland,
im O. an das russ. Generalgouvernement Kaukasien,
im S. an das türk. Kleinasien und steht im SW.
durch den Bosporus (s. d.), weiterhin durch das
Marmaramcer (s. d.) oder die Propontis und die
Straße de^ Dardanellen (s. d.) oder den tzellcspontus
mit dem Mittelländischen, und zwar zunäckst mit
dem Ägäischen Meere in Verbindung. Im NO. ist
es durch die Straße von Kertsch mit dem Asowscken
Meer (s. d.) verbunden. Die Größe des S. M.,
das nicht als Teil des Mittclmeers angesehen wer-
den kann, beträgt, ohne das 37 605 hkm große
Asowsche Meer, 423939 qkm. Es hat eine säst
regelmäßig ovale Form. Die größte Länge von
Westen gegen Osten ist 1154 km, die größte Breite
610 km, die geringste (zwischen der Südspitze der
Krim und dem Kap Karembe) 229 km. Das Meer
ist durchweg tief und klippcnsrei; die Tiefe nimmt
vom User ab regelmäßig zu und beträgt 70-1440,
ja bis 1950 m. Wegen seines geringen Umfangs
und der ihm zugehenden großen Ströme (Donau,
Dnjcstr, Dnjepr und Don) sowie der vielen kleinern,
aber wasserreichen Flüsse ist das Meer periodischen
Nivcauschwankungen unterworfen, die in Beziehung
zu der Wasscrfübrung dieser Zuflüsse stehen, und
außerdem ist auch sein Wasser süßer als das des
Mittelmeers. Der Salzgehalt betaust sich auf
1,9Proz. Ebbe und Flut sind nicht bemerkbar. Eine
auf der Differenz des Salzgehalts der Meere im
Norden und Süden von Konstantinopel beruhende
Strömung wälzt sich gegen den Bosporus, dringt
durch ihn und die Dardanellenstraße und vermischt
ihre Gewässer mit denen des Ägäischcn Meers, in
welchem sie, nachdem sie ihren Lauf nock ungefabr
67 km fortgefetzt, gänzlich verschwindet. Diese Strö-
mung nimmt bei starken Brisen eine Schnelle von
3^ bis 4 Knoten an und erfordert beim Einlaufen
in das S. M. befondere Aufmerksamkeit. Unter
dieser Oberströmung dringt eine submarine Strö-
mung aus dem Mittelmeer nach Norden ein, wo-
durch es sich erklärt, daß das S. M., trotz der Masse
des ihm zugeführten Flußwasscrs, überhaupt noch
nicht ausgesüßt ist. Die mittlere Jahrestemperatur
ist 13,8° c. (die des Mittelmecrs 19,6). Von 800 m
an stößt man auf eine stetige Temperatur von 8° <^.,
währenddem an der Oberfläche im August 21° be-
obachtet werden. Das Klima zeigt sich an den Ge-
staden nicht überall so mild, wie es die südl. Lage
zwischen 41 und 46^° der Breite erwarten läßt,
und es gehört zu den vielen Eigentümlichkeiten des
S. M. auch das Gefrieren, wovon zwei Beispiele
(401 und 762) bekannt sind. Die Häfen von Feo-
dosia und Sewastopol bleiben, soweit geschichtlich
nachweisbar, stets offen. An der Nordküste sind vor-
herrschend Nordwinde, im Asowschen Meer und an
der kaukas. Küste Ostwinde. An der anatolischcn Küste
herrscht Westwind vor, in Noworossijsk Nordostwind
(Bora). Die Südküste der Halbinsel Krim, die klein-
asiat. und kaukas. Gestade sind von boben Gebirgen
begrenzt und gewähren, wie zum Teil auch Bul-
garien und Rumelien, gute Ankerplätze. Das Tonau-
delta und das ganze Küstengebiet zwischen demselben
und dem nördl. Teile der Krim sind flack. Die um-
gebenden Gebirge rufen auf dem S. M. zablreicke
und wechselvolle Luftströmungen bervor, welche be-
sonders im Herbst zahlreiche und heftige Stürme
veranlassen, die aber gewöhnlich nicht über 12 Stun-
den anhalten. Ihre Furchtbarkeit fowie die strenge
des Klimas ist indes früher sehr übertrieben worden.
Zu den Stürmen gesellen sich namentlich im Winter
gcfäbrliche Nebel, die den Horizont bei Tage in
Dunkel hüllen und dem Meere die Bezeichnung des
"schwarzen" verschafft haben, welche schon 1225 bei
den Mongolen und Tataren, seit dem 13. Jahrh,
bei den Venctianern und Genuesen vorkommt.
Im frühern Altertum hieb das Meer infolge der
Schilderungen des Argonautenzugs?ont08 ax6N08
(axewoz), d. i. ungastliches Meer. Nachdem sich
aber die Griechen durch Hanoclsfabrtcn und zahl-
reiche Kolonien die Gestade desselben erschlossen,
wurde der Name in?ont08 Lnxowos, d. i. gastliches
Meer, verwandelt. Infolge der Eroberung Kon-
stantinopels durch die Türken (feit 1453) sahen sich
die europ. Nationen von dem S. M. wieder aus-
geschlossen. Erst gegen Ende des 18. Jahrh, wurde
das Meer dem Handel aufs neue geöffnet, während
mcbrfachc Verträge den Kriegsschiffen den Eingang
versagten. Da aber die Handelsschiffe fast aus-
schließlich die Nordscite (Odessa) besuchten, so ver-
fiel der übrige, größere Teil des Meers wieder in
seinen alten schlimmen Ruf. Die Anwefenheit der
engl. und franz. Flotten im Orientkrieg gestattete
erst genauere wissenschaftliche, besonders topogr.
z Forschungen anzustellen. Zugleich eröffnete der Aus-
! gang dieses Krieges den beinabe zum russ. Binnen-
, mecr gewordenen Pontus den Flaggen aller Natio-
! nen. 1893 belief sich der Export der russ. Schwarz-
mecrhüfcn auf 283,4 Mill. Rubel und der Import
auf 72,2 Mill. Rubel. Es liefen ein (1893) 31208
Schiffe, darunter 39 unter dcutfcher Flagge; es
liefen aus 30979 Schiffe (41 unter deutscher Flagge).
Die Inseln des Meers sind Vcresanj im Südosten
von Otschakow, Kefken an der anatolischen Küste und
die kleine Schlangeninsel (s. d.). - Vgl. Dureau de
la Molle, (-eoFi-apins pl^si^us ä6 1a mer ^.oiro
(Par. 1807); Preller, Über die Bedeutung des S. M.
sür Handel und Verkehr der Alten Welt (Dorp.
1842); Taibout de Marigny, II^äi-vFi-a^liis äo 1a
M6r Xoii-6 (Trieft 1856); die Arbeiten von E. von
Maydell (russisch in "Noi'8ko^ 8dornik", 1884),
Makarow (russisch in "^pi3ki" der Petersburger
Akademie, 1885), C. Vrückner (in der "Meteorolog.
Zeitschrist", 1886, und den "Annalen der Hydro-
graphie", 1888).
Schwarzes-Meer-Bezirk, russ.öernomoi-Zk^
okrnZ (^8cu6i'M0M0i'3k^ okrug), Verwaltungs-
bezirk im nordwestl. Teil des russ. Generalgouverne-
ments Kaukasien, am ^üdabhange des westl. Kau-
kasus und längs der Nordostküste des Schwarzen
Meers sich sckmal hinziehend, grenzt im NO. ans
Kubangebict, im SO. an das Gouvernement Kutais
und hat 7346,5 l^km mit 23000 E., d. i. 3,3 auf
1 hkm. Die ursprüngliche tscherkess. Bevölkerung
siedelte 1864 in die Türkei über. Seitdem haben sich
angesiedelt Russen, Kleinrusscn, Czechen, Deutsche
und Rumänen. Die Hauptstädte sind Noworossijsk
(Sitz der Verwaltung) und Anapa.
Schwarzes-Meer-Dampfschiffahrt, rus
sische, s. Russische Schwarzes-Meer-Dampfschiff-
fabrt. Industrie von Baku (s. d.).
Schwarze Stadt, Mittelpunkt der Petroleum-
Schwarze Woche, die Karwoche (s. d.).
Schwarzfärben, s. Färberei (Bd. 6, S. 573d).
Schwarzfirnis, eine Art Vernsteinfirnis (s.
Vernstcinindustrie). ^Schwarze Flaggen.
Schwarzflaggen, Bewohner Tongkings, s.
Schwarzfuchs, s. Fuchs und Fuchsfelle.
Schwarzfütze, Indianerstarmn, s. Blackfeet.