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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Schweiz

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Schweiz (Landwirtschaft)

2060, in Graubünden 13 Bewohner. Am stärksten bevölkert ist die Hochebene, am schwächsten die Hochalpen, in denen die obersten Winterdörfer bis zu 1200 m ansteigen (Juf im Avers 2133 m) und das Hospiz des Großen St. Bernhard (2472 m) sowie die meteorolog. Station des Sentis (2500 m) die höchsten Winterwohnungen sind. Die Städte zeigen oft noch mittelalterlichen Charakter; die Dörfer sind in der Hochebene meist stattliche, weitläufig angelegte, in den Alpen gewöhnlich eng zusammengedrängte Häusergruppen. In den Voralpen verteilt sich die Bevölkerung oft nach german. Sitte auf vereinzelte Gehöfte und bildet weit zerstreute Gemeinden, deren Mittelpunkt nur durch die Kirche bezeichnet wird. Großstadt ist nur Zürich, welches 1. Juni 1894 infolge der Vereinigung der frühern Vororte (1893) 123147 (Wohnbevölkerung 121057) E. zählte. Von den 3185 Gemeinden sind daneben die größten Basel (70303 E.), Genf (52638, mit 3 Ausgemeinden 80111 E.), Bern (47150), Lausanne (34049), Chaux-de-Fonds (25835), St. Gallen (27842) und Luzern (20571 E.).

Die Wohnbevölkerung verteilt sich folgendermaßen auf die einzelnen Kantone:

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Kantone Bodenfläche ohne die Seen qkm Wohnbevölkerung Einw. auf 1 qkm Religionsbekenntnis Muttersprache

Protestanten Katholiken Israeliten Deutsch Französisch Italienisch Romanisch

Zürich 1647,8 337183 204 293576 39768 1349 331697 1965 2063 217

Bern 6761,7 536679 79 466785 67087 1195 449668 85319 1243 56

Luzern 1435,5 135360 94 7734 127336 201 134297 437 497 24

Uri 1055,8 17249 16 365 16875 1 17027 20 184 16

Schwyz 854,2 50307 59 1023 49277 2 49732 156 350 57

Unterwalden ob dem Wald 463,5 15043 32 335 14706 - 14702 30 300 7

Unterwalden nid dem Wald 258,4 12538 48 112 12424 - 12116 14 402 3

Glarus 684,1 33825 49 25950 7804 13 33458 51 206 96

Zug 205,3 23029 112 1372 21626 17 22749 125 120 16

Freiburg 1595,5 119155 75 18589 100403 125 37192 81577 337 9

Solothurn 791,4 85621 108 21655 63706 145 84207 1213 144 3

Basel-Stadt 35,8 73749 2060 50081 22132 1086 71113 2040 346 57

Basel-Landschaft 424,9 61941 147 48698 12921 165 61507 303 115 6

Schaffhausen 294,2 37783 128 32840 4761 28 37510 147 79 7

Appenzell-Außerrhoden 260,5 54109 223 49549 4444 23 53757 71 240 20

Appenzell-Innerrhoden 158,5 12888 73 673 12213 - 12849 8 28 2

St. Gallen 1942,2 228174 117 92087 135227 544 225583 471 1461 392

Graubünden 7169,7 94810 13 51937 42797 13 43671 173 13721 37036

Aargau 1395,5 193580 139 106351 85835 1051 192859 465 163 32

Thurgau 873,7 104678 122 74219 30210 57 104078 195 271 61

Tessin 2752,0 126751 46 1033 125279 9 1843 242 124502 71

Waadt 2826,7 247655 89 224999 21472 603 23873 218358 3398 49

Wallis 5229,7 101985 19 825 101108 1 32471 68602 883 4

Neuenburg 712,3 108153 152 94449 12456 740 22579 83762 1498 19

Genf 247,0 105509 423 50975 52297 701 12317 89111 2579 97

Schweiz: 40075,9 * 2917754 73 1716212 1184164 8069 2082855 634855 155130 38357

* Ausschließlich der Seen (1343,2 qkm).

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Der Abstammung nach sind die deutschen Schweizer Alamannen, vielleicht mit geringer Beimischung von Burgundionen, die italienischen und französischen Keltoromanen, jene mit Langobarden, diese mit Burgundionen vermischt. Die Romanen und Ladiner Graubündens gelten als Nachkommen der alten Rhätier. Der Verschiedenheit der Abstammung und der Lebensbedingungen entspricht die Verschiedenheit im Volkstypus. Schlanker Wuchs, dunkle Augen, schwarzes Haar, ins Bräunliche spielende Hautfarbe und größere Lebhaftigkeit und Beweglichkeit unterscheiden im allgemeinen trotz vielfacher Vermischung immer noch den welschen Schweizer von seinem blondhaarigen, helläugigen, breiter und stärker gebauten Volksgenossen alamann. Blutes. Im ganzen sind die Schweizer ein gesunder und kräftiger Menschenschlag. Durch breiten, gedrungenen Wuchs zeichnet sich besonders die Landbevölkerung der Gegenden mit vorherrschendem Ackerbau aus; die Hirten der Alpen sind schlanker gebaut.

Die Zahl der Geburten betrug (1893) 88100, darunter 3203 Totgeburten, der Eheschließungen 21884, der Sterbefälle 61059. Im J. 1893 wanderten 6177 Personen nach überseeischen Ländern aus, darunter 5637 nach den Vereinigten Staaten und 317 nach Argentinien. Im Deutschen Reich lebten (1890) 40017 (21927 männl., 18090 weibl.), in Österreich-Ungarn 7813 (3462 männl., 4351 weibl.) und in Frankreich (1891) 83117 (45416 männl., 37701 weibl.) Schweizer.

Landwirtschaft. Von dem produktiven Lande (29684,7 qkm) entfallen 21290,9 qkm auf Acker-, Garten-, Wiesen- und Weidland, 8064,4 auf Waldfläche und 329,4 auf Rebland. Der hohe Anteil an Ackerland rührt daher, daß der breite Landstrich zwischen Genfer See und entlang der Aare bis zum Bodensee und der größte Teil des Juragebietes zur Hügellandschaft gehören, wo Acker-, Obst- und Weinbau bedeutend sind. Der Ackerbau liefert infolge starker Zunahme der Wiesenkultur auf Kosten der