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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Schwerstein - Schwertorden (Ritterorden)
sen und mancherlei Gruppen, schalige, stengelige,
faserige und körnige, auch dichte Aggregate. Die
Karte beträgt 3 brs 3,5, das spec. Gewicht 4,3 bis
4,7. Das Mineral ist bisweilen wasserhell, meist
blaßrötlich oder blaßgelblich, auch bläulich und grün,
glas- oder fettglünzend. Chemisch besteht es aus
Varyumsulfat, 1^3(>i, analog zusammengesetzt dem
Cölestin und Anglcsit, mit denen der E. auch iso-
morph ist; manche Varietäten enthalten etwas
Strontium. Vor dem Lötrohr zerknistert er heftig
und schmilzt sehr schwer; von Salzsäure wird er
nicht angegriffen. Er findet sich sowohl auf vielen
Erzgängen als in Hohlräumcn sedimentärer Ge-
birge; den Eruptivgesteinen ist er fast ganz fremd.
Bekannte Fundorte schöner Krystalle sind: Freiberg
und Marienberg in Sachsen, Clausthal, Pribram
und Svarov in Böhmen, Felsödanya in Ungarn,
Kapnik in Siebenbürgen, Courtade in der Auvergne,
Dufton bei Bristol. Zu Chaudefontaine bei Lüttich
kommen schöne faserige Varietäten vor, zu denen
auch der Bologneser Spat (s. d.) aus den Mergeln
des Monte-Paterno bei Bologna gehört. Durch S.
cementierte Sandkugeln liegen in den tertiären
Sanden von Krcuznach a. d. N. Bei Meggen in West-
falen finden sich mächtige Lager von dichtem S. von
über 1000 in Erstreckung. Der weiße derbe S. wird
zur Darstellung von Baryumprüparaten verwen-
det; pulverisiert wird er wegen seines bohen speci-
fischen Gewichts zur Verfälschung des Vleiweihes,
des Mehls u. s. w. gemißbraucht.
Schwerstein, Mineral, s. Scheclit.
Schwert, Nahwasfe des Altertums und Mittel-
alters, im allgemeinen mit breiter, gerader Klinge,
in den frühern Zeiten mit einfachem Griff ohne
Bügel und einem zwiscbcu Klinge und Griff befind-
lichen Querteil (Parierstange). Die Griechen
führten in homerischer Zeit ein längeres Vronze-
schwcrt, später meist ein kürzeres, breites Eisen-
schwert. Die Nömer vertauschten das anfangs von
ihnen geführte kurze einschneidige S. (6N818) noch
vor dem zweiten Punischen Kriege mit dem sog.
spanischen S. (gl^äiuZ), welches etwa 60 cin lang,
zweischneidig, am Griff handbreit und nach vorn
spitz zulaufend war und vorzugsweise als Stoßwaffe
gebraucht wurde. Die Germaucn führten in der
ersten Zeit des Mittclalters eine Epatha (s. d.) ge-
nannte Hiebwaffe, daneben befondcrs die Sachsen
den kurzen Sar (s- d.). Im wcitern Verlauf des
Mittelalters wurden die S. immer länger und
schwerer und dienten fast nur noch als Hiebwaffe. Im
16. Jahrh, erreichten die Schlagschwerter, d. h. die
ausschließlich zum Hauen bestimmten S. im Gegen-
satz zu dem gleichzeitig aufkommenden Etoftdegen
in den Flambergen und Zweihänoern eine
Länge von fast 2 in, während die Landsknechte im
allgemeinen (ausgenommen die mit Zwcihändern
bewaffneten Schwcrtschwinger) ein kurzes breites
E. trugen. Nach dem Aufkommen der Feuerwaffen
verwandelten sich die S. in die modernen Formen
des Seitengewehrs (s. d.). In der deutschen Sage
führen einzelne S. vollkommen individuelle Namen,
so z. V. Balmung, das E. Siegfrieds, und Durendart
(s. d.). - Über'S. im Bauwesen s. Kreuzstrebcn.
Schwert, eine hölzerne oder eiserne (flossenartige)
Fläche, die seitlich oder in der Mitte von flachbodigen
Fahrzeugen ins Wasser gesenkt wird, um den Kiel
zu ersetzen. Das E. bangt oben an einem Scharnier-
bolzen, ist unten beschwert mit Blei, und wird mit
einer unten befestigten Kette je nach Bedarf gehoben
und gesenkt. Schwertboote sind Segelboote, die
in ihrer Mitte einen wasserdichten, unten offenen
Kasten haben, worin das S. sich bewegt. Das S.
muß namentlich beim Segeln "bei dem Winde" her-
untergelassen werden, um die Stabilität des Bootes
zu erhöhen. Erdens (s. d.) in Livland.
Schwertbrüder, die Mitglieder des Schwert-
Schwerte, Stadt im Kreis Horde des preuß.
Reg.-Bez. Arnsberg, rechts an der Ruhr, am Süd-
fnft des Ardey, an den Linien Holzminden-S. (164,i
Ivm), S.-M.-Gladbach (92,9 km) und Vebra-Cafsel-
S. (247,7 km) der Preuß. Etaatsbahnen, Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Hagen), hat (1890)
8454 E., darunter 2082 Katholiken und 150 Israe-
liten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, evang.
Kirche mit geschnitztem Hochaltar (1523) und Glas-
gemälden (14. und 15. Jahrb.), kath. Kirche, Rek-
toratschule, höhere Mädchenschule; Puddlings- und
Drahtwawverk, Blechwalzwerk, Fabriken für Ma-
schinen, Eisen- und Stahlwaren, Nickelhütte.
Schwertel, Pflanzengattung, s. (^äiow8.
Schwertertanz, bei den Germanen die älteste
durch Tacitus' "(^rmiiniw), Kap. 24, berichtete Art
öffentlicher Schauspiele, die im Tanz der Nürn-
berger Messerschmiede, dithmarscher, westfäl., stei-
rischer und anderer Bauern lange fortlebte und
durch Bischof Olaus Magnus im 10. Jahrb. bei
den Schweden bezeugt ist. Es kam dabei ebenso auf
Fechtgcwandthcit wie auf anmutige Gruppenbildun-
gen an, bei denen die Schwerter fog. Rosen bilden
mußten. Auch bei andern Völkern kommen S. vor.
- Vgl. Müllenhosf, Über den S. (Festgaben für
Homeyer, Verl. 1871).
Schwertfeger, Verfertiger von Schwertern',
dann überhaupt Waffenschmied.
Schwertfisch (Xiz)1ii^8), ein den Makrelen ver-
wandter Stachclflosser, der sich durch den fehr
langen, schwertförmig verlängerten Oberkiefer aus-
zeichnet. Der Rumpf ist mit sehr kleinen Sckuppen
bekleidet, die Vauchflossen fehlen und eine nur vorn
erhöhte, sonst sebr niedere Rückenflosse läuft auf dem
Rücken hin. Der gemeine S. (Xipliia^ ^I3,äiu8 ^.,
s. Tafel: Fische III, Fig. 1), der sich besonders im
Mittelländischen Meere, aber auch im Atlantischen
Ocean bis in die Nord- und Ostsee findet, wird etwa
5 m lanq und über 200 I(F schwer; oberseits ist er
schwärzlickblau, unterseits silberweiß und besitzt ein?
große halbmondförmige Schwanzflosse und sichel-
förmige Brustflossen. Die Länge des Schwertes
beträgt ungefähr ein Drittel der Körperlänge. Das
fleisch der jüngern ist schmackhaft, weshalb dieser
Fisch besonders um Calabrien und Eicilien mittels
Harpunen gejagt wird. Die S. der südl. Meere
zeichnen sich durch eine große, im Haldkreise aus-
gespannte Rückenflosse aus und werden daher als
besondere Gattung (Hiätiopnoi-iiL) abgetrennt.
Schwertleite, Schwertnahme oder Ritter-
schlag, die Aufnahme der Knappen in die Ritter-
Schwertlilie, s.1ri8. Schaft, f. Ritterwefen.
Schwertmagen, s. Mage.
Schwertorden, ein nach dem Muster des
Templerordens (s. Tempelherren) von Bischof Albert
)202 zu Riga unter den: Namen "Brüder der Ritter-
schaft Christi in Livland" gegründeter Orden, dessen
Ritter einen weißen Mantel mit zwei auf der Brust ge-
kreuzten roten Schwertern trugen. Papst Inno-
cenz 114. bestätigte 1204 den S. und verpflichtete dessen
^ Meister zum Gehorsam gegen den Bischof. Der erste
! Meister war Vinno von Rohrbach in der Ordensburg