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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Seckendorff

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Seckendorff (Adelsgeschlecht) - Seckendorff (Gust. Ant., Freiherr von)

erste luth. Kirchenhistoriker seiner Zeit. Sein staatswissenschaftliches Hauptwerk, der «Deutsche Fürstenstaat» (Frankf. 1656), blieb lange Zeit die Grundlage für den polit. Unterricht auf den deutschen Universitäten. Sein berühmtestes Werk ist der «Commentaris historicus et apologeticus de Lutheranismo» (Lpz.1688; neue Ausg. 1692 u.1694), eine aktenmäßige Widerlegung der Geschichte des Luthertums von dem Jesuiten Maimbourg.

Seckendorff, altes, in Deutschland, Österreich und Ungarn verbreitetes Adelsgeschlecht, das seinen Namen nach dem zwischen Cadolzburg und Langenzenn gelegenen Burghofe, jetzt Dorfe Seckendorf, führt. (Vgl. Schönhuth, Das Wappen der S. in Vorzeit und Gegenwart, Bd. 1, Stuttg. 1861.) Die nachweisbare Abstammung leitet die Familie von Ludwig von S. ab, der in einer Vamberger Stiftungsurkunde von 1262 genannt ist. Unter König Adolf von Nassau blühten bereits elf verschiedene Linien, deren ausgebreitetes Besitztum sich über den Zenn- und Aischgrund und namentlich über die Ritterkantone Steigerwald, Rhön-Werra, Altmühl, Gebürg und Odenwald erstreckte, wodurch das Geschlecht zur reichsunmittelbaren Ritterschaft gehörte. Schon im 14. Jahrh, waren die S. Erbtruchsessen und Erbschenken der Burggrafen von Nürnberg, in deren Auftrage Ehrenfried von S. die Markgrafschaft Brandenburg erwarb. Drei Enkel Ludwigs von S., Aberdar II., Gaudentius und Friedrich, gründeten die drei noch bestehenden Linien.

A. Die Aberdarische Linie, in Franken, Württemberg und Preußen angesessen, wurde 1706 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und besteht zur Zeit aus den Häusern Sugenheim-Weingartsgreuth, Sugenheim-Wonfurt, Unternzenn-Ebneth und Groningen-Erkenbrechtshaufen, sowie dem Hause Obernzenn, das seit 1810 im württemb. Grafenstande blüht. Haupt dieser Linie ist jetzt Graf Karl von S., geb. 18. März 1847.

B. Von der Gudenter (neuere Schreibweise: Gutender) Linie starb Friedrich Heinrich von S. (s. d.), der als kaiserl. Generalfeldmarschall nach seiner Rückkehr aus Sicilien 1719 von Kaiser Karl VI. den Reichsgrafenstand erhielt, 1763 ohne Nachkommen. Seines Bruders Ernst Ludwig drei Söhne begründeten die drei Häuser Meuselwitz-Linderode, Obernzenn und Kölzen. Aus letzterm stammt Adolf Franz Karl von S. auf Kölzen (geb.30.Okt. 1742, gest. 9. Nov. 1818), sächs. Geheimrat und Direktor der Stände des Stifts Merseburg, der 1816 von König Friedrich Wilhelm III. in den Grafenstand erhoben wurde. Zum Hause Obernzenn gehörte Joachim Ludwig von S., vermählt mit einer Urenkelin Sebastian Schertlins von Burtenbach; er war fürstbischöfl. bambergischer Landeshauptmann und erhielt 1632 von Herzog Ernst dem Frommen den Oberbefehl über die sächs. Hilfstruppen beim schwed. Heere. Auf Betrieb Erzherzog Leopolds ließ er sich wegen seines Übertritts zur kaiserl. Armee auf vorgreifende Friedensunterhandlungen mit Piccolomini ein und wurde, verraten, von den Schweden 1642 in Salzwedel kriegsrechtlich enthauptet.

C. Der Rinhofer, von Friedrich abstammenden Linie, die zur Zeit noch in Preußen, Hessen und Bayern blüht, gehörte Kaspar von S. an, der 1590-95 Fürstbischof von Eichstätt war.

Seckendorff, Friedr. Heinr., Reichsgraf von, österr. Feldmarsch all und Diplomat, ein Neffe von Veit Ludwig von S., geb. 5. Juli 1673 zu Königsberg ^[Spaltenwechsel] in Franken, studierte 1688 - 93 zu Jena, Leipzig und Leiden die Rechte und trat 1693 in das engl.-Holland., später aber in das kaiserl. Heer, in dem er unter Ludwig von Baden am Rhein und unter Prinz Eugen 1698 gegen die Türken kämpfte. Im Spanischen Erbfolgekriege zeichnete er sich 1704 bei Höchstädt aus, focht, zum Oberst ernannt, in den Schlachten bei Ramillies 1705 und Oudenaarde 1708, war bei der Belagerung von Ryssel sehr thätig, trat dann als Generalmajor in sächs.-poln. Dienste und führte 1710 und 1711 die sächs. Hilfstruppen in Flandern. Als poln. Gesandter im Haag nahm er an den Verhandlungen des Utrechter Friedens teil. Nachdem er die Unruhen in Warschau gestillt hatte, wirkte er 1715 zum Falle Stralsunds mit und trat 1716 als Feldmarschalllieutenant in österr. Dienste. Er focht unter Eugen bei Belgrad und 1718 in Sicilien gegen die Spanier, wurde 1719 Reichsgraf und war 1721-26 Gouverneur von Leipzig. Hierauf ging er, bereits 1723 zum Feldzeugmeister ernannt, als Botschafter nach Berlin, brachte 12. Okt. 1726 den Vertrag von Wusterhausen und 23. Dez. 1728 den geheimen Berliner Vertrag zwischen Preußen und Österreich zu stande, in dem sich Preußen aufs engste an die kaiserl. Politik anschloß. Später bereiste er mehrere Höfe, um sie zur Anerkennung der Pragmatischen Sanktion zu bewegen, und wußte 1733 beim Ausbruch des Polnischen Thronfolgekrieges Friedrich Wilhelm I. zur Stellung von 10000 Mann Hilfstruppen zu vermögen. Er selbst wurde 1734 zum Reichsgeneral der Kavallerie ernannt, überstieg mit 30000 Mann den Hunsrück und schlug 20. Okt. 1735 die Franzosen bei Klausen. 1737 im Kriege gegen die Türken erhielt er als Feldmarschall den Oberbefehl, wurde aber wegen des kläglichen Verlaufs desselben zurückberufen, seiner Würden enthoben und zu Graz gefangen gesetzt. Bei Maria Theresias Thronbesteigung wurde S. 1740 rehabilitiert, trat aber bald in die Dienste Karls VII. von Bayern, erhielt im Österreichischen Erbfolgekrieg den Oberbefehl des bayr. Heers, befreite München und drängte die Österreicher nach Böhmen zurück. Von den Franzosen im Stich gelassen, mußte er die gewonnenen Vorteile wieder aufgeben; doch drang er 1744 noch einmal siegreich vor und führte den Kaiser nach München zurück. Nachdem er den Oberbefehl, niedergelegt hatte, wirkte er nach des Kaisers Tode den Frieden zu Füssen (22. April 1745) aus. S. lebte dann auf seinem Gute Meuselwitz bei Altenburg bis 1758, wo ihn Friedrich II. wegen eines für Preußen nachteiligen Briefwechsels mit Österreich verhaften und nach Magdeburg abführen ließ, wo er ein halbes Jahr gefangen gehalten wurde. Er starb 23. Nov. 1763 in Meuselwitz. - Vgl. Versuch einer Lebensbeschreibung des Feldmarschalls von S. (4 Bde., Lpz. 1792-94); Seeländer, Graf S. und die Publizistik zum Frieden von Füssen (Gotha 1883).

Seckendorff, Gust. Ant., Freiherr von, Schriftsteller und Dichter, geb. 20. Nov. 1775 zu Meuselwitz, trat 1799 in kursächs. Staatsdienst, wurde 1804 Amtshauptmann zu Torgau und 1807 Kammerdirektor in Hildburghausen. Nach Niederlegung dieses Amtes hielt er 1808-11 unter dem Namen Patrik Peale an verschiedenen Orten ästhetische Vorlesungen und suchte durch plastisch - mimische Musterdarstellungen (Attitüden, s. d.) auf die Hebung der deutschen Schauspielkunst einzuwirken. 1812 habilitierte er sich an der Universität Göttingen, übernahm