Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

824
Seiger (im Bergbau) - Seilbahnen
Seiger, im Bergbau, s. Saiger.
Seignettesalz (spr. ßänM-), s. Weinsäure.
Seigneur (frz., spr. ßänjöhr; vom lat. senior,
d.i. der Altere, und zwar von der Form des Accusativs
86ni0r6in), auch gekürzt in Sieur, hieß ehedem in
Frankreich derjenige, der als Lehn oder freies Allod
ein erbliches Territorium oder wenigstens darüber
die hohe oder niedere Gerichtsbarkeit (3.^i5tici6r)
besaß. Ein solches Territorium nannte man
Seigneurie, den Inbegriff der Rechte aber, die
daran hafteten, Seigncuriage. Später jedoch
wurde unter Seigneuriage besonders das königl.
Münzrecht verstanden. Gegenwärtig bedient man
sich des Titels S. nur gegen souveräne Fürsten;
Prinzen, herzöge, Erzbischöfe werden mit Mon-
seigneur tituliert. Auch "Herr Gott" wird im
franz. Kirchenstil mit S. ausgedrückt. Grand-
scigneur heißt im gesellschaftlichen Leben der-
jenige, dessen Sitten und Lebensart den Mann von
vornehmer Abkunft und großem Vermögen verraten.
Eine andere, vom Nominativ Leinöl abgeleitete Vil-
dung ist Sire, soviel als gnädiger Herr, welches
Wort bei Anreden an Monarchen gebraucht wird.
Seihbottiche, s. Filtrieren.
Seikhs, falscke Schreibung für Sikhs (s. d.).
Seil, durch Spinnen und Zwirnen hergestelltes
Fasergebilde von ungefähr kreisförmigem Quer-
schnitt, das stärker als eine Schnur, aber schwächer
als ein Tau ist. Unter Seilerwaren versteht man
alle durch die Methoden der Seilerei (s. d.) her-
gestellten Fasergebilde vom schwächsten Bindfaden
bis zum stärksten Tau. Das zu Seilerwaren am
meisten verwendete Material ist Hanf, der sich durch
die groi;e Länge und Festigkeit seiner Fasern vor-
züglich für diesen Zweck eignet (s. Hanfseil); Hanf-
werg wird zu geringern Schnüren und zu Sackband
verarbeitet. Für ganz feine Bindfäden und zum
Weben von Gurten (s. d.) kommt Flachs zur Ver-
wendung; Flachswerg benutzt man zu Stricken oder
zu groben Gurten. Baumwollene S. finden in
neuerer Zeit als Transmissionsseile eine ausge-
dehnte Verwendung. Die dem Hanf oder Flachs
ähnlichen Pflanzenfasern kommen, in derselben Weise
wie diese vorbereitet, in die Werkstätte desSeilers.
Aus Lindenbast, Kokosnußbast, Pferde- und Kuh-
haaren, selbst aus Stroh, hobclspänen und Holz-
wolle werden Vindcstricke, Vrunnenscile und Trocken-
schnüre für Papierfabriken verfertigt.
Unmittelbar aus Fäden zusammengesetzt werden
die meist aus zwei rechts gedrehten Hanffäden nach
links zusammengedrehten (zweischäftigen) Bind-
fäden; Sackband mit stärkerm Draht als Bind-
faden; Stricke aus drei bis vier sehr groben Fäden
bestehend, welche mit rechter Drehung sehr drall
gesponnen, dann durch linke, gleichfalls starke
Drehung vereinigt sind, und einzelne Sorten hän-
fener Schnüre, die aus drei links gesponnenen,
durch Nechtsdrchen vereinigten Fäden bestehen. Zu
den aus Litzen (schwach gedrehten Schnüren) zu-
sammengesetzten Waren gehören die hänfenen
Stränge (Zugstränge), welche gleich den stricken
von einem Ende zum andern dünner zulaufend her-
gestellt und am dicken Ende mit einer Schlinge ver-
sehen werden; dieselben sind aus vier Litzen, deren
jede drei bis vier Fäden enthält, zusammengedreht.
Die Drehung ist beim Spinnen rechts, beim Ab-
schnüren (Vereinigung der Fäden zu Litzen) links,
beim Seilen (Bildung des Strangs aus den Litzen)
wiederum rechts. Die aus Litzen zusammengesetzten
Schnüre haben ein feineres und schöneres Aussehen
als die direkt aus Fäden zusammengedrehten. Man
bildet die Schnur regelmäßig aus drei Litzen, giebt
jeder Litze entweder wenige grobe, auf dem Seiler-
rade (s. Seilerei) gefponnene Fäden oder mehr der-
selben und feinere, die wie gewöhnliches Garn auf
dem Trittrade gesponnen sind.
Dickere Sorten von Schnüren nennt man Lei-
nen; von diesen sind die dicksten die Fangleinen
zum Gebrauch auf Schiffen. Die stärksten Gattun-
gen aller Seilerwaren bilden die S. und Taue,
deren Stärke man durch Messen ihres Umfangs
anzugeben pflegt. Die zum allgemeinen Gebrauch
bestimmten S. sind gewöhnlich vierschäftig, d. h. sie
bestedcn aus vier Litzen, mit einem geraden dünnen
E. (Seele) in der Mitte. Die Fäden sind links ge-
fponnen, die Litzen rechts gedreht und die Drehung
im S. ist wiederum links. Die Sckisf staue sind
aus groben Fäden mit rechter Drehung gesponnen.
Ein Tau besteht meist aus drei oder vier Litzen und
hat im letztern Falle eine Seele, um den Zwischen-
raum in der Mitte auszufüllen. Die allerstärkstcn
Taue bildet man aus Litzen mit geringerer Faden-
zahl, deren je drei zu einem S. zusammengedreht
sind, indem man es aus drei bis vier solchen (^. und
einer Seele herstellt. Die Schiffstaue sind mit we-
nigen Ausnahmen geteert, und zwar wird entweder
das Teeren mit der fertigen Ware vorgenommen
oder schon geteertes Garn verarbeitet. Das wider-
standsfähigste S. ist das Drahtseil (s. d.). über die
Verwendung des S. als Transmisswnsorgan s. Seil-
trieb; über die Seilfabrikation s. Seilerei..
Seiland, norweg. Infel im SW. von Hammer-
fest (s. d.), in Finmarken, 593 q>1im groß, bis 1075 in
hoch und stark vergletschert, mit etwa 300 E.
Seilbahnen, im weitern Sinne alle Bahnen,
bei denen zur Beförderung der Fahrzeuge das Seil
in Anwendung kommt, so die Seilebenen (s. d.), ge-
wisse Bergbahnen (s. d.) und die Kabelbahnen
(s. Straßenbahnen). Unter S. im engern Sinne,
auch Drahtluftbahnen, Luftseilbahnen,
Hängebahnen genannt, versteht man ein für Berg-
werks- und andere gewerbliche Zwecke Anwendung
findendes Transportfystem, bei welchem die Lauf-
bahn für die Nader der Förderwagen mittels eines
über eine Anzahl Unterstützungen frei durch die Luft
gespannten Drahtes oder Drahtseils gebildet ist.
Man wendet dieselben besonders vorteilhaft üdnall
da an, wo es sich darum handelt, große Terrain-
schwierigkciten zu überwinden, und die zu fördernde
Last in einzelnen Partien von 150 bis 500 kg Ge-
wicht befördert werden kann.
Bei den Chinesen und Indianern finden sich S.
zur Beförderung von Lasten und Menschen über
Flüsse und tiefe Schluchten schon seit Jahrtausen-
den. Die erste technisch brauchbare Seilbahn wird
in einem von Nziha aufgefundenen Codex aus dem
I. 1411 erwähnt und abgebildet. Ferner existieren
Berichte über eine 1644 in Danzig zum Erdtrans-
port benutzte Seilbabn. Größern Anforderungen
tonnten jedoch diese S. nicht genügen, da die ver-
wendeten Hanfseile nicht hinreichende Festigkeit und
Dauerhaftigkeit besaßen. Erst mit der Erfindung
des Drahtseils (1827) war für die weitere Entwick-
lung der S. der Boden geebnet. Es entstanden zu-
nächst in den fünfziger Iabren in Kärnten, Tirol
und Savoyen die unter dem Namen Berg- oder
Seilriesen bekannten Drahtseilbahnen, die
zum Holztransport dienten (s. Riesen). 1861 trat