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Sendschöffen - Seneca
Mehrzahl der in S. gemachten Funde ist der Sammlung vorderasiat. Altertümer der Berliner königl. Museen einverleibt worden, der Rest dem kaiserl. Antikenmuseum in Konstantinopel. - Vgl. Ausgrabungen zu S. (Berl. 1893 fg.); über die Inschriften: D. H. Müller, Die altsemit. Inschriften von S. (Wien 1893); Nöldeke in der "Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft" (Bd. 47); Hugo Winckler, Altorient. Forschungen (Lpz. 1893); Halévy in der "Revue sémitique" (1893); Zeitschrift für Ethnologie (Berl. 1894).
Sendschöffen, s. Sendgerichte.
Sendt., hinter lat. Pflanzennamen Abkürzung für Otto Sendtner, geb. 1814 in München, gest. 1859 als Professor der Botanik in München.
Senebier (spr. ßĕn'bĭeh), Jean, Naturforscher und Bibliograph, geb. 6. Mai 1742 zu Genf, studierte Theologie und wurde 1765 Pastor und 1773 Oberbibliothekar in Genf, wo er 22. Juli 1809 starb. Besonders geschätzt ist seine klassische Schrift "Essai sur l'art d'observer et de faire des expériences" (2 Bde., Genf 1775; 2. Aufl., 3 Bde., ebd. 1802). Die verdienstlichen Leistungen S.s bestanden in der Anwendung physik. und chem. Gesetze zur Erklärung der Lebenserscheinungen der Tiere und besonders der Pflanzen, z. B. des Sonnenlichts ("Mémoires sur l'influence de la lumière solaire etc.", 3 Bde., Genf 1782), der atmosphärischen Luft ("Rapport de l'air atmosphérique avec les êtres organisés", 3 Bde., ebd. 1807): Lehren, die er in seiner "Physiologie végétale" (5 Bde., ebd. 1800) teils angedeutet, teils ausgeführt hatte. Ferner arbeitete er für die "Encyclopédie méthodique" die Pflanzenphysiologie aus und veröffentlichte noch: "Catalogue raisonné des manuscrits conservés dans la bibliothèque de Genève" (Genf 1779) und "Histoire littéraire de Genève" (3 Bde., ebd. 1786) u. a.
Senebiēra Poir., Krähenfuß, Schweinekresse, Pflanzengattung aus der Familie der Cruciferen (s. d.), mit etwa sechs über die ganze Erde verbreiteten Arten, kleine auf der Erde liegende Pflanzen mit gefiederten Blättern und nierenförmigen kleinen Früchtchen. Die in Deutschland am meisten vorkommende Art ist S. Coronopus Poir. (Coronopus Ruellii All.), deren Kraut und Samen früher gegen Skorbut offizinell waren.
Senĕca, Indianerstamm, s. Irokesen.
Senĕca, der Name einer span.-röm. Familie, aus welcher zwei Mitglieder in der ersten röm. Kaiserzeit als Schriftsteller sich bekannt gemacht haben. M. Annäus S., der Ältere (der Rhetor), war um das J. 54 v. Chr. in Corduba (Cordova) in Spanien geboren und kam als Knabe nach Rom, wo er sich besonders unter der Leitung des Rhetors Marillus rhetorischen Studien widmete. In seine Heimat zurückgekehrt, verheiratete er sich mit Helvia, die ihm drei Söhne gebar: Novatus, Lucius S. und Mela, den Vater des Dichters Lucanus. Um das J. 3 n. Chr. kam er wieder nach Rom, wo er wahrscheinlich bis zu seinem 38 oder 39 n. Chr. erfolgten Tode lebte. In hohem Alter verfaßte er auf Bitten seiner Söhne eine Sammlung von Sentenzen und glänzenden Stellen aus den Deklamationen (Übungsreden) von Rhetoren, die er selbst gehört hatte. Das Werk trägt den Titel "Oratorum et rhetorum sententiae, divisiones, colores" und zerfällt in zwei Hauptteile von sehr verschiedenem Umfang: zehn Bücher "Controversiae", von denen das erste, zweite, siebente, neunte und zehnte vollständig, die übrigen im Auszug erhalten sind, und ein Buch "Suasoriae", dem jetzt der Anfang und der Schluß fehlt. Die erste kritische Ausgabe des Werkes besorgte Bursian (Lpz. 1857), eine neuere Kießling (ebd. 1872), die neueste H. J.^[Hermann Johannes] Müller (Prag 1887). Außerdem verfaßte S. verschiedene (jetzt verlorene) Schriften, darunter ein Geschichtswerk (Historiae), vom Anfang der Bürgerkriege bis auf die letzten Tage seines Lebens. - Vgl. Koerber, Über den Rhetor S. und die röm. Rhetorik seiner Zeit (Cass. 1864); Gercke, Seneca-Studien (Lpz. 1893).
Sein zweiter Sohn Lucius Annäus S. (der Philosoph) war um 4 v. Chr. in Corduba geboren, erhielt in Rom unter Leitung seines Vaters, der ihn zum Redner bilden wollte, eine sorgfältige Erziehung, wandte sich aber später von der Redekunst ab der Philosophie zu, in welcher er sich zu den Ansichten der Stoischen Schule, wenn auch nicht ohne einen gewissen Eklekticismus, bekannte. Er wurde 41 n. Chr. vom Kaiser Claudius wegen seines vertrauten Verhältnisses zu der Nichte desselben, Julia, auf Betrieb der Messalina nach Corsica verbannt; nach acht Jahren durch den Einfluß der Agrippina zurückberufen, bekleidete er die Prätur und wurde zum Erzieher des spätern Kaisers Nero ernannt. Nach dessen Thronbesteigung (54 n. Chr.) wurde er einer seiner vertrautesten Ratgeber. Doch ward dem Kaiser sein Mentor, so gut derselbe auch sich in die Rolle eines Hofmanns zu finden wußte, allmählich unbequem. Um der drohenden Gefahr zuvorzukommen, zog S. sich freiwillig vom Hofe zurück. Dennoch wurde er beschuldigt, an der Verschwörung des Piso teilgenommen zu haben, und zum Tode verurteilt; als besondere Vergünstigung gestattete ihm der Kaiser, sich selbst den Tod zu geben. S. ließ sich in Gegenwart einiger Freunde die Adern öffnen, und da dieses Mittel nicht schnell genug wirkte, in einem heißen Bade ersticken. Mit ihm gab sich seine Gattin Pompeja Paulina freiwillig den Tod (65 n. Chr.).
Von S. sind eine bedeutende Anzahl philos. Abhandlungen erhalten: zehn "Dialogi", ferner die Abhandlung "De clementia", die Schrift "De beneficiis" und die nur teilweise erhaltene Abhandlung "De remediis fortuitorum", dazu die "Quaestiones naturales", 124 Briefe philos. Inhalts, an seinen Freund Lucilius gerichtet, und seine beißende Satire in der prosaisch-poet. Form des Menippus auf den Tod des Kaisers Claudius u. d. T. "Apocolocyntosis" (d. i. "Verkürbsung", spöttisch für "Vergötterung"). Der Stil aller dieser Schriften ist ein sehr gekünstelter, feuilletonartiger. Unter den Gesamtausgaben seiner prosaischen Schriften sind die von Fickert (3 Bde., Lpz. 1842-45) und von Haase (3 Bde., ebd. 1872-74) hervorzuheben. Eine neue kritische Bearbeitung der "Dialogi" von Koch hat Vahlen (Jena 1879) herausgegeben, ebenso Gertz (Kopenh. 1886), eine solche der "Epistolae morales" Hilgenfeld (Lpz. 1890), der "Apocolocyntosis" Bücheler (in den "Symbola philologorum Bonnensium", ebd. 1864 fg., sowie in seiner Ausgabe des Petronius Arbiter, Berl. 1871). Eine vollständige deutsche Übersetzung haben Moser und Pauly geliefert (17 Bdchn., Stuttg. 1828-55). Vgl. Kreyher, L. A. S. und seine Beziehungen zum Urchristentum (Berl. 1886); Ribbeck, L. A. S. und sein Verhältnis zu Epikur, Plato und dem Christentum (Hannov. 1887). - Noch sind unter S.s Namen, außer den "Phoenissae" (zwei in Wirklichkeit kaum zusammengehörigen