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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seniorenkonvent – Sennâr

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Seniorat'

auf das älteste der zur Nachfolge berechtigten Familienglieder übergeht ohne Rücksicht auf die Linie oder die Gradesnähe. Selbst der Sohn des letzten Besitzers wird daher von der Nachfolge ausgeschlossen, sofern noch ein anderer Agnat (s. d.) vorhanden ist, welcher älter ist als er. Das S. kommt nur noch selten vor und ist durch einzelne Gesetzgebungen ganz ausgeschlossen. (S. Majorat.)

Seniorenkonvent, Bezeichnung für die Vereinigung der Delegierten der studentischen Korps (s. d.). Im parlamentarischen Leben bezeichnet S. im Deutschen Reichstag wie im preuß. Abgeordnetenhaus den aus den Delegierten der Fraktionen gebildeten Ausschuß, der die Zahl der Vertreter jeder Fraktion in den Kommissionen, Fragen der Geschäftsordnung u.s.w. vereinbart.

Senior Wrangler (engl., spr. ßihnĭĕr rängler), in Cambridge Bezeichnung für denjenigen Studenten, der das beste Hauptexamen in den mathem. Wissenschaften besteht.

Senjen, nächst Hindö die größte der norweg. Inseln, südwestlich von Tromsö. S. ist rauh, felsig und von öden Mooren angefüllt, zählt auf 1666 qkm etwa 3500 E. An der Westküste ist ein Nickelwerk.

Senkblei, s. Lot (Bd. 11, S. 303a).

Senkbrunnen, s. Wasserversorgung.

Senkelknüpfen, s. Nestel.

Senkfaschine, s. Steinkorb.

Senkgrube, Abortgrube, Dungstätte, Fäkalreservoir, die Grube, in welche das Abfallrohr vom Abort die menschlichen Exkremente zur Ablagerung überleitet. Die S. müssen völlig wasserdicht gemauert und darüber mit einem 2 cm starken Cementputz belegt sein; sog. Schwindgruben, in welchen die Feuchtigkeit in die offene Sohle einsickern soll, sind als gesundheitsgefährlich zu verwerfen. Von großer Wichtigkeit ist es, in der S. die festen von den flüssigen Teilen durch Separateure zu trennen, da hierdurch die Verwesung der Abfallstoffe und die Bildung übelriechender Gase vermindert wird. Die einfachste Trennungsart ist die durch ein Eisensieb, welches die Flüssigkeit in eine tiefer gelegene zweite Grube abführt. Aber auch für die getrennten Gruben ist die Desinfektion durch Mischung mit fäulniswidrigen Stoffen sehr wünschenswert, über die Abfuhr der Fäkalien aus den S. vgl. Artikel Städtereinigung. – Litteratur s. Abort.

Senkiga, s. Angelikawurzel.

Senkow, russ. Kreis und Kreisstadt, s. Sjenkow.

Senkowskij, Ossip Iwanowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 11. April (31. März) 1800 unweit Wilna, studierte in Wilna, reiste in den Orient und brachte zwei Jahre unter den Arabern zu. 1822–47 war er Professor der arab. Sprache in Petersburg. Er starb daselbst 28. (16.) März 1858. S. schrieb unter dem Pseudonym Baron Brambäus: «Phantastische Reisen» (neue Ausg., 3 Bde., Petersb. 1840; eine Sammlung von Novellen und satir. Skizzen), ferner in der «Lesebibliothek», die er seit 1834 redigierte, die Romane «Der Fall des Reiches Schirwan» (1842) und «Die vollkommenste Frau» (1845) u.a. Gesamtausgabe seiner belletristischen Werke in 9 Bänden Petersburg 1859. Unter seinem Namen veröffentlichte S. «Collectanea» (2 Bde., Warsch. 1824–25; Auszüge aus türk. Historikern zur Geschichte Polens), «Supplément à l'histoire des Huns, des Turks et des Mongols» (Petersb. 1824), und gegen Hammer-Purgstall gerichtete «Lettre du Tutundju-Oglu-Mustafa-Aga» (ebd. 1828). ↔

Senkrecht, Senkrechte, s. Lot (Bd. 11, S. 303a).

Senkrücken, Rückgratsverkrümmung, s. Lordose.

Senkschacht, s. Bergbau (Bd. 2, S. 759b).

Senkstück, s. Packwerkbau.

Senktöpfe, Blumentöpfe, s. Ablegen.

Senkung, der unbetonte Taktteil des deutschen Verses. Im altdeutschen Verse durfte, wohl infolge der deutschen Auslautgesetze, die S. fehlen, konnte aber auch aufgelöst werden, also zweisilbig sein, namentlich im ersten Takte. (S. auch Hebung.)

Über S. bei der Gebirgsbildung s. Hebungen und Senkungen.

Senkungspneumonie, s. Lungenentzündung.

Senkungsthäler, s. Thal.

Senkwage, soviel wie Aräometer (s. d.).

Senlis (spr. ßanglihs). 1) Arrondissement im franz. Depart. Oise in der Isle-de-France, hat auf 1337,57 qkm (1891) 89260 E., 7 Kantone und 133 Gemeinden. –

2) S., lat. Augustomagus, Silvanectum, Hauptstadt des Arrondissements S., 43 km im NNO. von Paris, von Wäldern umgeben, rechts an der Nonette (linkem Zufluß der Oise), an der Linie (Paris-)Chantilly-Crépy-en-Valois(-Soissons) der Nordbahn, war vom 6. Jahrh. bis zur Revolution Bischofssitz und hat (1891) 5879, als Gemeinde 7116 E., in Garnison das 9. Kürassierregiment, Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer; eine got. Kathedrale (12. bis 16. Jahrh.) mit schönem Portal und zwei Türmen, der eine 78 m hoch, die Kirche der alten Abtei St. Vincent sowie St. Frambourg aus dem 12. Jahrh. (Reitbahn) und St. Pierre (16. Jahrh., jetzt Markthalle), Reste röm. Mauern und eines mittelalterlichen Schlosses, ferner Bibliothek, Theater, Sparkasse und Gefängnis. S. hat Fabrikation von Cichorienkaffee, Schokolade und Uhrfedern, Kalkbrennerei, Brauerei, Lohgerberei und Handel mit Holz, Wolle, Wein und Leinwand. Im Frieden zu S. 23. Mai 1493 zwischen Kaiser Maximilian I. und Karl VIII. von Frankreich erhielt Maximilian Artois und die Franche-Comté.

Senn, s. Sennerei.

Senna, die Blätter von Cassia (s. d. und Sennesblätter).

Sennalatwerge, Abführmus, auch Laxierlatwerge oder schlechtweg Latwerge, Electuarium e Senna genannt, ein grünlich brauner, zäher Brei, der nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich erhalten wird durch Mischen von 1 Teil gepulverten Sennesblättern, 4 Teilen weißem Sirup und 5 Teilen gereinigtem Tamarindenmus. Sie findet als Abführmittel Verwendung.

Sennâr, auch Dschesiret (Insel) S., im engern Sinne das zwischen dem Weißen und Blauen Nil von Chartum bis Fasokl sich erstreckende Land, in weiterm Sinne als Dâr S. eine ehemals von einem Mudir verwaltete Provinz des frühern ägypt. Sudans, die südlich bis zum Fluß Sobat reichte. Meist Savannenebene, wie Kordofan, zeigt es vom 14.° nördl. Br. südwärts vereinzelte Granitberge und wird weiter nach SO. eine Vorstufe des abessin. Alpenlandes. In derselben Weise geht der Gras- und Staudenwuchs des Nordens in üppigere, von Gras und Gebüsch besetzte Steppen und schließlich im SO. in Hochwald, durchbrochen von blühenden Thallandschaften, über. Die Ebene besteht aus einem an Geschieben reichen Schwemmlande, welches von den Abessinischen Alpen bis zum Weißen Nil Gold führt. Raseneisenstein liefert vortreffliches Roheisen. Im Pflanzenreiche zeichnen sich die Adansonien aus, ferner Akazienarten, Tamarinden, baum-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 860.