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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Siphonia – Sirenen (in der Mythologie)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Siphon'

fremden Stoffe zurückhält; durch eine mit einem Deckel verschraubte Öffnung sind die S. zugänglich. – Über S. in der Bedeutung Atemröhre s. Muscheln (Bd. 12, S. 100a).

Siphonĭa Schreb., Gummi-, Kautschuk-, Federharzbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Euphorbiaceen (s. d.) mit nur wenigen tropisch-südamerik. Arten, baumartige Gewächse mit wechselständigen, meist dreizähligen Blättern und kleinen, unansehnlichen, einhäusigen Blüten. Sie enthalten reichlich Milchsaft, der zur Gewinnung des Kautschuks (s. d.) gesammelt wird, besonders von den beiden brasil. Arten S. elastica Pers. (Hevea guianensis Aubl., s. Tafel: Tricoccen, Fig. 4) und S. brasiliensis Willd.

Siphoniāten, s. Muscheln (Bd. 12, S. 100b).

Siphonophŏra, s. Schwimmpolypen.

Siphōnops, s. Blindwühler.

Siphonoptĕra, Ordnung der Flöhe (s. d.).

Sipontum, alte Küstenstadt in Apulien, s. Manfredonia.

Sipoys, s. Sipahi.

Sippe oder Sippschaft, im ältern Recht gleichbedeutend mit Blutsverwandtschaft. Auch der einzelne Verwandte wird mitunter S. genannt. In einem engern Sinne wird häufiger die Verwandtschaft in verschiedene Gruppen zerlegt. Diese verschiedenen Gruppen heißen S. des Großvaters, Urgroßvaters u. s. w.; die S. des Großvaters umfaßt dessen Kinder und Großkinder. In diesem Sinne ist S. gleichbedeutend mit Parentel.

Über die heilige Sippe s. Heilige Familie.

Siquijor, ostasiat. Insel, s. Bohol.

Sir (engl., spr. ßörr), abgeleitet aus dem lat. senior, das im Altfranzösischen sich in seure und später in sire umgewandelt hat und in diesem franz. Worte ebenso wie in den Wörtern Sieur, Monsieur noch erhalten ist. Der Ausdruck wird im Englischen angewandt

  • 1) als Titel bei Knights (s. d.) und Baronets stets zusammen mit dem Vornamen: z. B. Sir Walter Scott;
  • 2) als Anredeform Fremden gegenüber, die nicht Lords sind; diese werden My Lord angeredet;
  • 3) als Anredeform allen männlichen Mitgliedern der königl. Familie gegenüber.

Sirach, eigentlich Jesus, der Sohn des Sirach, ein Jude zu Jerusalem, um 200 v. Chr., veranstaltete eine Sammlung von Sittensprüchen, die durch ihren gediegenen religiösen Gehalt und ihren Reichtum an vortrefflichen Weisheitsregeln eine hervorragende Stelle in der jüd. Litteratur einnimmt und zugleich ein wichtiges Denkmal für die religiöse Entwicklung des Judentums in der griech. Zeit bildet. Nach Inhalt wie Form ist das Buch dem kanonischen Buch der Sprüche Salomos (s. Salomo) aufs engste verwandt. Daß es nicht in den palästinischen Kanon kam, ist wahrscheinlich dadurch veranlaßt, daß es unter dem Namen seines Verfassers umlief. Das hebr. Original der Sammlung, das Hieronymus noch gekannt hat, ist nicht mehr vorhanden. Jesus S.s Enkel übersetzte sie um 130 v. Chr. in das Griechische und begleitete sie mit einer Vorrede. Dieser Text steht in den Apokryphen des Alten Testaments. Einen Kommentar schrieb Fritzsche (Lpz. 1860).

Siracūsa, s. Syrakus.

Sir-Charles-Hardy-Inseln (spr. ßörr tschahrls), Grüne Inseln, die nördlichsten der deutschen Salomoninseln, zwischen Buka und Neumecklenburg.

Sir-darja, Fluß, s. Syr.

Sire (frz., spr. ßihr), Anrede, s. Seigneur.

Sirēdon, Molch, s. Axolotl. ↔

Sirēne, s. Sirenen. – Als akustisches Instrument zur Untersuchung von Tönen auf ihre Höhe, Klangfarbe u. s. w. besteht die S. in der Hauptsache aus einer Scheibe mit einer ringförmigen Reihe gleich weit abstehender Löcher. Wird dieselbe in gleichmäßige Drehung versetzt, während man gegen die Löcher durch ein Röhrchen bläst, so hört man einen Ton. Macht die Scheibe mit p Löchern q Umdrehungen in der Sekunde, so ist die Schwingungszahl des Tons n = p · q. Seebeck hat solche Scheiben mit einem Zählwerk versehen und so eingerichtet, daß dieselben durch den Luftstrom eines Blasebalgs in Drehung versetzt werden. Man erreicht letzteres, indem man die Löcher schief gegen die Ebene der Scheibe bohrt und diese auf die Deckplatte eines Windkastens setzt, dessen Löcher umgekehrt schief gebohrt sind. Helmholtz konstruierte eine Doppelsirene (s. Tafel: Schall, Fig. 3) zum Nachweise der Kombinationstöne und Schwebungen. Töpler und Koenig konstruierten S. zur Erzeugung verschiedener Klangfarbe; Fig. 10 der Tafel zeigt Koenigs Zahnsirene, deren Zähne sinoidisch gestaltet sind und daher harmonische Luftwellen erregen (Wellensirene). R. Weber hat (1883) eine elektrische S. konstruiert. Durch eine rotierende Scheibe, die aus abwechselnd leitenden und nicht leitenden Scheiben besteht, wird ein galvanischer Strom gesendet, der außerdem durch ein Telephon geht; in letzterm beobachtet man die Töne. Ingenieur R. Božek in Prag hat ein harmoniumartiges Tasteninstrument gebaut, das im wesentlichen aus einigen gleichmäßig rotierenden Pappscheibensirenen besteht. Das Instrument wirkt bei aller Einfachheit musikalisch sehr ausdrucksvoll. (S. Savarts Rad.) Mit der S. lassen sich auch die Grenzen der Hörbarkeit eines Tons feststellen.

Man benutzt die S. auch, wie die Nebelhörner, an den Küsten und auf Dampfschiffen als Nebelsignalapparate. Der Ton wird bei der S. durch die schnelle Rotation einer durchlöcherten Scheibe an der Öffnung eines Dampfausströmungsrohrs hervorgerufen. Je nach der Stärke des Dampfdrucks sind die S. bis auf acht Seemeilen Entfernung hörbar. Alle Kriegsschiffe sind mit S. ausgerüstet, da man mit deren Hilfe auch im Gefecht, wenn der Pulverdampf die Sichtbarkeit der optischen Signale beeinträchtigt, zu signalisieren beabsichtigt. Bei den Nebelhörnern wird der Ton durch eine Trompete mit Zungenmundstück hervorgerufen; die auf Schiffen gebräuchlichen Nebelhörner werden mit einem Blasebalg oder mit dem Munde zum Tönen gebracht. Auf Feuerschiffen und Leuchttürmen werden die Nebelhörner mit komprimierter Luft geblasen.

Sirēnen (grch. Seirēnes), dämonische Wesen der griech. Mythologie, ursprünglich wohl den Harpyen, Erinnyen, Keren, Empusen u. s. w. nahe verwandte Höllengeister, welche nach dem dämonistischen Volksglauben mittags erscheinen und die um diese Zeit Ruhenden im Schlafe peinigen oder morden (vgl. Crusius im «Philologus», Bd. 50, S. 93 fg., und Rohde, Psyche, Freib. i. Br. 1894, S. 373). In der Odyssee werden zwei S. erwähnt, die auf einer Insel im fernen Westen hausend die vorüberfahrenden Schiffer durch ihren bezaubernden Gesang anlocken und dann töten; Odysseus entgeht der Gefahr, indem er die Ohren seiner Gefährten mit Wachs verstopft, so daß sie nichts von den bezaubernden Tönen vernehmen, und sich selbst an den Mastbaum seines Schiffs festbinden läßt, um der schmeichlerischen

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1002.