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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Slobōde; Slobodskój; Sloe; Sloka; Sloman; Slonim; Sloop; Slough; Slovinzen; Słowacki; Slowāken

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Slobode - Slowaken

nannten Länder; er ist von blaßgelber Farbe und hat ein angenehmes Obstaroma. Von dem deutschen Zwetschenbranntwein ist er wenig verschieden.

Slobōde (russ. slobodá, soviel wie svoboda, die Freiheit), in Rußland häufige Bezeichnung von Flecken und Vorstädten, die sich in früherer Zeit durch freie Ansiedelungen gewöhnlich in der Nähe einer Stadt bildeten und meist von den städtischen Abgaben befreit waren.

Slobodskój (spr. ßlob-). 1) Kreis im nördl. Teil des russ. Gouvernements Wjatka, im Gebiet der Kama und Wjatka, hat 27418 qkm, 199028 E., darunter Wotjaken (5000) und Tataren; Jagd, Waldindustrie, Schmiederei, Gerberei, 4 Eisengießereien, 2 Papierfabriken, Branntweinbrennereien, wenig Ackerbau und Viehzucht. - 2) Kreisstadt im Kreis S., rechts an der Wjatka, hat (1893) 7758 E., Post, Telegraph, 8 Kirchen, 1 Mönchs-, 1 Nonnenkloster, Stadtbank; Leder-, Zündhölzchenfabriken, Glockengießerei, Herstellung von Pelzen und Handschuhen; Handel mit Getreide, Leinsamen, Haaren, Borsten und Matten; Flußhafen mit Dampfschiffahrt.

Sloe (spr. sloh), Meeresarm zwischen den zur niederländ. Provinz Seeland gehörenden Inseln Walcheren und Zuid-Beveland, wird von der Bahnlinie Breda-Vlissingen überschritten.

Sloka, andere Schreibung für Çlōka (s. d.).

Sloman, Rob. M., & Co. in Hamburg, große Schiffsmakler- und Reedereifirma, die in Verbindung mit der Hamburg-Amerika-Linie eine regelmäßige Dampferlinie für Frachtgüter und Zwischendeckspassagiere zwischen Hamburg und den Vereinigten Staaten von Amerika, ferner eine Dampferlinie zwischen Neuyork-Baltimore-Philadelphia und Brasilien sowie eine Mittelmeerlinie bis Sicilien unterhält. Die Flotte bestand (1894) aus 20 Dampfschiffen mit 38537 Registertons und 9 meist großen und schnellen Segelschiffen. Die Firma wurde von Robert Milos Sloman (geb. 23. Okt. 1783 in Yarmouth, kam 1793 mit seinem Vater nach Hamburg, gest. 2. Jan. 1867) errichtet.

Slonim (spr. ßlón-). 1) Kreis im östl. Teil des russ. Gouvernements Grodno, im Gebiet des Njeman und (im äußersten Süden) des Dnjepr, hat 7153,4 qkm, 192238 E.; Getreide-, Flachsbau, Viehzucht, Waldindustrie, 9 Tuchfabriken, Branntweinbrennereien, 1 Glasfabrik. - 2) Kreisstadt im Kreis S., an der Schara (zum Oginskischen Kanalsystem gehörig) und an der Linie Baranowitschi-Bjelostok der Poljessje-Eisenbahnen, hat (1894) 25739 E., 2 russ., 2 kath. Kirchen, 7 Synagogen, 14 israel. Betschulen, 1 Moschee; 9 Fabriken, bedeutenden Umsatz in Getreide, Teer, Bauholz.

Sloop, Fahrzeug, s. Slup.

Slough (spr. ßlau), Stadt in der engl. Grafschaft Buckingham, Station der Hauptlinie der Great-Westernbahn, welche hier nach Windsor abzweigt, links von der Themse, mit (1891) 5427 E., ist berühmt durch die Sternwarte Herschels und als Geburtsort von Sir William Herschel.

Slovinzen, s. Kassuben.

Słowacki (spr. -watzki), Juliusz, poln. Dichter, geb. 23. Aug. 1809 in Kremenez als Sohn des durch ästhetische Schriften bekannten Professors in Kremenez und Wilna, Eusebiusz S. (1772-1814). In Wilna gebildet, trat er 1828 in Warschau in den Staatsdienst, dichtete 1830 revolutionäre Lieder, die seinen Namen zuerst bekannt machten, verließ Warschau 1831, ging nach Paris, wo 1832 seine "Poezye" erschienen, hierauf nach Genf, wo er in der Pension Patteg 1832-35 lebte und poetisch außerordentlich fruchtbar war. 1836 ging er nach Italien, befreundete sich mit Krasinski und bereiste Ägypten und Palästina. Seit 1839 lebte er wieder in Paris und wurde, wie sein Rivale Mickiewicz, Mystiker. 1848 begegnete er sich mit seiner Mutter in Breslau und starb 3. April 1849 an der Schwindsucht in Paris. Sein meist auf sich selbst und seine Gedankenwelt beschränktes Leben, die lebhafte Erregbarkeit seiner Natur, die ungezügelte Phantasie ließen S. oft die Schranken des Wahren, Gesunden und Schönen überschreiten; zudem byronisierte er in den Jugenddichtungen, war in seinen Dramen von Shakespeare abhängig, um als Mystiker Calderons Art nachzuahmen, und rivalisierte oft mit Mickiewicz; aber der bestrickende Zauber seiner Sprache, der unerschöpfliche Reichtum seiner Bilder, die Glut seiner Empfindung und zarte Innigkeit des Gefühls, endlich die kühne Wahl der schwierigsten Stoffe machen ihn zu einem der bedeutendsten Dichter der Polen. Er schrieb epische Erzählungen in der Art Byrons ("Jan Bielecki", "Arab", "Lambro" u. a.), übertraf ihn aber im "Ojciec zadżumionych" ("Vater der Pestkranken", deutsch von Stahlberger, Krakau 1872). Sein unvollendeter "Beniowski" ist ein großartiges Pendant zu Byrons "Don Juan". Die ebenfalls unvollendeten Rhapsodien des "Król Duch" schildern in phantastischen Gemälden von herrlicher Vollendung Polens Urzeiten und den Einfluß eines führenden, stets wiedergeborenen Geistes. Die schönste Perle seiner Lyrik ist die Idylle "In der Schweiz" (deutsch von Kurtzmann, Wien 1880). Unter seinen dramat. Dichtungen ragen hervor "Maria Stuart" (deutsch von Drake, Berl. 1847, und German, Lpz. 1880; die Riccio- und Bothwell-Episode), "Mazepa", "Kordjan" (erster Teil einer dramat. Trilogie aus der poln. Revolutionszeit); "Balladyna" (deutsch von German, Krakau 1882) und "Lilla Weneda" (deutsch von Rischka, Jaroslaw 1881), zwei Glieder aus einer Reihe von Dramen, die Polens mythische Traditionen darstellen sollten (die Mittelglieder dieser Reihe sind nur in Fragmenten vorhanden); "Beatrix Cenci", "Die Unverbesserlichen", eine Schilderung moderner Polen; "Ksiądz Marek" u. a. in der Weise des Calderon. Im "Beniowski" und in andern Gedichten ist S. religiöser Freigeist, vertritt demokratische Tendenzen und schont nicht die Eigenart seiner Landsleute. S.s Werke wurden mehrfach gesammelt, zuletzt in Lemberg (4 Bde., 1880); ebendaselbst erschienen "Nachgelassene Schriften" (3 Tle., 1866; 2. Aufl. 1885). - Vgl. S.s Briefe an seine Mutter (2 Bde., Lemberg 1875-76) und seine Biographie von Malecki (2 Bde., ebd. 1866-69 u. ö.).

Slowāken, slaw. Slováci (Einzahl Slovák), die slaw. Bewohner des nordwestl. Ungarns, die dem czech. Zweige der slaw. Völkerfamilie angehören; ihre Grenze gegen die Magyaren wird ungefähr durch eine Linie von Preßburg über Rima Szombat und Kaschau nach Ungvár gebildet, die Nordgrenze durch die polit. Grenze Ungarns und Galiziens; nach Westen reichen die S. über die ungar. Grenze in Mähren hinein, namentlich in das Dreieck zwischen March, Drzewnitza und den Kleinen Karpaten, und sind außerdem über eine Anzahl abgetrennter Sprachinseln durch Ungarn verbreitet. (S. Czechische Sprache und Ethnographische Karte von