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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sollicitūdo omnĭum ecclesiārum; Solling; Sollogub; Solmisation; Solmōna; Solms

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Sollicitudo omnium ecclesiarum - Solms

Sollicitūdo omnĭum ecclesiārum (lat.), Anfangsworte der Bulle vom 7. Aug. 1814, durch welche Pius Ⅶ. den Jesuitenorden wiederherstellte.

Solling oder Solinger Wald, ein den Gebirgszügen der Weserterrasse angehöriges, plateauartiges Sandsteingebirge zwischen Leine und Weser, durchzieht als südöstl. Fortsetzung des Lippeschen Berglandes, mit dem Moosberge bei Neuhaus, welcher der Scheitelpunkt und 494 m hoch ist, die südl. Teile von Hannover und Braunschweig und wird in den Großen und Kleinen S. geteilt. Er fällt steil westlich zum Weserthale, östlich zu den Thälern der Leine und Elme ab, ist reich an Laubholz und liefert außer Torf und Eisen besonders Sandstein, die sog. Höxtersteine, die in Holzminden (s. d.) verarbeitet werden. – Vgl. Wanderbuch für den S., hg. vom Sollingverein (2. Aufl., Holzminden 1894).

Sollogub (spr. ßollohúb), auch Sologub, Wladimir Alexandrowitsch, Graf, russ. Schriftsteller, geb. 1814 in Petersburg, studierte in Dorpat, trat in den Staatsdienst und ward 1850 dem Fürsten Woronzow bei der Verwaltung Transkaukasiens beigegeben. Später lebte er in Dorpat, seit 1865 in Moskau und starb 17. Juni 1882 im Bade Homburg. Sein Hauptwerk ist der «Tarantas» (Petersb. 1845; deutsch von Lippert, 2 Bde., Lpz. 1847), worin die Reise eines jungen Russen durch das Innere Rußlands geschildert und namentlich Kontraste zwischen der patriarchalischen Einfalt und modernen Überbildung gegeben werden. Eine Reihe Erzählungen erschien u. d. T. «Na son grjaduščij» («Vor dem Schlafengehen», 2 Bde., Petersb. 1841–43); ferner zahlreiche Novellen und Skizzen in Zeitungen, davon einige deutsch in «Russisches Leben und Dichten» (Lpz. 1851). Auch schrieb S. einige Lustspiele («Bukety», «Běda ot něžnago serdca» u. a.), «Erinnerungen an Gogol, Puschkin und Lermontow» (deutsch, Dorpat 1883) und gab die Sammlung «Gestern und heute» (Petersb. 1845) heraus. 1887 erschienen in Petersburg seine «Erinnerungen».

Solmisation, die im Mittelalter gebräuchliche Methode, den Schülern Tonleitern und Intervalle beizubringen. Bei textlosen Singübungen wurden allgemein die Silben ut re mi fa sol la gebraucht; ein solches Singen hieß solmisieren oder solfeggieren (s. Solfeggio). Man teilte die Töne nicht ab nach Oktaven, sondern nach Systemen von sechs Tönen und benannte diese mit dem griech. Worte Hexachord. Dem Hexachord lag die Durtonleiter zu Grunde. Jeder Grundton einer Leiter heißt ut, der zweite Ton oder die Sekunde re u. s. w. Also in C-dur bedeutet ut re mi fa sol la soviel als c d e f g a, in G-dur soviel als g a h c d e, in F-dur soviel als f g a b c d. Hieraus geht hervor, daß bei der S. die Namen der Töne nicht konstant sind, wie bei unserer Buchstabenbenennung, sondern daß sie nach den Tonarten wechseln; so z. B. heißt c in C-dur ut, in G-dur aber fa, und in F-dur sol, es hat also drei verschiedene Namen, je nachdem es Grundton oder Quarte oder Quinte ist. Dieser Umstand führte in der alten Musiklehre zu einem verwickelten System der wechselnden Benennung der Töne, das Mutation genannt wurde. Die Schwierigkeiten der Mutation suchte man dem Schüler an den Gliedern der Guidonischen Hand zu erleichtern, so genannt von Guido (s. d.) von Arezzo, dem angeblichen Erfinder der S., von dessen Schülern diese Lehren seit dem 11. Jahrh. nach und nach ausgebildet wurden. Zu den sechs Silben kam man angeblich durch einen von Paulus Diakonus gedichteten Hymnus an den heil. Johannes, in welchem die sechs ersten Verse mit diesen Silben anfingen (Ut queant laxis | Resonare fibris | Mira gestorum | Famuli tuorum | Solve polluti | Labii reatum | Sancte Johannes) und zwar zu einer Melodie, die in c (ut) begann, mit jeder folgenden Zeile einen Ton höher stieg und sich dadurch als die passendste Schulübung erwies. Die S. ist für Gesang und Kontrapunkt bestimmt und hat für beide bleibende Bedeutung. Hinsichtlich der Benennung der Töne mußte aber der Apparat der Mutation aufgegeben werden, als das System der Oktave an die Stelle des Hexachords trat. Man half sich nun damit, daß (im 17. Jahrh.) als Name für die siebente Tonstufe (h und b) die Silbe si gewählt wurde, wodurch die sieben Silben ut re mi fa sol la si für die sieben Töne der Oktave gewonnen und damit gleiche, feststehende Namen für alle Töne hergestellt waren. Nach diesen sieben Silben werden die Töne wie die Tonarten jetzt von allen musikalischen Nationen bezeichnet (die Italiener sagen do statt ut des Wohlklangs und der Gleichmäßigkeit wegen); nur die Deutschen machen hiervon eine Ausnahme, da sie aus ihrer alten Orgeltabulatur die noch einfachere, obgleich gesanglich ungünstigere Benennung nach den Buchstaben gewählt und beibehalten haben. Zur Zeit als die Guidonische Hand außer Brauch und die damit verbundene Notenbenennung ins Schwanken kam, tauchten verschiedene Vorschläge für ein neues Tonalphabet auf, die man unter dem Titel Bobisationen zusammenfaßt. Die größte praktische Bedeutung erlangte unter ihnen die sog. belgische, auf Hubert Waelrant in Antwerpen zurückgeführte S., gemeinhin als Bocedisation bekannt. Ihre sieben Silben heißen bo, ce, di, ga, lo, ma, ni. ^[Spaltenwechsel]

Solmōna, Hauptort des Kreises S. (85431 E.) in der ital. Provinz Aquila degli Abruzzi, in herrlicher Gebirgsgegend der Abruzzen, 478 m ü. d. M., Station der Eisenbahnen Castellammare Adriatico-Rom, S.-Aquila-Terni und S.-Cansano, Sitz eines Bischofs, zählt (1881) 14171 (als Gemeinde 17601) E., in Garnison 1 Bataillon Bersaglieri und 1 Batterie des 18. Feldartillerieregiments, einen Kommunalpalast (Anfang des 16. Jahrh.), den Palast Tabassi, Kirchen Sta. Maria Annunziata, Sta. Maria della Tomba, ein Gymnasium mit Holzstatue des hier geborenen Dichters Ovid, eine Wasserleitung von 1258; Papier- und Walkmühlen, Fabrikation von Tuch, Darmsaiten, Konfitüren, Würsten; Weinbau. – S. ist das antike Sulmo.

Solms, altes Dynastengeschlecht der Wetterau, dessen erster sicherer Stammvater Marquard, Graf zu S., im Hessengau 1129 erwähnt wird. Das Stammhaus S., eine verfallene Burg unweit Braunfels an dem Flüßchen Solms, wurde im 14. Jahrh. durch Braunfels bei Wetzlar verdrängt. Das Haus S. hatte in Ansehung seiner im oberrhein. Reichskreise gelegenen Stammbesitzungen Landeshoheit, Reichsunmittelbarkeit, Reichs- und Kreisstandschaft bis 1806. Die Söhne des Grafen Otto (gest. 1409), Bernhard und Johann, gründeten die Linien Solms-Braunfels und Solms-Lich.

Erstere teilte sich in drei Zweige, Braunfels (erloschen 1693), Greifenstein und Hungen (erloschen 1678), von denen der Zweig Greifenstein, nachdem er 1693 Braunfels ererbt, dessen Linienbezeichnung annahm und 1742 in den Reichsfürstenstand erhoben wurde. Jetziger Fürst zu Solms-Braunfels ist Fürst