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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Sonnenfisch; Sonnenflecke

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Sonnenfisch - Sonnenflecke

Bewegung von Erde und Mond der Kernschatten über die Erde hinwegschreitet, liegen die Punkte mit totaler S. auf einem schmalen Streifen, den man als Zone der Totalität bezeichnet. Die größtmögliche Dauer einer totalen S. für einen bestimmten Ort beträgt noch nicht 8 Minuten. Den Grad der Verfinsterung der Sonne bei einer partiellen S. pflegt man so zu bestimmen, daß man den scheinbaren Durchmesser der Sonne in 12 Teile, sog. Zolle, teilt und angiebt, wie viele Teile verfinstert sind; hiernach spricht man von 5zölliger, 8zölliger S. Da die Spitze des Kernschattens nur etwa 375000 km vom Monde liegt, also etwa ebenso weit wie die Erde vom Mond entfernt ist, so kann es geschehen, daß die Erde, die zuweilen über 400000 km vom Monde entfernt ist, gar nicht vom Kernschatten selbst erreicht wird, so daß dann kein Teil der Erde völlig verfinstert wird. Die Punkte der Erdoberfläche, die sich dann in oder nahe bei der Achse des Kernschattens befinden, sehen die S. als eine ringförmige. Der scheinbare Durchmesser des Mondes ist dann höchstens um 3¼ Bogenminuten kleiner als der der Sonne. Bei partiellen S. pflegt die Abnahme des Tageslichts für das bloße Auge keine besonders merkliche zu sein und wird erst dann auffallend, wenn nur noch ein sehr kleiner Teil der Sonnenscheibe vom Monde nicht bedeckt ist. Das Vorbeiziehen der dunkeln Mondscheibe vor der Sonnenscheibe in der Richtung von Westen nach Osten kann man schon mit Hilfe eines geschwärzten oder dunkelfarbigen Glases deutlich verfolgen. Bei einer totalen S. pflegt die eintretende Dunkelheit zwar sehr auffallend zu sein, aber doch meist nur einer starken Dämmerung zu gleichen, in der die hellern Sterne sichtbar werden, die Nachtvögel hervorkommen und die Tiere unruhig werden. Merkwürdig sind die roten Hervorragungen an der Sonnenscheibe (s. Protuberanzen) und der silberweiße, ziemlich breite Schein (s. Corona), der sich bei totalen S. um die Sonne zeigt. Vor Erfindung der Spektralanalyse boten die S. die einzige Gelegenheit zur Wahrnehmung der Protuberanzen; bezüglich des Studiums der Corona ist man noch jetzt auf die S. allein angewiesen. Totale S. sind höchst selten und kommen an einem und demselben Orte der Erde nur etwa alle 200 Jahre vor; im allgemeinen finden jährlich wenigstens zwei S. statt, in der Finsternisperiode von 18 Jahren 11 Tagen giebt es 41, ein bestimmter Ort aber hat durchschnittlich nur alle zwei Jahre eine sichtbare S. Die Berechnung alter S. ist für die Chronologie von Wichtigkeit. Totale oder ringförmige S. finden im 19. Jahrh. noch statt: 1896 am 9. Aug., total in Norwegen, Lappland, Rußland; 1900 am 28. Mai, ringförmig in Portugal und Spanien.

^[Abb.]

Sonnenfisch, volkstümlicher Name zweier Fische, eines in die Familie der Makrelen gehörigen, auch Petersfisch, Heringskönig (Zeus faber L.) genannten, nur gelegentlich in der Nordsee auftretenden, an Europas Westküste und im Mittelmeer häufigen echten Knochenfisches, der die Züge der Heringe, seiner Beute, begleitet und dessen dunklen Seitenfleck die Legende für den Daumenabdruck des heil. Petrus hält, der ihm den Zinsgroschen entnahm, und dann auch des zu den Haftkiemern gehörigen Mondfisches (s. d.).

Sonnenflecke, die dunkeln, meist in Gruppen auftretenden größern und kleinern Flecken, die man mit einem Fernrohr auf der Sonnenoberfläche wahrnimmt. Sie bestehen gewöhnlich aus einem schwarzen, unregelmäßig geformten Kern (Umbra), der von einem grauen Hof (Penumbra) umgeben ist. Ihr Aussehen bei Anwendung stärkerer Vergrößerung ist auf Tafel: Sonne, Fig. 1, wiedergegeben. Die Dunkelheit des Kerns beruht nur auf einer Kontrastwirkung gegenüber der intensiv hellen Sonnenoberfläche. Photometr. Messungen haben ergeben, daß die dunkelsten Stellen noch die Helligkeit des Vollmondes haben. Die S. finden sich nicht über die ganze Sonnenoberfläche verbreitet, sondern fast nur innerhalb einer Zone von 30° Breite zu beiden Seiten des Sonnenäquators. Sie nehmen an der Umdrehung der Sonne teil, und man hat mit ihrer Hilfe die Rotationsdauer derselben bestimmt. Abgesehen von ihrer durch die Umdrehung der Sonne verursachten scheinbaren Bewegung besitzen sie aber häufig auch noch eine nicht unerhebliche wirkliche Bewegung auf der Sonnenoberfläche. Die Dimensionen der S. sind äußerst verschieden, sie kommen sowohl als punktartige, dann meist in größerer Zahl bei einander liegende Gebilde vor, als auch als mächtige Flächen von 70000 km Durchmesser und darüber. Auch die Dauer des nämlichen Flecks schwankt sehr. Einzelne verschwinden schon wieder kurz nach ihrem Entstehen, andere hingegen dauern eine größere Zahl von Umdrehungen der Sonne aus, während welcher Zeit sie ihr Aussehen meist erheblich ändern. Nur selten ist die Sonne ganz frei von S. Die Häufigkeit derselben hat eine, zuerst von Schwabe in Dessau aufgefundene 11jährige Periode (nach R. Wolf genauer von 11 1/9 Jahren). Während zur Zeit der Fleckenhäufigkeit die Sonne im ganzen Jahr nur etwa zwei Tage völlig fleckenfrei ist, ist sie dies zur Zeit der Fleckenarmut an 100‒200 Tagen. Eine genügende Erklärung für diese Periode ist noch nicht gefunden. Merkwürdig ist aber, daß in der Größe der Schwankungen der Magnetnadel sowie in der Häufigkeit der Nordlichter ebenfalls eine 11jährige Periode gefunden ist, die vollständig parallel der Sonnenfleckenperiode läuft, so daß ein Zusammenhang zwischen beiden wohl möglich sein dürfte. Auch über die Natur der S. ist etwas Sicheres nicht bekannt. Nach Kirchhofs sind es Wolkenbildungen in der Photosphäre infolge lokaler Temperaturerniedrigungen, nach Young Höhlungen in der Photosphäre, die mit Licht absorbierenden Dämpfen und Gasen gefüllt sind; Zöllner faßt sie als Schlackenbildungen auf, die dann ihrerseits Veranlassung zur Bildung von Wolken in den darüber liegenden Schichten geben. Wahrscheinlich findet ein enger Zusammenhang zwischen Sonnenfackeln, Protuberanzen und S. statt, und zwar scheinen die S. da aufzutreten, wo früher Protuberanzen vorhanden waren. (S. auch Sonne.)

Der Einfluß der S. auf die Witterung ist vielfach Gegenstand eingehender Erörterungen gewesen. Es ist nachgewiesen worden, daß zur Zeit der Fleckenarmut die Sonne der Erde mehr Wärme zustrahlt als zu Zeiten großer Fleckenhäufigkeit. Wahrscheinlich treten diese Wirkungen aber nur in den Tropen hervor, während in den gemäßigten Klimaten so