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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sorbose - Sorghum

Schriften des Helvétius, Rousseau und Marmontel brachten sie dermaßen ins Gespött, daß sie ihr Ansehen längst verloren hatte, als Ludwig XVI. 5. April 1792 ihrem Bestehen ein Ende machte und ihre Gebäude als Nationalgut in Beschlag nahm. Die Bücher wurden den öffentlichen Bibliotheken und die Handschriften der jetzigen Bibliothèque Nationale zugewiesen. Seit Napoleon I. besteht die obengenannte Einrichtung. - Vgl. Duvernet, Historie de la S. (deutsch, 2 Bde., Straßb. 1792); Franklin, La S. (Par. 1875); Gréard, Nos adieux à la vieille S. (ebd. 1893).

Sorbose, s. Sorbin.

Sorbus, Pflanzengattung, s. Eberesche.

Sorby, Henry Clifton, engl. Naturforscher, geb. 10. Mai 1826 in Woodburn bei Sheffield, besuchte die Kollegiatschule in Sheffield und beschäftigte sich dann hauptsächlich mit der Anwendung mikroskopischer Beobachtungen auf Physik. Gegenstände und die Anwendung physik. Methoden auf geolog. Probleme. Er lebt auf seinem Landsitze zu Broomfield bei Sheffield. 1856-58 erörterte er in einer Reihe von Beiträgen zu dem "Edinburg New Philosophical Journal" diejenigen Strukturen geschichteter Gesteine, welche die Richtung und Art der Strömung anzeigen, und die Schlüsse, welche sich aus diesen Thatsachen für die Aufhellung der physischen Geographie der verschiedenen geolog. Perioden ergeben. Die Anwendung des Mikroskops auf das Studium der Gesteine setzte ihn in den Stand, die mechan. Entstehung der Schieferung festzustellen und zu beweisen, daß die mikroskopische Struktur der Mineralien in manchen Fällen ihren Ursprung aus feuerflüssig-geschmolzenen Massen, oder aus wässerigen Flüssigkeiten, oder aus beiden zusammen erkennen läßt. Aus diesen Resultaten gewann S. das wichtige Ergebnis der direkten Wechselbeziehung der mechan. und der chem. Kräfte, das er 1863 vor der Königlichen Gesellschaft in London erläuterte. S. war auch der erste, der die Spektralanalyse auf mikroskopische Untersuchungen anwandte und ein Spektroskop erfand, das zur Entdeckung von Blutflecken und zur Untersuchung sonstiger animalischer und vegetabilischer Farbstoffe geeignet ist und bereits weite Verbreitung gefunden hat. Seine Forschungen über die mikroskopische Struktur des Stahls und der Meteoriten sind ebenfalls von hohem Wert.

Sorcos, Kleidungsstück, s. Surcot.

Sordavala, Stadt in Finland, s. Serdobol.

Sordino (ital.), s. Dämpfer.

Sordo (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung: gedämpft.

Sordune (ital. sordone), veraltetes fagottartiges Holzblasinstrument.

Soredien (grch.), Vermehrungsorgane bei den Flechten (s. d.).

Sorel, Agnes, die Geliebte König Karls VII. von Frankreich, geb. um 1410 zu Fromenteau in Touraine, kam 1433 als Ehrendame der Herzogin von Anjou an den franz. Hof. Von Karl, den ihre Schönheit und Anmut bezauberte, zur Ehrendame der Königin ernannt, ergab sie sich der leidenschaftlichen Liebe des Königs. Karl schenkte ihr mehrere Schlösser, wie Beauté an der Marne (daher ihr Name Dame de Beauté). Trotzdem sie ihren Einfluß nicht mißbrauchte, hatte sie doch von dem Dauphin (später Ludwig XI.) viel zu leiden. Sie starb schon 9. Febr. 1450. Sie hatte dem König drei Töchter geboren.

Sorel, Albert, franz. Schriftsteller, geb. 13. Aug. 1842 zu Honfleur (Calvados), trat 1866 in das Ministerium des Auswärtigen, wurde 1872 Professor der diplomat. Geschichte in Paris und 1876 Generalsekretär des Senatspräsidiums. Er verfaßte die Romane "La grande falaise" (1872) und "Le Docteur Egra" (1873). Außerdem veröffentlichte er die geschichtlichen Werke "Le traité de Paris du 20 Nov. 1815" (1873), "Historie diplomatique de la guerre franco-allemande" (2 Bde., 1875), "La question d'Orient au XVIIIe siècle" (1878), L'Europe et la Révolution française" (4 Tle., 1885-92), "Montesquieu" (1887), "Essais d'historie et de critique" (1894), "Lectures historiques" (1894), "Bonaparte et Hoche en 1797" (1896), und mit Funck-Brentano: "Précis du droit des gens" (2. Aufl. 1887). 1894 wurde S. als Nachfolger Taines in die Akademie gewählt.

Sorels Cement, Mischung von gebrannter Magnesia und einer konzentrierten Lösung von Chlormagnesium, die nach kurzer Zeit erstarrt. (S. Albolith.)

Soresina, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Cremona, an der Eisenbahn Treviglio-Cremona, zählt (1881) 8555, mit Canova Olzana 8922 E. und hat sieben Kirchen; Weinbau, Seidenkultur, Herstellung von Senf, Zuckerbäckerei und Handel.

Sorex, s. Spitzmaus.

Sorèze (spr. -rähs'), Stadt im Arrondissement Castres, Kanton Dourgne des franz. Depart. Tarn in Languedoc, rechts am Sor und am Nordwestfuß der Montagne Noire, hat (1896) 997, als Gemeinde 2049 E., ein College und eine ehemals berühmte Benediktinerabtei, die 1682 in ein College umgewandelt und 1854 von Dominikanern erworben wurde. 1888 ward dem Pater Lacordaire ein Standbild (von Girardet) errichtet. In der Nähe eine große Stalaktitengrotte und 4 km südwestlich das Bassin de St. Ferréol (s. Revel).

Sorge, Zufluß des Drausensees (s. d.) und Nebenfluß der Eider (s. d.).

Sorghozucker, s. Sorghumzucker.

Sorghum Pers., Sorghum oder Sorgho, Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit nur wenigen Arten, aber zahlreichen Varietäten, die in den warmen Gegenden, besonders in Indien und China seit alter Zeit wichtige Kulturpflanzen sind, einjährige oder ausdauernde hohe Gräser mit langen breiten Blättern und großen rispenartigen, aufrechten oder nickenden Blutenständen. In den Ährenbüscheln ist immer nur ein fruchtbares, zwitterblütiges, sitzendes Ährchen vorhanden, während die unfruchtbaren (männlichen) Ährchen auf kurzen Stielchen stehen. Alle Ährchen haben zwei ziemlich gleichgroße knorplige Kelchspelzen, die bei den fruchtbaren, später auch die einen mehlreichen Kern enthaltende Frucht als eine harte glänzende Hülle umschließen. Die äußere Kronenspelze der Zwitterblüten ist bei manchen Arten mit einer geknieten Granne versehen. Die beiden bekanntesten Arten sind das indische oder afrikanische S., auch Mohren-, Mohr- oder Moorhirse, Sorgho, Durrha, Durrahirse, Durragras, Negerkorn, Guineakorn, Kaffernkorn genannt (S. vulgare Pers., s. Tafel: Gramineen III, Fig. 3), mit geschlossenen, und das chinesische S., auch Zuckerhirse oder chinesisches Zuckerrohr (S. saccharatum Pers.), mit ausgebreiteten Rispen. Ersterm nahe verwandt ist das südafrikanische S. caffrorum Beauv., letzterm die Aleppomoorhirse, auch Guineagras, John-^[folgende Seite]