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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Spanien (Klima)

Sierra Nevada (s. d.) kulminiert. Im ganzen fällt das andalus. oder granadinische Hochland nach Süden in steilen Absätzen (s. Alpujarras) zum Mittelländischen Meer herab, nur streckenweise eine schmale Küstenebene übrig lassend, während es im N. in niedrigern Vorbergen mit reizenden Gegenden, wie z. B. der Vega von Granada, zum Tieflande des Guadalquivir sich abdacht. Im SO. des andalus. Hochlandes erhebt sich ganz isoliert der Fels von Gibraltar (s. d.). Wie im Süden, so wird das große Plateau des innern S.s auch in seinem Nordosten von einem Tieflande, dem untern Bassin des Ebro (s. d.), begrenzt. An ihrem Ostende am Mittelländischen Meere wird die Tiefebene des Ebro durch Bergzüge so verengt, daß nur ein schmaler Raum für die Mündung übrigbleibt.

Die Flüsse laufen, mit Ausnahme der Küstenflüßchen des Cantabrischen Gebirges und des andalus. Hochlandes, sämtlich von NO. nach SW. oder von NW. nach SO., je nachdem sie den West- oder Ostabhang der innern Hochfläche herabfließen. Von den fünf großen Strömen entspringen Duero, Tajo, Guadiana und Guadalquivir auf dem Ostrande und ergießen sich in den Atlantischen Ocean. Nur der Ebro ergießt sich ins Mittelländische Meer. Von den mittlern Flüssen sind der in den Gebirgen Galiciens entspringende Miño, welcher in den Atlantischen Ocean fällt, und die in Valencia ins Mittelländische Meer sich ergießenden Flüsse Segura, Jucar und Guadalaviar zu erwähnen. Sämtliche Flüsse der im allgemeinen nicht gut bewässerten Halbinsel sind, mit Ausnahme des Guadalquivir, nur auf kurze Strecken schiffbar, wasserarm, aber heftigen Anschwellungen in der Zeit der Regen unterworfen. Sie dienen daher nur wenig zu Verkehrsstraßen. Größere Seen giebt es nur im Süden und Südosten. Diese sind die Strandseen oder Albufera (s. d.) in Valencia und Murcia und in Andalusien, nordwestlich von der Straße von Gibraltar die Laguna de la Janda, von 26 km Umfang. Von den Schiffahrtskanälen sind bemerkenswert der Kaiserkanal oder Kanal von Aragonien (s. Ebro) und der 210 km lange Castilische Kanal (s. d.). Die Gesamtlänge aller schiffbaren Kanäle und Flußstrecken beläuft sich auf 690 km. Von großer Bedeutung sind die zahlreichen Bewässerungskanäle, von denen die staunenswertesten von den Mauren herstammen. Besonders hervorzuheben sind die Systeme in Valencia und Murcia, wo mit Hilfe der perennierenden Flüsse die herrlichen Huertas (Gärten) von Castellon de la Plana, Segorbe-Sagunto, Valencia, Alberique-Sueca, Elche, Murcia-Orihuela befruchtet werden. Die meisten Trinkwasserleitungen rühren von den Römern her; die großartigste jedoch, ein Werk der Neuzeit, ist der Kanal de Isabel II., welcher, 1851-59 hergestellt, das Wasser des Lozoyaflusses vom Guadarramagebirge, 70 km weit, nach Madrid führt.

Sehr zahlreich sind die Mineralquellen (1500 an Zahl). Von den untersuchten Quellen ist die kälteste die Fuente de Lapiorta (6° C.) in Guipuzcoa, die heißeste die Fuente de Leon (70° C.) zu Caldas de Mombuy in Catalonien. (S. Caldas.)

Das Klima ist im allgemeinen das der wärmern gemäßigten Zone und hat hinsichtlich der Regenverteilung den Charakter der Mittelmeerregion. Infolge der eigenartigen Bodengestaltung zeigt aber S. größere Kontraste als irgend ein anderes europ. Land. Eine Linie, welche das Land von NW. nach SO. schneidet, etwa von La Coruña über Madrid nach Alicante, berührt drei nach Bodengestaltung, Klima und landwirtschaftlichen Produkten grundverschiedene Gebiete. Dort an der galicischen Küste herrscht Seeklima mit milden Wintern und verhältnismäßig kühlen Sommern, mit reichen über das ganze Jahr verteilten Niederschlägen, so daß künstliche Bewässerung nicht nötig ist. Sobald jedoch die vom Atlantischen Ocean kommenden Regenwinde die hohen Gebirgskämme an der Nord- und Nordwestgrenze des innern Plateaus überschritten haben, sind sie trocken und bringen den weiten Hochflächen nur in der kältern Jahreszeit und nur ein geringes Maß von Niederschlägen. Das Klima hat kontinentalen Charakter, wie er auch in Madrid zum Ausdruck kommt. Und wie zwischen Winter und Sommer, so zeigen sich auch während des Winterhalbjahrs die Temperaturgegensätze zwischen Tag und Nacht groß, mit Differenzen von 15 bis 20° C. Von den hohen Randgebirgen im N. und NO. des großen Plateaus sowie dem castil. Scheidegebirge in der Mitte, welche mindestens 5-6 Monate lang beschneite Kuppen aufweisen, wehen nachts rauhe, kalte Winde über die weiten, baumlosen Hochflächen, auch wenn im Sonnenschein des Tages die Temperatur ansehnlich stieg. Aus dem neucastil. Tafellande gelangen die vom Atlantischen Ocean kommenden West- und Nordwestwinde über die Ostgrenze, das iberische Gebirgssystem, nach Valencia und Murcia, und zwar noch trockner, weil wärmer, als zuvor. Die geringe Niederschlagsmenge ist ganz auf die kältere Jahreszeit beschränkt, aber mit Hilfe künstlicher Bewässerung kann man in dem subtropischen Klima, welches hier herrscht, ebenso wie auf der Südseite des penibetischen Gebirgssystems das ganze Jahr hindurch säen und ernten, da hier Eis und Schnee höchst seltene Erscheinungen sind. Am regenreichsten, mit 800-1500 mm jährlichem Niederschlag, ist die Nordwestecke der Iberischen Halbinsel, die cantabrische Küste und das Gebiet der Pyrenäen, am regenärmsten Leon zu beiden Seiten des Duero, wo Salamanca und Zamora nur 275 mm aufweisen, die aragonische Steppe, wo Saragossa mit 330 mm, Valencia und Murcia und insbesondere Alicante mit 254 mm, die Mancha mit 400 mm. In den regenarmen Gebieten giebt es im Sommer viele wasserfreie Flußbetten, die sog. Ramblas. Wenn aber ein heftiger Gewitterregen gegen Ende desselben einsetzt und das Wasser von den nackten, steilen Bergmassen hinuntereilt, füllen sich dieselben in kürzester Zeit und es wälzen sich lehmfarbige trübe Fluten über den Sand und Schotter, über den noch kurz zuvor Fuhrwerke und Herden geführt wurden. Perennierende Flüsse, wie der Segura, überschreiten bei längerm heftigem Regen in solchen Gebieten leicht ihre Ufer und vernichten mühsam hervorgerufene Kulturen. Mit Einschluß der Hochgebirge liegen die mittlern Jahrestemperaturen S.s zwischen 20° und 0° C. Die Isotherme von 20° hält sich südlich des penibetischen Gebirgssystems unter 100 m Meereshöhe und beginnt westlich von Motril, berührt Torrox, Velez Malaga, Malaga, Marbella, den untern Rio Tinto, Huelva und Ayamonte. Die Isotherme von 16° C. steigt bis 500 m Höhe empor und berührt viele Orte, so Barcelona, Jaen, Coimbra. Die Isothermenzone von 12° C. hält sich in 50-1000 m Höhe. Unter ihr liegen Escorial, Valladolid und Oviedo, zwischen ihr und der von 16° fast alle Hochebenen.