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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Spektrālfarben; Spektromēter; Spektroskōp; Spektrotelegraphie; Spektrum

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Spektralfarben - Spektrum

daß die im Rohr ein- und austretenden Strahlen eine gerade mit der Rohrachse zusammenfallende Linie bilden. Um daher das Spektrum zu sehen, braucht man das Rohr nur auf die Lichtquelle zu richten. Diese S. eignen sich daher zur Beobachtung des Spektrums solcher Objekte, die, wie die Sternschnuppen, ihren Ort rasch ändern. Für wissenschaftliche Zwecke benutzt man vielfach Gitterspektren (s. Spektrum); zur Erzeugung der Bilder auch Hohlspiegel statt der Linsen.

Spektrālfarben, die im Spektrum (s. d.) auftretenden Farben. (S. Dispersion.)

Spektromēter (lat.-grch.), ein zur Bestimmung der Brechungsexponenten verschiedener Körper dienendes Instrument, das im wesentlichen wie ein Spektralapparat (s. d.) eingerichtet ist und zur genauen Messung der in Frage kommenden Winkel eine mit Nonien versehene Kreisteilung besitzt.

Spektroskōp (lat.-grch.), s. Spektralapparate.

Spektrotelegraphie, eine von Poul la Cour in Kopenhagen 1888 besonders als Ergänzung der Telegraphie durch Flaggen (s. d.) vorgeschlagene Art der optischen Telegraphie. Stellt man nach beistehender Skizze vor eine entsprechend helle, z. B. elektrische Lichtquelle L einen Metallschirm S, in welchem Löcher 1, 2, 3, die ein Morsezeichen darstellen, wagerecht nebeneinander eingeschnitten sind, und bringt vor dem Schirm eine Konvexlinse C in einem ihrer Brennweite gleichen Abstand und vor dieser Linse noch ein Prisma P an, so gehen durch das Prisma zu einem entfernten Beobachter B die in Spektren v₁r₁, v₂r₂, v₃r₃ aufgelösten Bilder der Löcher 1, 2, 3. Da sich die Spektren teilweise überdecken, so ist das Morsezeichen mit dem bloßen Auge nicht zu erkennen. Sieht der Beobachter aber durch ein zweites Prisma oder ein Spektroskop, so vermag er die auf ihn treffenden Lichtstrahlen wieder zu trennen und das Morsezeichen zu erkennen. Um daher mit Hilfe der S. die Flaggentelegraphie bei Nachtzeit zu ersetzen, bedarf man nur 18 gelochter Schirme, deren jeder einer der 18 üblichen Flaggen entspricht. Vorteilhaft läßt sich die S. auf Leuchttürmen verwenden. Als Übelstand macht sich bei dem Empfangen von Signalen auf Schiffen geltend, daß die Zeichen nur innerhalb eines ziemlich kleinen Winkels sichtbar sind, daher bei den Schwankungen des Schiffes leicht aus dem Gesichtsfeld verloren werden.

^[Abb.]

Spektrum (lat.), das durch die Zerlegung eines nicht streng einfarbigen Lichtstrahls entstehende vielfarbige Bild. Die Zerlegung eines Lichtstrahls kann entweder bewirkt werden durch die bei der Brechung des Lichts in einem durchsichtigen Prisma (Glasprisma) eintretende Dispersion (s. d.) des Lichts oder durch die beim Durchgang des Lichts durch eine oder mehrere parallele, sehr enge Spalten (Gitter) stattfindende Diffraktion oder Beugung (s. d.). Im erstern Falle erhält man ein Dispersions-, im zweiten ein Diffraktions- oder Beugungsspektrum. Die Aufeinanderfolge der Farben in beiden ist von der am wenigsten abgelenkten aus die gerade entgegengesetzte. Im Dispersionsspektrum wachsen die Räume, welche die einzelnen Farben einnehmen, vom Rot zum Violett, während sie im Beugungsspektrum nahezu gleich sind. Zur Herstellung eines S. des Sonnenlichts genügt es nicht, einfach ein Sonnenlichtbündel auf das Prisma fallen zu lassen, denn selbst das durch eine schmale Spalte eindringende Bündel enthält, weil die Sonne unter einem Sehwinkel von ½° erscheint, Strahlen von dieser Divergenz. Farbenbestandteile also, deren Ablenkungsunterschied kleiner als ½° ist, decken sich demnach im S. Stellt man nach dem Vorgange von Newton eine Linse L (s. Fig. 1) so auf, daß dieselbe von der schmalen Spalte S ein reelles Bild S₁ entwirft und setzt hinter L das Prisma P, so werden die farbigen Bestandteile des von L ausgehenden Lichtbündels in ungleichem Maße abgelenkt, so daß die roten Strahlen in S<sub>r</sub>, die violetten in S<sub>v</sub> Bilder der Spalte erzeugen, die nun nebeneinander fallen. Alle Spektralapparate (s. d.) beruhen im wesentlichen auf der Newtonschen Anordnung, die auch bei Darstellung des Diffraktionsspektrums Anwendung findet. Nach Newtons Vorgange, der zuerst (1666) das S. genauer untersuchte, hat man bisher meist die einzelnen Farben, wie sie im S. des Sonnenlichts (s. Tafel: Spektralanalyse, Nr. 1) von den weniger brechbaren zu den brechbarern Strahlen hin aufeinander folgen, Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigoblau, Violett benannt. Es ist aber auch das Dunkelrot am äußersten roten Ende des S. sowie die Lavendelfarbe am äußersten violetten Ende zu beachten. Nennt man das Hellblau Cyan, so erhält man für das S. folgende Farbenreihe: Dunkelrot, Rot, Orange, Gelb, Grün, Cyan, Indigo, Violett, Lavendel. Listing hat zuerst festgestellt, daß die Schwingungszahl der Lichtstrahlen, welche die äußerste Grenze des Dunkelrot bilden, 364 Billionen, die jener an der äußersten Grenze des Violett dagegen 800 Billionen ist.

^[Abb.: Fig. 1.]

Außer dem direkt sichtbaren Teile des S. zwischen Dunkelrot und Lavendel lassen sich noch auf beiden Seiten Strahlen nachweisen, die zwar für das Auge nicht wahrnehmbar sind, ihre Existenz aber durch andere Äußerungen zeigen, so wirken die jenseit von Violett liegenden ultravioletten Strahlen vorzugsweise chemisch verändernd auf eine große Anzahl Stoffe ein, können deshalb durch photogr. Aufnahme des S. nachgewiesen werden, während die jenseit des Rot liegenden ultraroten Strahlen vorzugsweise Wärmewirkungen zeigen und mit Hilfe der Thermosäulen (s. Thermoelektricität) oder des Bolometers (s. d.) beobachtet werden.

Betrachtet man das von einem weißen Sonnenstrahl entweder durch Dispersion oder Diffraktion erzeugte S. (s. Fig. 2), so findet man in ihm eine