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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Spekulation - Spencer (Familie)

sehr große, fast unzählige Menge von dunkeln, bald feinern, bald stärkern Unterbrechungen, die zuerst von Fraunhofer (1814) genauer untersucht wurden und nach ihm die Fraunhoferschen Linien genannt wurden. Fraunhofer hat die hauptsächlichsten derselben vom roten Ende des S. an mit den Buchstaben A bis H bezeichnet, und zwar liegen A, a, B und C im Rot, D im Orange, E im Gelb, b und F im Grün, G im Dunkelblau, H im Violett. (S. auch Nr. 1 der Tafel: Spektralanalyse.) Später hat man noch im ultravioletten Teile des S. die Bezeichnung derselben von L bis S fortgesetzt, ebenso im ultraroten Teile Buchstaben eingeführt. Alle diese dunklen Linien rühren von der Sonne selbst her, bis auf die von der Erdatmosphäre erzeugten sog. atmosphärischen Linien. Die letztern wurden 1863 durch Brewster und Hudstone entdeckt, welche die Verstärkung derselben bei Annäherung der Sonne an den Horizont beobachteten, also dann, wenn das Sonnenlicht dickere Schichten der Erdatmosphäre zu durchsetzen hat. Zu diesen Linien gehört die Gruppe a, sowie zwischen den beiden D-Linien austretende Streifen. Man beobachtet die atmosphärischen Linien, die vorzugsweise vom Wasserdampf herrühren, auch an dem S. eines fernen Feuers (Janssen). Der große Wert der Fraunhoferschen Linien besteht darin, daß sie in dem S. bestimmte Stellen angeben und somit bei der Untersuchung der Lichtbrechungsverhältnisse einer Substanz als Anhaltspunkte dienen. Ferner kann man mittels der durch Beugung (s. d.) hervorgebrachten Gitterspektren die Wellenlänge der einzelnen Spektralfarben bestimmen und dadurch auch ihre Schwingungszahl. Das S. anderer Lichtquellen zeigt sich entweder kontinuierlich, wie das unserer «weißen» Lichtquellen, oder zertrennt in eine kleinere oder größere Anzahl von hellen Linien oder Banden. Diese für jede bestimmte Lichtquelle charakteristische Gestalt des S. wird in der Spektralanalyse (s. d.) benutzt.

^[Fig. 2]

Spekulation (lat.), eigentlich Ausspähung, Erforschung, in philos. Bedeutung häufig im Sinne von Theorie (s. d.) gebraucht. In engerm Sinn bedeutet es das specifisch philos. Denken im Gegensatz zum empirischen. Infolge der Überspannung dieses Gegensatzes in der absolutistischen Philosophie nach Kant haftet dem Ausdruck der Nebensinn von Verachtung der Empirie an. – Über S. im geschäftlichen Sinne s. Handel Ⅱ.

Spekulationsmanöver, absichtliche Unternehmungen der interessierten Personen zur Beeinflussung der Kurse.

Spekulationspapiere, Wertpapiere, die starken Preis- oder Kursveränderungen unterliegen und zur Spekulation (s. Handel Ⅱ.) Anlaß geben.

Spekulatīv (lat.), zur Spekulation (s. d.) geneigt, auf Spekulation gegründet.

Speläologie (grch.), Höhlenforschung (s. d., Bd. 17).

Speldorf, preuß. Ortschaft, s. Bd. 17.

Spelerpes oder Geotriton, Gattung der Molche (s. d.), von schlankem Körperbau, am dünnen Schwanz ohne senkrechten Hautsaum; die scheibenförmige, auf einem kontraktilen Stiele sitzende Zunge kann hervorgeschleudert werden. Es finden sich 4‒5 freie oder verwachsene Zehen. Die wenigen Arten bewohnen hauptsächlich Nord- und Mittelamerika; eine (S. fuscus Str.) findet sich auf der Apenninischen und Iberischen Halbinsel; sie wird bis 10 cm lang und ist von gelbgrauer Farbe mit verwaschenen rötlichen Flecken.

Spellen, preuß. Dorf, s. Bd. 17.

Spelter (engl.), s. Zink.

Spelz, Weizenarten, s. Dinkel.

Spelzen, die Hüllblätter und Deckblätter der Grasblüten (s. Gramineen).

Spencemetall, eine metallähnliche, durch Zusammenschmelzen von Schwefeleisen, Schwefelzink, Schwefelblei und Schwefel erhaltene Mischung. Das S. ist von grauer Farbe, sehr zähe, etwas elastisch und von nur geringem Wärmeleitungsvermögen, besitzt große Widerstandsfähigkeit gegen die Einwirkung der Luft, des Wassers, der Alkalien und der Säuren. Es schmilzt schon bei 111‒170° C. und dehnt sich beim Erkalten etwas aus, weshalb es sehr scharfe Abgüsse liefert. Deshalb und weil es nach dem Guß keiner Politur bedarf und sich leicht mit einer schönen Patina überzieht, findet es in der Gießerei häufige Verwendung. Man benutzt es besonders zu Abgüssen von Kunstgegenständen, als Dichtungsmittel für Gas- und Wasserleitungen, zu Clichés, als Unterlage für galvanoplastische Abdrücke, als luftdichten Verschluß für Flaschen und Einmachbüchsen, zu Zeugdruckwalzen, Zapfenlagern, Gußformen u. s. w.

Spencer, alte, in Northamptonshire ansässige engl. Familie, von der John S. (gest. 1783) 1765 zum Viscount Althorp und Grafen S. erhoben wurde. Sein Sohn George John, zweiter Graf von S., Staatsmann und Bücherliebhaber, geb. 1. Sept. 1758, studierte in Cambridge und trat 1783 nach dem Tode seines Vaters in das Oberhaus. Unter Pitt war er 1794‒1801 erster Admiralitätslord und leitete unter Fox und Grenville 1806 das Innere. Dann zog er sich zurück und lebte vor allem der Erweiterung seiner Privatbibliothek, der größten in Europa. Er hatte sie 1789 durch Ankauf der gräflich Rewiczkischen Sammlung begründet, ließ für ihre Erweiterung ganz Europa bereisen und vermehrte sie bis auf 40000 Bände. Sie ist reich an ältesten Druckwerken und Klassikerausgaben und wurde 1892 von Mrs. Rylands erworben, die sie in Manchester unter dem Namen «John Rylands Bibliothek» öffentlich aufstellen ließ. (Vgl. Dibdin, Bibliotheca Spenceriana, 4 Bde., Lond. 1814; und den in Berlin 1794 erschienenen Katalog der Rewiczkischen Sammlung. Über S.s reiche Gemäldesammlung vgl. Dibdins Aedes Althorpianae, 2 Bde., Lond. 1822, deren 2. Band Nachträge über die Bibliothek bringt.) S. starb 10. Nov. 1834. Sein ältester Sohn John Charles, dritter Graf von S., als Staatsmann mehr unter dem Namen Lord Althorp bekannt, geb. 30. Mai 1782, studierte in Cambridge