Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

150

Spiegelablesung - Spiegelinstrumente

besonders an den Bibliotheken zu Kopenhagen, London und Oxford zu. 1849 ward er als Professor der orient. Sprachen an die Universität Erlangen berufen. Seine Ausgabe des "Kammavâkya" (Bonn 1841) und die "Anecdota Pâlica" (Lpz. 1845) begründeten das Studium der Pali-Litteratur in Deutschland. Ein Hilfsmittel zur Kenntnis des Neupersischen bot er in der "Chrestomathia Persica" (Lpz. 1840). Sein Hauptwerk bildet die Ausgabe und Übersetzung des "Avesta", der heiligen Bücher der Parsen, von welcher der erste und zweite Band (Lpz. 1853-58) den Zendtext des Vendidad, Jasna und Vispered enthält, während die deutsche Übertragung (3 Bde., ebd. 1852-63) und der Kommentar (2 Bde., ebd. 1865-69) gesondert erschienen. Auf die Erklärung des "Avesta" beziehen sich, außer verschiedenen Abhandlungen, noch S.s "Einleitung in die traditionellen Schriften der Parsen" (2 Bde., ebd. 1856-60), die "Grammatik der Pârsisprache" (ebd. 1851) und die "Grammatik der altbaktrischen Sprache" (ebd. 1867). Auch veranstaltete er eine vollständige Sammlung der altpers. Keilinschriften nebst Übersetzung und Erklärung (Lpz. 1862; 2. Aufl. 1881). Geogr. und ethnogr. Aufsätze sammelte er in "Eran, das Land zwischen Indus und Tigris" (Berl. 1863). Es waren dies die Vorarbeiten zum größern Werke: "Eranische Altertumskunde" (3 Bde., Lpz. 1871-78). Noch schrieb S. eine "Vergleichende Grammatik der alteranischen Sprachen" (Lpz. 1882).

Spiegelablesung, ein durch Gauß und Poggendorff eingeführtes physikalisches Verfahren zur Messung kleiner Anschlags- oder Drehungswinkel. Man denke sich ein Fernrohr (also ein winkelvergrößerndes Instrument) in einer Entfernung von einem oder mehrern Metern von einem kleinen leichten Spiegel aufgestellt, welches, an der Nadel eines Galvanometers oder Magnetometers befestigt, sich mit dieser dreht. Die Anordnung ist so getroffen, daß man eine unmittelbar über oder unter dem Fernrohrobjektiv aufgestellte beleuchtete Skala mit Hilfe des Fernrohrs in dem Spiegel erblickt. Bei Bewegung des Spiegels verschieben sich die Teilstriche und Ziffern der Skala auf dem Fadenkreuz des Fernrohrs. Der Zeiger besteht bei diesem Verfahren gewissermaßen aus einem langen und gewichtslosen Stab aus Licht. Die Anordnung für ein Spiegelgalvanometer zeigt Fig. 2 des Artikels Galvanometer. - Vgl. Czermak, Reduktionstabellen zur Gauß-Poggendorffschen S. (Berl. 1890).

Spiegelberg, Grafschaft, s. Coppenbrügge.

Spiegelberg, Otto, Geburtshelfer und Gynäkolog, geb. 9. Jan. 1830 zu Peine in Hannover, studierte in Göttingen Medizin, habilitierte sich daselbst 1853 als Privatdocent, wurde 1861 ord. Professor der Geburtshilfe und Gynäkologie in Freiburg, 1864 in Königsberg und 1865 in Breslau. Er starb daselbst 10. Aug. 1881. S. hat sich um die Geburtshilfe und Gynäkologie große Verdienste erworben. Sein Hauptwerk ist ein großes "Lehrbuch der Geburtshilfe" (Lahr 1878; 3. Aufl., bearb. von Wiener, 1891); seit 1370 gab er in Verbindung mit Credé das "Archiv für Gynäkologie" heraus.

Spiegel deutscher Leute, s. Deutschenspiegel.

Spiegeleisen, s. Eisen (Technisches).

Spiegelente, soviel wie wilde Ente, s. Enten.

Spiegelfasern, s. Holz.

Spiegelgalvanometer, s. Galvanometer; in der Telegraphie, s. Elektrische Telegraphen (A, 3, sowie Tafel: Elektrische Telegraphen I, Fig. 2).

Spiegelgans, s. Gans.

Spiegelgewölbe, s. Gewölbe.

Spiegelglas, auf beiden Flächen vollkommen eben geschliffene Glasplatte, früher ausschließlich zur Herstellung von Spiegeln benutzt; gegenwärtig wird der größte Teil des jährlich erzeugten S. in unbelegtem Zustande an Stelle des gewöhnlichen Fensterglases zu Schaufenstern, ferner in bessern Wohnhäusern, Hotels und Kaffeehäusern verwendet. In der Mitte des 17. Jahrh. brachte Venedig die ersten Tafeln aus S. in den Handel und blieb durch 200 Jahre im alleinigen Besitze des Geheimnisses ihrer Herstellung. 1665 gelang es Colbert, diese Industrie nach Frankreich zu verpflanzen, woselbst sie über 150 Jahre Privilegium einer einzigen Gesellschaft, der Compagnie von St. Gobain, bildete. Bis Ende des 17. Jahrh. konnten Spiegeltafeln nur nach Art der Fensterscheiben durch Blasen gewonnen werden. Um diese Zeit gelang es Lucas de Néhou, S. durch Guß herzustellen (s. Glasgießerei), der bedeutendste Fortschritt, den diese Industrie zu verzeichnen hat.

Die gegossenen, ebenso wie die geblasenen Spiegelscheiben müssen vor ihrer Verwendung noch geschliffen und poliert werden. Ursprünglich, solange man nur kleine Spiegelscheiben kannte, geschah dies mit der Hand, gegenwärtig fast nur noch mit Maschinen. Man unterscheidet drei untergeordnete Operationen: das Rauh-, das Klarschleifen und das Polieren. Das Rauhschleifen bezweckt, alles Glas bis auf den tiefsten Punkt der Tafeloberfläche wegzunehmen, es geschieht mit grobem Sand; das Klarschleifen hat den Zweck, das grobe Korn des Rauhschliffes ohne weitere Verdünnung der Tafel in feines Korn zu verwandeln; bei beiden Operationen ist die Tafel mit Gips auf der Schleifbank festgekittet. Beim Polieren wird Polierrot (Eisenoxyd) mit Hilfe lederner Kissen feucht aufgerieben. Welche Fortschritte durch Einführung zweckmäßiger Maschinen bei diesen Operationen gemacht wurden, geht aus den folgenden Zahlen hervor: 1765 brauchte man zum Rauh- und Klarschleifen von 2 qm Ebenfläche 41 Stunden, heute nur noch 10 Stunden. Damals hatte man zum Polieren 72 Stunden nötig, heute nur 12 Stunden. Alle diese Fortschritte riefen eine bedeutende Preisreduktion hervor. Eine Glasplatte von 4 qm Oberfläche kostete 1702: 2160 M., heute nur noch etwa 100 M. Einst war eine Spiegeltafel von 4 qm Oberfläche ein Wunderwerk, gegenwärtig stellt man S. von 20 bis 30 qm her. Auch die gegossenen, unpolierten Spiegeltafeln finden ausgedehnte Anwendung, besonders zu Glasdächern.

In Frankreich wurde 1895: 1 250 000 qm geschliffenes S. erzeugt, davon 970 000 qm von der Gesellschaft St. Gobain. In Deutschland beträgt die Jahresproduktion ungefähr 320 000 qm, in England 1 050 000, in den Vereinigten Staaten 600 000, in Belgien 1 300 000 qm. Die größte Ausfuhr hat Belgien, dann Großbritannien, Frankreich und Deutschland (1896: für 5,6 Mill. M., worunter 2,3 Mill. M. Spiegel).

Spiegelglasversicherung, s. Glasversicherung.

Spiegelgranaten, kleine runde Hohlgeschosse, die früher in größerer Zahl auf einmal aus glatten Mörsern verfeuert wurden. Zwischen der Pulverladung und den S. lag hierbei eine hölzerne Treibscheibe, Spiegel genannt (s. Treibspiegel).

Spiegelinstrumente, in der Geodäsie die zum Abstecken oder Messen von Winkeln bestimmten In-^[folgende Seite]