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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Statia - Statistik

digkeit), bei welchem die erforderlichen Aufzeichnungen auf einem durch ein Uhrwerk bewegten Papierstreifen selbstthätig notiert werden.

Statia, niederländ. Antilleninsel, s. Saint Eustache.

Stātik (grch.), derjenige Teil der Mechanik (s. d.), der die Bedingungen des Gleichgewichts der Kräfte behandelt. Sie steht der Kinematik (s. d.) sowie der Dynamik (s. d.), als der Lehre der Bewegung, gegenüber. Die Lehre vom Gleichgewicht (s. d.) der festen Körper heißt Geostatik, die vom Gleichgewicht der flüssigen Körper Hydrostatik (s. d.), die vom Gleichgewicht der luftförmigen Aerostatik (s. d.). S. auch Graphostatik.

Station (lat.), Standort; Haltepunkt bei Verkehrsanstalten, besonders der Eisenbahnen (s. Bahnhöfe); bei Wallfahrtsorten (besonders an Kreuzwegen, s. d.) Haltepunkt für die Prozessionen zur Gebetsverrichtung. – Bei topogr. Aufnahmen heißt S. der Aufstellungspunkt des Meßtisches im Gelände, oder dessen Bildpunkt (Stationspunkt) auf der Meßtischplatte.

Stationär (lat.), den Standort festhaltend, stillstehend. S. nennt man einen Motor auf festliegender Grundplatte im Gegensatz zu den fahrbaren (lokomobilen) Motoren. (S. Lokomobile.) – In der Astronomie nennt man stationär den Punkt in der scheinbaren Bahn eines Himmelskörpers, wo er aus der rechtläufigen in die rückläufige Bewegung oder umgekehrt übergeht. In diesem Punkt scheint er einige Zeit ohne jede Bewegung zu verharren.

Stationers’ Company (spr. stehsch’ners kömmpĕni), die in London seit 1403 bestehende Gesellschaft der stationarii, d. h. der Personen, welche die Herstellung und den Verkauf von Büchern oder ein damit verbundenes Gewerbe betrieben. Als an die Stelle von Handschriften gedruckte Bücher getreten waren und der Wirkungskreis der Gesellschaft bedeutend wuchs, erhielt sie 1556 Korporationsrechte mit wichtigen Privilegien, legte ungefähr in gleicher Zeit die für die Geschichte des engl. Buchhandels und der Litteratur höchst wichtigen registers an, in welchen alle sie betreffenden Verordnungen, Privilegien, sehr bald auch die Titel der in England neu erscheinenden Bücher aufgezeichnet wurden. Sie bildeten das Grundbuch für den Schutz der Verleger und Autoren gegen Nachdruck und spielen noch heute für das engl. Urheberrecht (copyright) die gleiche Rolle. – Vgl. Arber, A Transcript of the registers of the Company of Stationers of London 1554‒1640 (5 Bde., Lond. 1875‒94).

Stationers’ Hall (spr. stehsch’ners hahl), Name der Buchhändlerbörse in London, unweit Paternoster-Row und der St. Paulskathedrale.

Stationsdienst, s. Eisenbahnbetrieb.

Stationskosten, s. Eisenbahntarife.

Stationspunkt, s. Station.

Stationssignale, s. Eisenbahnsignale.

Stationstage (lat. dies stationarii, stationes), die wöchentlichen Fasttage in der griech.- und röm.-kath. Kirche (s. Fasten).

Stationstarife, s. Eisenbahntarife.

Stationsvorsteher, s. Eisenbahnbeamte.

Statiös, «Staat» machend, stattlich.

Statisch (grch.), gleichgewichtig (s. Statik).

Statische Eishöhlen, s. Eishöhlen (Bd. 17).

Statischer Sinn, s. Gleichgewichtssinn (Bd. 17).

Statisches Moment, s. Moment.

Statisten (neulat.), s. Komparse.

Statistik (von dem neulat. und ital. Wort statista, Staatsmann, Politiker), ursprünglich soviel wie Staatskunde, worunter die systematische Darstellung der Verfassung, der Organisation, der Bevölkerungsverhältnisse, der militär. und wirtschaftlichen Hilfsquellen und der sonstigen bemerkenswerten Einrichtungen und Verhältnisse eines oder mehrerer Staaten zu verstehen ist. In diesem Sinne verfaßten bereits im 16. Jahrh. unter anderm Sebastian Münster, Francesco Sansovino und Giovanni Botero ausführliche Staatsbeschreibungen, und die seit 1626 in Leiden erscheinenden «Respublicae Elzevirianae» verfolgten gleiche Zwecke. Auf Grund dieser und ähnlicher Quellen hielt Hermann Conring seit 1660 an der Universität Helmstedt Vorlesungen staatsbeschreibenden Inhalts, die an andern Hochschulen vielfach Nachahmung fanden. Besondern Vorschub erhielt die Staatskunde als Unterrichtswissenschaft (Universitätsstatistik) durch Achenwall, der in seinem zuerst 1749 veröffentlichten «Abriß der neuesten Staatswissenschaften der heutigen vornehmsten europ. Reiche und Republiken» (Göttingen) sich zum erstenmal des Wortes S., und zwar in dem obigen Sinne von «Staatsmerkwürdigkeiten» bediente, sowie durch dessen Schüler und Nachfolger auf dem Göttinger Lehrstuhl, von Schlözer, der die S. als histor. Disciplin auffaßte und dies in dem bekannten Satz zum Ausdruck brachte: «S. ist stillstehende Geschichte, Geschichte eine fortlaufende S.». Gegenüber der bis dahin üblichen getrennten Behandlung der einzelnen Staaten bekundete Büsching (1724‒93) insofern einen Fortschritt, als er den einzelnen statist. Fragen durch eine internationale vergleichende Darstellung näher zu treten suchte. Neben dieser Auffassung von der S. als Staatenkunde bildete sich unterdes eine andere aus, die die specifische Aufgabe der S. in der zahlenmäßigen Erhebung und Untersuchung von Massenerscheinungen auf dem Gebiete des staatlichen und wirtschaftlichen Lebens erblickt. Ihren geschichtlichen Ursprung hat dieselbe in denjenigen Forschungen über die menschlichen Lebensverhältnisse, welche ihr Material den im Laufe des 16. Jahrh. fast überall in Aufnahme gekommenen Kirchenbüchern mit ihren Verzeichnissen der Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle entnahmen. Der erste, der auf Grund solchen Materials gewisse Regelmäßigkeiten in den gesellschaftlichen Massenerscheinungen nachwies, war John Graunt («Observations upon the bills of mortality», Lond. 1662), der in William Petty (dem Verfasser von «An essay of political arithmetics», 1682 u. ö.) einen Nachfolger fand. Derselbe machte sich insbesondere um die Methodik der neuen Wissenschaft verdient, der damals auch die im Entstehen begriffene Wahrscheinlichkeitsrechnung zu gute kam. Der Astronom Halley förderte die Bestrebungen seiner Vorgänger durch seine 1693 erschienene Sterbetafel (s. Sterblichkeitsstatistik), und der Deutsche Süßmilch behandelte in seiner «Göttlichen Ordnung in den Veränderungen des Menschengeschlechts» (Berl. 1741; 5. Aufl. 1780) die bevölkerungsstatist. Regelmäßigkeiten in einem umfassenden Zusammenhange. Die Anhänger der beiden genannten Richtungen, die als Achenwallsche und Süßmilchsche S. gegenübergestellt werden, verfolgten von Anfang an selbständig ihre Wege, nicht ohne sich zeitweise aufs heftigste zu befehden. Im Laufe der Zeit wurde indes der S. als Staatenkunde immer mehr Ab-^[folgende Seite]