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Sully-Prudhomme - Sultanabad
sittenstrenge und seinem Herrn unbedingt ergebene Minister, nachdem eine organische Reform mißlungen war, Ordnung in das Chaos, vereinfachte die Erhebung, verminderte die Lasten, forderte strenge Rechenschaft, erfand neue Formen für das Rechnungswesen und prüfte die Register. Die Finanzüberschüsse häufte er, trotz reichlicher Tilgung der Staatsschulden, in der Bastille auf, deren Gouverneur er 1602 wurde, und dieser Schatz belief sich bei Heinrichs IV. Tode auf 42 Mill. Livres. Als Heinrich IV. 1600 den Zug nach Savoyen unternahm, wurde S. Großmeister der Artillerie. Nach dem Frieden übernahm er die öffentlichen Bauten und griff bald in alle Zweige der Verwaltung ein. Der Landwirtschaft galt seine Vorliebe: auf sie wollte er den wieder zu schaffenden Reichtum Frankreichs gründen; in Fragen der Industrie und des Handels mußte Heinrichs höhere Einsicht ihn vorwärts treiben. Auch an den auswärtigen Verhandlungen war er beteiligt. Die Ermordung Heinrichs IV. (1610) hemmte plötzlich die großartigen Unternehmungen des Ministers, der 1606 zum Herzog von S. erhoben war, und veränderte seine Lage gänzlich. Er wurde von der Regierung verdrängt, lebte fortan zu Rosny und Villebon, beschäftigte sich mit Landbau und schrieb seine Erinnerungen nieder. An dem Parteitreiben nahm er, die Hugenotten beeinflussend, einen nicht immer heilsamen Anteil. 1634 verlieh ihm Ludwig XIII. die Marschallswürde. Am 22. Dez. 1641 starb S. zu Villebon. Er hinterließ eine einzige Tochter Margarete de Béthune, die an den Herzog Henri de Rohan (s. d.) vermählt war. Von seinem Geschichtswerk ließ S. u. d. T. "Mémoires des sages et royales économies d'état, domestiques, politiques et militaires de Henri le Grand" die zwei ersten Bände (Amsterd. 1634) erscheinen. Jean le Laboureur veröffentlichte erst 1662 zwei andere Bände. Diese Memoiren sind lange für die Geschichte Heinrichs IV. eine Hauptquelle gewesen; man weiß jetzt, daß sie persönlich-polit. Tendenz dienen, ihren Urheber verherrlichen und zu diesem Zweck selbst Fälschungen schlimmer Art nicht vermieden haben. - Vgl. Ritter, Die Memoiren S.s (Münch. 1871); Legouvé, Sully (Par. 1873); Gourdault, S. et son temps (3. Aufl., Tours 1877); Philippson, Heinrich IV. und Philipp III., Bd. 3 Berl. 1876); Th. Kükelhaus, Der Ursprung des Planes vom Ewigen Frieden in den Memoiren des Herzogs von S. (Berl. 1893).
Sully-Prudhomme (spr. ßüllih prüdómm), René Francois Armand, franz. Dichter, geb. 16. März 1839 zu Paris, studierte zuerst Mathematik und Naturwissenschaft, um in die École polytechnique einzutreten, verzichtete aber darauf, um sprachliche, litterar., philos. und jurist. Studien zu treiben. Er ist als Dichter von geschichts- und naturphilos. Gedanken inspiriert. Wegen seiner poet. Technik hat man ihn zu den Parnassiens gezählt, aber mit Unrecht; in der Form nähert er sich eher dem Klassicismus, der tiefe Gedankeninhalt seiner Poesien steht jener Schule durchaus fern. Seine erste Sammlung "Stances et poèmes" erschien 1865. Es folgten "Les épreuves. Amour, doute, rêve, action", ein Sonettenkranz (1866), das erzählende Gedicht "Les écuries d'Augias" (1866), die beschreibenden Poesien "Croquis italiens" (1869), und dann "Les solitudes" (1869), deren Gegenstand die Einsamkeit des Herzens ist. Nach dem Kriege schrieb er die ziemlich kraftlosen "Impressions sur la guerre" (1872) und "La France" (1877); ferner "Les destins" (1872), "Les vaines tendresses" (1875), "Le Zenith" (1876), eine Verherrlichung der Wissenschaft, "La Justice" (1878), "Le Bonheur" (1888), "Que sais-je? Examen de conscience" (1896). S. wurde 1881 Mitglied der Akademie. - Vgl. Coquelin, Un poète philosophe S. (Par. 1882); Paris, Penseurs et poètes (ebd. 1896).
Sulmiërzyce (spr. -schütze), deutsch Sulmierschütz, Stadt im Kreis Adelnau des preuß. Reg.-Bez. Posen, unweit der schles. Grenze, an der Kleinbahn Trachenberg-S. (57,8 km), hat (1895) 3081 E., darunter 2777 Katholiken (Polen), 261 Evangelische und 43 Israeliten, Post, Telegraph, ein Denkmal (1862) des hier geborenen Dichters Sebastian Klonowicz; Rindvieh- und Schweinezucht. Bei S. dehnen sich große, dem Fürsten von Thurn und Taxis gehörige Waldungen aus.
Sulphur, s. Sulfur.
Sulpicier, altröm. patricisches Geschlecht. Publius Sulpicius Galba Maximus wurde 211 zum Konsul und 203 zum Diktator erwählt und begann in seinem zweiten Konsulat 200 den Krieg gegen Philipp V. von Macedonien. - Servius Sulpicius Galba wurde als Prätor 151 v. Chr. in Lusitanien geschlagen. 150 ließ er als Proprätor mehrere tausend Lusitanier verräterisch niederhauen und entging, 149 deshalb angeklagt, nur durch seine Beredsamkeit und sein Gold der Verurteilung; 144 bekleidete er das Konsulat. - Publius Sulpicius Rufus, geb. 124 v. Chr., ward, um das Volkstribunat bekleiden zu können, Plebejer. Durch eine Anklage des Gajus Norbanus begründete er 94 seinen Ruf als Redner, zeichnete sich im Bundesgenossenkriege 89 v. Chr. durch Unterwerfung der Marruciner auch als Feldherr aus und wurde für das J. 88 zum Volkstribunen gewählt. In diesem Amt übernahm er die Führung der Marianischen Partei (Ritter und Plebs) gegen Sulla und die Aristokraten. Seine Gesetzesvorschläge: Rückberufung der Verbannten, Verteilung der Neubürger (der frühern Bundesgenossen) in alle Tribus, Festsetzung eines Maximums von 2000 Denaren als erlaubte Geldschuld eines Senators, Übertragung des Oberbefehls im Mithridatischen Kriege von Sulla an Marius, die von ihm gewaltsam durchgebracht wurden, riefen Sullas (s. d.) Marsch gegen Rom und die Besetzung der Hauptstadt hervor. Unter den dabei Geächteten war auch Sulpicius; er wurde auf seiner Villa entdeckt und getötet.
Sultan (arab., "Gewalthaber", "Herr"), ein im islamitischen Orient gewöhnlicher Herrschertitel, der auch im Privatleben als schmeichlerische Anrede an Höherstehende benutzt wird. Der wichtigste S. ist der türk. Kaiser, der sich den Titel Sultan es-Salatin, d.i. Sultan der Sultane, Großherr, beilegt. Neben ihm führen den Sultantitel die Mutter des regierenden Herrschers, Walid eh-Sultan, und die im kaiserl. Harem geborenen Kinder weiblichen Geschlechts, wie Esma-Sultan, Adileh-Sultan, während die jungen Prinzen Schehfadeh (Kaiserssohn) genannt werden.
Sultanabad, Stadt in der pers. Provinz Irak Adschmi, in 1791 m Höhe, an der Straße Teheran-Kum-Burudschird, in einem weiten, gut bewässerten Thale, ist erst Anfang des 19. Jahrh. gegründet worden. Die 7000 Seelen zählende Bevölkerung treibt