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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Swijága; Swinburne; Swindon

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Swijaga - Swindon

das Haus Sir William Temples, eines Verwandten seiner Mutter, aufgenommen, worauf er 1692 den Doktorgrad in Oxford erlangte. Dann wurde er Pfarrer zu Kilroot in Irland, gab die Stelle aber bald wieder auf und kehrte zu Sir Will. Temple zurück. Nach dessen Tode (1699) ging er als Kaplan des Lord Berkeley wieder nach Irland, wo er später die Rektorei zu Aghar und mehrere kleinere Pfründen erhielt. Erbitterung über fehlgeschlagene Hoffnungen bewog ihn, polit. Schriftsteller zu werden. Eifrigst verfocht er die Sache der Whigs. Als ihn aber diese nicht nach Wunsch beförderten, trat er 1710 zu den Tories über, wodurch er endlich 1713 statt des ersehnten Bistums das Dechanat zu St. Patrick in Dublin erhielt. Seit 1701 hatte er mit Miß Esther Johnson, der berühmten Stella, die er in Temples Hause kennen gelernt hatte, in einem zärtlichen Verhältnis gestanden. Sie folgte ihm nach Irland, wo er sie heimlich geheiratet haben soll. Zugleich unterhielt er eine Freundschaft mit einer zweiten, unter dem Namen Vanessa bekannten jungen Dame, die ihm gleichfalls nach Irland folgte und dort, angeblich aus Gram über die Entdeckung seiner heimlichen Ehe mit Stella, starb. In den letzten Lebensjahren war er schwer geisteskrank. Er starb 19. Okt. 1745 in Dublin. Die beiden Werke, die S.s Schriftstellerruhm hauptsächlich begründen, sind die ohne seinen Namen erschienene «Tale of a tub» (1704), eine Satire, in der die Abenteuer der drei Personen Peter, Martin und Jack, welche die kath., prot. und presbyterian. Kirche vorstellen, witzig erzählt werden, und «Gulliver’s travels» (1726), eine polit. Satire, einfach und ungeziert geschrieben, das vollendetste aller seiner Werke, das selbst für den der polit. Beziehungen Unkundigen höchst anziehend ist und in fast alle civilisierten Sprachen übersetzt, auch mehrfach für die Jugend bearbeitet wurde. Unter den übrigen zahlreichen Schriften sind die wichtigsten: «Discourse of the contents and dissensions between the nobles and commons of Athens and Rome» (1701), «Battle of the books» (1704), «Sentiments of a Church-of-England-man in respect to religion and government» (1708), «The conduct of the allies» (1712), «The public spirit of the Whigs» (1714), namentlich aber die «Letters by M. B. Draper», die ihm die Zuneigung der Irländer erwarben, und die erst nach seinem Tode erschienene «History of the four last years of Queen Anne». Seine Werke gaben Hawkesworth (14 Bde., Lond. 1755, Quart, und 24 Bde., Oktav), Thom. Sheridan (17 Bde., ebd. 1784), Walter Scott (mit vortrefflicher Lebensbeschreibung, 19 Bde., ebd. 1814) und Roscoe (2 Bde., ebd. 1853) heraus. Sein «Tagebuch in Briefen an Stella» erschien in deutscher Übersetzung von Claire von Glümer (Berl. 1866). – Vgl. Forster, Life of J. S. (Bd. 1, Lond. 1875); die Biographien von Craik (ebd. 1882) und Leslie Stephen (ebd. 1882); Collins, J. S., a biographical and critical study (ebd. 1893); Simon, S., étude psychologique et littéraire (Par. 1893).

Swijága, rechter Nebenfluß der Wolga, in den Gouvernements Simbirsk und Kasan, hat eine Länge von 363 km, geht stellenweise parallel mit der Wolga, wenngleich in entgegengesetzter Richtung, und ist nicht schiffbar.

Swinburne (spr. -börn), Charles Algernon, engl. Dichter, ältester Sohn des Admirals Sir Charles S. und der Lady Jane Ashburnham, geb. 5. April 1837 auf dem Landsitze Holmwood bei Henley-upon-Thames, empfing seine erste Erziehung in Frankreich, besuchte dann die Schule in Eton und später die Universität Oxford. Nach Vollendung seiner Studien bereiste er das Festland und verweilte längere Zeit in Florenz bei Walter Savage Landor. S.s erstes Werk: «The Queen-mother and Rosamond, two plays in verse» (1860), blieb unbeachtet. Seinen Ruf begründete das nach altgriech. Muster angelegte Drama «Atalanta in Calydon» (1865; neue Ausg. 1875; deutsch von Graf Wickenburg, Wien 1878), dessen lyrischer Schwung und kraftvolle Schilderung S. sofort als einen Dichter von hoher Begabung kennzeichneten. Weniger Beifall fand das Drama «Chastelard» (1865; deutsch von O. Horn, Brem. 1873), dem man rhetorische Übertreibung und sinnliche Schilderungen vorwarf. Derselbe Tadel traf in noch höherm Grade S.s «Poems and ballads» (1866), so daß der Verleger das Werk dem fernern Vertrieb durch den Buchhandel zu entziehen suchte. S. verteidigte sich selbst in den «Notes on poems and reviews» (1866). 1867 zeigte er sich durch den Mazzini gewidmeten «Song of Italy», ein durch Reichtum und Vollendung der Form ausgezeichnetes, wenn schon wesentlich rhetorisch-dithyrambisches Gedicht, als feurigen Republikaner. In ähnlichem Stil ist die Victor Hugo gewidmete «Ode on the proclamation of the French Republic» (1870) gehalten. 1871 erschien ein neuer Band vermischter Gedichte, die «Songs before sunrise», die den reifsten Früchten seines poet. Schaffens zuzuzählen sind. Seine nächste Dichtung war «Bothwell, a drama in five acts and in verse» (1874), eine geniale, aber zu umfangreiche Fortsetzung von «Chastelard». Hierauf folgten «Songs of two nations» (1875), die antikisierende Tragödie «Erechteus» (1876), eine zweite Reihe der «Poems and ballads» (1878), das epische Gedicht «Tristam of Lyonesse» (1882), die lyrisch-didaktischen: «A century of roundels» (1883) und «A midsummer holiday» (1884), und die Tragödien «Mary Stuart» (1881), «Marino Faliero» (1885) und «The sisters» (1892). In neuester Zeit erschienen das Gedicht «Grace Darling» (1893), «Astrophel and other poems» (1894) und «The tale of Balen» (1896). Als scharfer Kritiker bewährte sich S. in «William Blake, a critical essay» (1868), in der geistreichen Schrift «Under the microscope» (1872), in der er sich und seinen Freund Rosetti gegen die Anklage der Begründung einer «fleischlichen Schule der Poesie» verteidigte; ferner in «George Chapman, a critical essay» (1875), «A note on Charlotte Brontë» (1877), «A study of Shakespeare» (1879; 3. Aufl. 1895), «A study of Victor Hugo» (1886), «A study of Ben Jonson» (1889), «Studies in prose and poetry» (1894). Eine Sammlung seiner Prosaschriften gab er 1875 als «Essays and studies» heraus. Gegen Gladstone und die Russenfreunde wandte er sich in den «Notes of an English republican on the Muscovite crusade» (1876). – Vgl. Shepherd, The bibliography of S. (1887).

Swindon (spr. ßwinnd’n), New Town, Stadt in der engl. Grafschaft Wiltshire, nahe dem die obere Themse bei Abingdon mit dem Lower Avon und dem Severn-Ästuarium verbindenden Kanal, Station der Linien London-Exeter und S.-Gloucester-New-Milford, hat (1891) 27295 E., meist Eisenbahnarbeiter und Beamte, und verdankt ihr schnelles Wachstum dem Depot und den Werkstätten der Great-Western-Bahn. Old-Swindon hat 5545 E.