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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tarazona; Tarbagatai; Tarbes; Tardando; Tardieren; Tardieu

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Tarazona - Tardieu

Wiesen, Baumgärten, Grasplätze und Äcker mit großen, goldgelben Blättern ziert. Die Pflanze hat einen walzig-spindelförmigen, dicken, milchenden Wurzelstock, der samt dem Kraute unter dem Namen Radix Taraxaci cum Herba als mild lösendes Mittel bei Stockungen der Unterleibsorgane offizinell ist und einen Büschel schrotsägeförmiger Blätter sowie nackte, hohle, rötliche Blütenschäfte treibt, die ein Blütenkörbchen tragen. Die Blätter werden im ersten Frühjahr auch als Gemüse und Salat benutzt, zu letzterm auch hier und da die zarten Blütenröhren. Auf Äckern und besonders auf Grasplätzen ist der Löwenzahn ein lästiges, sich vermittelst seiner fallschirmartigen Flugsamen auf die weitesten Entfernungen hin verbreitendes, schwer ausrottbares Unkraut.

Tarazona. 1) T., lat. Turiaso, alte Bezirksstadt im Nordwesten der span. Provinz Saragossa in Aragonien, unweit der Grenzen von Navarra, Logroño und Soria, im Weinbergsgelände und an der Seitenlinie Tudela-T. (21,7 km) der Nordbahn, ist seit der Gotenzeit Bischofssitz und hat (1887) 8538 E.; Tuchweberei und Handel mit Wolle, Öl, Wein. - 2) Stadt im Bezirk La Roda an der Nordgrenze der span. Provinz Albacete im Königreich Murcia, an einem linken Zufluß des Jucar, in fruchtbarer, viel Wein sowie Getreide, Öl, Safran erzeugender Hochebene, hat (1887) 4371 E.

Tarbagatai, Tarbaga (d. i. Murmeltiergebirge), westl. Abzweigung des Altai in Mittelasien, zwischen dem Saisansee (im N.) und dem Ala-kul und Sassyk-kul (im S.), bildet anfangs die Grenze zwischen China und dem russ. Gebiet Semipalatinsk, später zwischen diesem und Semirjetschensk und endet am Fluß Karakol. Es ist gegen 300 km lang, im O. bis 50 km breit und in Tas-tau bis 3150 m hoch.

Tarbagatai, Gebiet in der Dsungarei, an der russ. Grenze, zur chines. Provinz Sin-kiang gehörig, erstreckt sich vom Ostende des Dsungarischen Alatau nach Norden, das obere Imil- (Emil-) Thal einschließend, bis zum Tarbagataigebirge, im W. begrenzt vom russ. Gebiet Semirjetschensk. Das Gebiet besteht teils aus Weide, teils aus angebautem Land, oder aus Wüste und Gebirgsland und wird von Kalmücken, Kirgiskosaken, Mandschu- und andern Bannerleuten bewohnt. Die Hauptstadt ist T. oder Tschugutschak (chines. Swei-tsing-tschöng), nördlich vom Imil gelegen, Sitz eines russ. Konsuls.

Tarbes (spr. tarb). 1) Arrondissement im franz. Depart. Oberpyrenäen in der Gascogne, hat auf 1300 qkm (1896) 103 486 E. in 11 Kantonen und 195 Gemeinden. - 2) Hauptstadt des Depart. Oberpyrenäen und früher von Bigorre, 310 m ü. d. M., in fruchtbarer Ebene links am Adour, von dem Kanäle durch die breiten Straßen abfließen, ist Station der Linien Toulouse-Bayonne, Agen-T. (153 km), T.-Bagnères de Bigorre (22 km) und T.-Mont de Marsan (98 km), Sitz des Präfekten, eines Bischofs, Kommandos der 18. Artilleriebrigade, Gerichtshofs erster Instanz, Handelsgerichts, einer Ackerbaukammer, Zoll- und Forstinspektion und einer Filiale der Bank von Frankreich und hat (1896) 19 425, als Gemeinde 24 197 E., in Garnison das 53. Infanterie- sowie das 14. und 24. Artillerieregiment, ein Arsenal, Großes Seminar, Lyceum mit öffentlicher Bibliothek (16 000 Bände), Artillerieschule, Lehrerseminar, Bau- und Zeichenschule, Bürger- und Militärkrankenhaus, Remontedepot und Gestüt sowie Sparkasse; ferner eine Kathedrale (La Sède) aus dem 12. und 14. Jahrh. auf der Stelle der alten Burg Bigorre, die Promenade Allées Nationales und vor der Kaserne das Bronzestandbild des Chirurgen Larrey von Badiou de la Tronchère, am Cours de Reffye die Bronzebüste des Generals Reffye von Nelly, im Centrum den Platz Maubourget und im Osten die großen Plätze Marcadieu und Le Forail. Hier verkaufen die Bergbewohner (auch Spanier) ihre Bodenerzeugnisse und besonders ihre vorzüglichen Pferde, wofür in T. der Haupthandelsplatz in den Pyrenäen ist. Nördlich liegt der 14 ha große Jardin Massey mit exotischen Bäumen, Kreuzgang aus dem 15. Jahrh. und Museum (Bilder, Altertümer, Skulpturen und reiche ornitholog. und mineralog. Sammlungen). T. hat Metall- und Kanonengießerei, Waffenfabrik, Hüttenwerke, Kupferhammer, Tuchwalkerei, Fabrikation von Schokolade, Papier, Watte und Kupferwaren, sowie Brauerei, Destillation, Lohgerberei; Handel mit Getreide, Vieh, Leder, Wolle, Posamenten und Wein. Früher war die Herstellung von seidenen Schnupftüchern sehr beträchtlich.

Tardando (ital.), musikalische Vortragsbezeichnung, soviel wie Ritardando (s. d.).

Tardieren (lat.), zögern, säumen, aufhalten.

Tardieu (spr. -diöh), Nicolas Henri, franz. Zeichner und Kupferstecher, geb. 18. Jan. 1674 zu Paris, erhielt Unterricht von Lepautre, bis J. Audran ihn zu sich nahm und in ihm einen Nebenbuhler heranzog. Er starb 27. Jan. 1749. T. lieferte eine bedeutende Anzahl von Blättern verschiedenen Inhalts und arbeitete namentlich für das "Cabinet Crozat", die "Galerie de Versailles", das "Sacre de Louis XV" und andere Prachtwerke damaliger Zeit.

Jacques Nicolas T., genannt Cochin, Sohn des vorigen, Zeichner und Kupferstecher, geb. 2. Sept. 1716 zu Paris, gest. 9. Juli 1791, wurde von seinem Vater herangebildet, mit dem er an mehrern der genannten Kupferwerke arbeitete. Auch stach er viele Bildnisse, Genrestücke und Landschaften. Er war Hofkupferstecher des Kurfürsten von Köln.

Jean Charles T., Sohn des vorigen, ebenfalls Cochin genannt, Maler, geb. 3. Sept. 1765 zu Paris, gest. 3. April 1830, genoß den Unterricht des Malers Regnault und schuf viele histor. Gemälde.

Jean Baptiste Pierre T., Neffe von Nicolas Henri, Kupferstecher auf kartogr. Gebiet, geb. 1746 zu Paris, gest. 18. Sept. 1816, war einer der ersten, welche diese Kunstgattung zu einem hohen Grade der Vollendung erhoben. Für die Kaiserin Maria Theresia stach er in 53 Blättern die Karte der Niederlande und für Ludwig XVI. die Karte der königl. Wildbahnen. Von ihm ist auch die Karte zu Sonninis "Reise durch Griechenland und die Türkei" und die vom Minister Thümmel veranstaltete vortreffliche topogr. Karte der Ämter Altenburg und Ronneburg, 21 Blatt, nebst Generalkarte (Altenb. 1813).

Sein Bruder, Pierre Alexandre T., geb. 2. Mai 1756 zu Paris, wurde zunächst von Jacques Nicolas T., dann von Bervic und I. G. Wille weiter ausgebildet. Er gewann 1791 den großen Preis der Kupferstechkunst in Konkurrenz mit Bervic, bildete viele Schüler heran und starb 3. Aug. 1844. T. lieferte viele schätzbare Blätter.

Antoine François T., Bruder der vorigen, ausgezeichneter Kartenstecher, geb. 17. Febr. 1757 zu Paris, gest. 14. Jan. 1822, lieferte unter anderm die Seekarten zum "Atlas du commerce", eine große Karte des europ. Rußlands, den Atlas zu Pérons