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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tarasca; Taraschtscha; Tarascon; Tarasp-Schuls; Tara-Tonnenkilometer; Tarawainseln; Taraxacum

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Tarasca - Taraxacum

der Turdine (Zufluß der zur Saône gehenden Azergues), am Südwestfuß des erzreichen Mont-Tarare (719 m), an der Eisenbahn Roanne-Lyon, hat (1896) 11 186, als Gemeinde 12 028 E., Handelsgericht, Handelskammer, Hospital, eine neue Kirche Ste. Madeleine in griech. Stil, ein Theater, elegante Warenlager, Plätze mit Fontänen, schöne Ulmenallee sowie ein Bronzestandbild von Simonet, dem Begründer der Musselinweberei. T. ist Mittelpunkt eines wichtigen Industriebezirks mit über 60 000 Arbeitern und berühmt durch seine glatten und gestickten Musseline und Seidenplüsch für Hüte, fabriziert Seide, Kurzwaren und Stahlkämme.

Tarasca oder Michuaque, ein Volk eigener Sprache, das einen Teil der Landschaft Michoacan im Westen von Mexiko bewohnte und noch gegenwärtig bewohnt. Die Hauptstadt Tzintzuntzan, d. h. Ort der Kolibris, daher von den Mexikanern Huitzitzillan genannt, was auf Mexikanisch dasselbe bedeutet, lag am Ostufer des großen Sees von Pazcuaro. Bei den Huaxteca (s. d.) waren die Orte der alten Städte bezeichnet durch Pyramiden größerer und geringerer Höhe, die man als Yacata bezeichnet und die ohne Zweifel auf der Spitze die Tempel und die ansehnlichern Gebäude trugen. Von diesen Yacata, die sich überall im Lande in großer Zahl finden, sind neuerdings am Orte des alten Tzintzuntzan durch Harford einige aufgegraben worden. Es sind Pyramiden von 12 m Höhe, aus sehr hohen und schmalen Stufen aufgebaut, die durch eine Mauer von 11 m Höhe miteinander verbunden sind, an welche sie ähnlich Mauertürmen angelehnt sind. Zwischen den Reihen dieser Yacata findet man überall den Schutt und die Reste der alten Siedelungen. Die T. waren geschickt und erfahren im Kunstgewerbe. Besonders berühmt waren die Federarbeiten von Michoacan, farbenprächtige Mäntel und Decken. Weniger vorzüglich scheinen ihre Thonwaren gewesen zu sein. Ein Thonfigürchen von Michoacan zeigt Tafel: Amerikanische Altertümer I, Fig. 16. Nach dem Fall von Mexiko unterwarfen sich die T. den Spaniern ohne nennenswerten Widerstand. Die Christianisierung des Landes wurde dem Orden der Augustinermönche übertragen, und auch diese vollzog sich verhältnismäßig leicht.

Taraschtscha. 1) Kreis im mittlern Teil des russ. Gouvernements Kiew, im Gebiet des Roß, Tikitsch u. a., hat 3339,4 qkm, 217 036 E.; Acker-, Zuckerrübenbau, Zuckerfabriken, Branntweinbrennereien u. a. - 2) Kreisstadt im Kreis T., an der Glybotschka und Kotluja, hat (1894) 15 243 E., darunter viele Juden, 3 Kirchen; Buchdruckerei, etwas Handel und Kleingewerbe.

Tarascon (spr. -kóng). 1) Tarascon-sur-Rhône, Stadt im Arrondissement Arles des franz. Depart. Rhônemündungen, mit dem gegenüber liegenden Beaucaire durch eine kühne, 520 m lange Kettenbrücke und einen 597 m langen Eisenbahnviadukt über die Rhône verbunden, an den Linien Avignon-Arles, Cette-T. (105 km), Le Martinet-T. (90 km) der Mittelmeerbahn und T.-St. Rémy-Orgon (35 km) der Chemins de fer du Sud de la France und am Canal des Alpines, ist gut gebaut, Sitz eines Gerichtshofs erster Instanz sowie eines Handelsgerichts und hat (1896) 5400, als Gemeinde 9023 E., in Garnison das 11. Dragonerregiment, ein College, Erziehungsanstalten, Krankenhaus, Spital, Bibliothek, Gefängnis im ehemaligen, von König René dem Guten von Anjou vollendeten Schloß, einem riesigen Bau mit hohen Mauern und reicher Gotik im Innern, eine Kirche der heil. Martha, die hier einst ein Ungetüm getötet haben soll (14. und 15. Jahrh.), mit vielen Gemälden; ferner Glasfabrikation, Lohgerberei, Baumschulen, Seiden- und Krappbau und Handel mit Tuch, Olivenöl, Leder, Leinwand, Wurst, Wein und Liqueur. - 2) T. le Vieux, alte Stadt im Arrondissement Foix des franz. Depart. Ariège, rechts an der Ariège, an der Linie Foix-Ax der Südbahn, ist im engen Thale um einen malerischen Felsen gebaut, auf dem der Turm eines zerstörten Schlosses (17. Jahrh.) steht, und hat (1896) 1214, als Gemeinde 1432 E.; Hochöfen, berühmte Gipsbrüche, Wollspinnerei, Mühlen und Handel. 5 km nordwestlich, bei Bédeilhac, zwei Stalaktitenhöhlen. 14 km südwestlich im tiefen Pyrenäenthal das Dorf Vicdessos (692 E.), mit den reichsten Eisengruben Frankreichs, deren Erze bis 70 Proz. Eisen enthalten.

Tarasp-Schuls, Kurort im Bezirk Inn des schweiz. Kantons Graubünden. Das Dorf Tarasp liegt in 1192 m Höhe auf einem hügeligen Plateau rechts von der tiefen Thalschlucht des Inn, am Fuß des Piz Pisoc (3178 m), hat (1888) 322 meist kath. roman. E. und besteht aus mehrern Weilern und Höfen (dem Luftkurort Vulpera, Avrona u. s. w.), deren Mittelpunkt das Dörfchen Fontana (1401 m) mit der Pfarrkirche, einem kleinen Kapuzinerkloster und der Ruine der Burg Tarasp ist. Der Flecken Schuls liegt 4 km nordöstlich von Tarasp auf dem linken Ufer des Inn, in 1244 m Höhe und hat (1888) 947 E., darunter 166 Katholiken. Die Gegend ist reich an Mineralquellen, die den Karlsbader ähnlich sind und von denen mehrere seit Jahrhunderten bekannt sind. Am rechten Innufer entspringen die Eisensäuerlinge der Bonifacius- und der Carolaquelle und die kochsalzhaltigen Natronsäuerlinge der Lucius-und der Emeritaquelle, auf dem linken die Natronsäuerlinge der Ursus- und der Badequelle und die Eisensäuerlinge der Vih- und der Suotsasquelle. In der weitern Umgebung finden sich Schwefelquellen, mehrere Schwefelwasserstoff- und Kohlensäuremosetten und die arsenhaltigen Eisensäuerlinge von Val Sinestra (s. d.). Tarasp hat ein 1864 eröffnetes Kurhaus mit Bädern und Park und eine Trinkhalle, Schuls eine Badehalle; außerdem bestehen zahlreiche Hotels und Villen. Die Zahl der Kurgäste betrug 1897: 1934. Mit Landquart ist T. durch die Paßstraße Flüela-Davos-Prättigau, mit dem Oberengadin und Landeck durch die Poststraße des Engadin und des Oberinnthals verbunden. - Vgl. Killias, Der Kurgast von T. (2. Aufl., Schuls 1877); ders., Die Heilquellen und Bäder von T. (9. Aufl., Chur 1886); Arquint, Der Kurort T. (ebd. 1877); Gsell-Fels, Kurorte der Schweiz (3. Aufl., Zür. 1892); Pernisch, Der Kurort T., seine Heilmittel und Indikationen (4. Aufl., Chur 1892).

Tara-Tonnenkilometer, s. Eisenbahnstatistik.

Tarawainseln, s. Gilbertinseln.

Taraxacum Hall., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit nur sechs in der nördl. gemäßigten Zone weit verbreiteten Arten, krautartige Pflanzen mit blattlosem Blütenschaft und fiederspaltigen oder anders zerteilten Blättern. Die verbreitetste Art ist T. officinale Moench. (Leontodum taraxacum L), Kuhblume, Maiblume, Hundeblume, Löwenzahn, Pfaffenröhrlein, Ringelstock u. a. mehr genannt, die im April zu blühen anfängt und besonders im Mai