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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tarabulus (in Kleinasien) - Tarare

Seidencocons (nach Marseille), Wolle, Schwämmen, Süßholz (nach Neuyork); Einfuhr von europ. Fabrikaten direkt oder über Beirut. 1896 liefen 391 Dampfer und 1400 Segler ein und aus, mit zusammen 450 420 Registertons. Ägypt. und brit., dann türk., österr. und russ. Flaggen herrschen vor. Wichtig ist die Seifenfabrikation. T. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls. Pferdebahn führt nach El-Mina; eine Dampfstraßenbahn nach Beirut ist (1897) im Bau. - Die Stadt, von Phöniziern gegründet, kam 639 in die Hände der Mohammedaner, wurde seit 1104 durch Raimund von St. Giles belagert, von dessen Sohne Bertram 10. Juni 1109 erobert und zum Hauptort der Grafschaft Tripolis erhoben, welche den Küstenstrich zwischen dem Königreich Jerusalem und dem Fürstentum Antiochia umfaßte. Die Stadt ward 1170 durch Erdbeben zerstört, darauf wieder besser aufgebaut, aber 27. April 1289 durch Sultan Kilawun von Ägypten erobert und dem Boden gleich gemacht. Noch sind sechs Türme aus der Zeit der Kreuzzüge vorhanden. Später wurde Tripolis landeinwärts neu aufgebaut.

Tarabulus, Stadt im Wilajet Trapezunt, s. Tireboli.

Taracanae pulvis, soviel wie Antihydropin (s. d.).

Tarafa, ibn al-Abd, al-Bekri, arab. Dichter der vorislamischen Zeit (6. Jahrh. n. Chr.), lebte mit seinem Oheim Al-Mutalammis, der gleichfalls ein bedeutender Dichter war, am Hofe des Amr ben Hind, Königs von Hira in Mesopotamien. Durch ironische Verse verletzte er die Eitelkeit des Königs, der die beiden Dichter mit angeblichen Empfehlungsbriefen, welche jedoch ihr Todesurteil enthielten, zum Statthalter von Bahrein entließ. Al-Mutalammis wandte sich nach Syrien, T. überbrachte das verhängnisvolle Schreiben und wurde im Alter von 20 bis 25 Jahren hingerichtet. Daran knüpft sich die arab. Redensart "Mutalammisbrief". Die arab. Kritik schätzt die Gedichte des T. sehr hoch; sein Diwan hat eine Stelle unter den durch Ahlwardt herausgegebenen Diwanen der "sechs Dichter" (Lond. 1870) erhalten; eine seiner Dichtungen ist unter die Mo'allakât (s. d.) aufgenommen.

Taragarh, engl. Taragurh, Taraghur, 870 m hoher Berg der Arawalikette im nordwestl. Ostindien, an dessen Fuße Adschmir (s. d.) liegt. Auf seiner Spitze liegt das seit 1832 aufgegebene Fort T., das bei den Hindu für uneinnehmbar galt. Der Berg bildet die höchste Erhebung der nordind. Ebene; am Fuße liegt ein 1236 zu einer Moschee umgewandelter Dschaintempel sowie die Paläste Akbars und Dschahangirs, letztere verfallen, ersterer jetzt engl. Zeughaus. Berg und Festung dienen jetzt als Gesundheitsstation für die engl. Truppen. Der Berg ist reich an Blei-, Kupfer- und Eisengängen, die früher ausgebeutet wurden. Ein zweites T., Berg und Fort, liegt im Nalagarh-Staat (Pandschab), am linken Ufer des Satladsch.

Taraï, Landstrich, s. Assam.

Tarancon, Bezirksstadt im Westen der span. Provinz Cuenca in Neucastilien, 830 m ü. d. M., auf der Wasserscheide zwischen Tajo und Guadiana, inmitten öder Gipshügel der neucastil. Hochebene, rechts vom Rianzares, einem rechten Zufluß des Giguela, an der Eisenbahn Aranjuez-Cuenca, hat (1887) 5066 E., ein Schloß des Herzogs von Rianzares (Muñoz); Leinenweberei, Wein- und Olivenbau sowie Handel. Südöstlich davon besiegte 13. Jan. 1809 der franz. Marschall Victor die Spanier unter dem Herzog von Infantado.

Tarandus, s. Renntier.

Tarant, soviel wie Mauerbohrer (s. d.).

Tarantas (russ.), ein bedeckter Wagen auf langen Tragbäumen, in Rußland das gewöhnliche Gefährt bei Reisen auf der Landstraße.

Tarantel (Lycosa tarantula L., ital. Tarantŏla), eine im südl. Europa nicht seltene, hellbraune, auf dem Rücken schwarz gestreifte Raubspinne von 25 bis 37 mm Körperlänge, lebt in Erdhöhlen und sollte durch ihren vermeintlich giftigen Biß den Tarantismus hervorrufen. Ältere Reisebeschreibungen wiederholen ohne Unterschied diese Fabel und geben als Symptome eine Menge von Zeichen hypochondrischer und hysterischer Leiden an. Die Landleute sollen die Kranken geheilt haben, indem sie ihnen zwei in mehrern alten Werken verzeichnete Melodien ("La pastorale" und "La tarantola") vorspielten und sie zum Tanz veranlaßten, der bis zur völligen Erschöpfung fortgesetzt werden mußte. Diesen Geschichten liegen verkannte Nervenkrankheiten zu Grunde. In neuerer Zeit gemachte Versuche haben bewiesen, daß der Biß der T. weder schmerzhafter noch giftiger ist als der der Kreuzspinne. - Vgl. Bergsöe, Iagtagelser om den italienske T. (Kopenh. 1865).

Tarantella, ein schneller, eigentümlicher Tanz im 6/8-Takt, der in Unteritalien zum Tamburin getanzt wird und dessen Ursprung mit dem Bisse der Tarantel (s. d.) in Zusammenhang gebracht wird.

Tarantelskorpion, s. Geißelskorpione.

Tarantismus, s. Tarantel.

Taranto, ital. Stadt, s. Tarent.

Tarapaca, Provinz im nördl. Chile, wird westlich vom Stillen Ocean bespült, nördlich durch den Rio Camarones von Tacna geschieden, während östlich die Cordillera Silillica und die Sierra de Huatacondo die Grenze gegen Bolivia bilden. T. zählt auf 50 000 qkm 89 751 E. Der Vulkan Isluga an der nördl. Ostgrenze steigt zu 5200 m auf; auf der Nordwestseite liegt der Pichutapaß. Zwischen der Küstencordillere und der Grenzcordillere breitet sich die salzige, sandige, wasserlose Pampa de Tamarugal aus. Nur wenige Flüsse erreichen den Ocean, die meisten versiegen während des Sommers. Das Klima wird gekennzeichnet durch starke Hitze, wütende Staubstürme, verzehrende Trockenheit und fast gänzlichen Mangel an Vegetation. Noch gefährlicher als die Sandstürme sind dichte Nebel (camanchaca), in denen öfter Menschen in der Wüste umkommen. Wo aber die Einöden bewässert werden, gedeihen Baumwolle, Bananen und Zuckerrohr. Eine Oase ist Pica mit 1160 E., in 1067 m Höhe, mit tropischer Vegetation. Der Reichtum T.s besteht in Salpeter- und Guanolagern. (S. Chilesalpeter.) Daneben werden Borsalze und Jodverbindungen gewonnen. Auch Goldminen sind in der Küstencordillere vorhanden. Bei Huautajaya und Sta. Rosa befinden sich Silberminen. Ausgedehnte Steinsalzlager werden ausgebeutet. Eisenbahnen führen von den Häfen Pisagua, Iquique und Patillos nach den Salinen und Bergwerksdistrikten des Innern. Hauptstadt ist Iquique (s. d.). - Die Provinz, welche im Okt. 1879 von den Chilenen besetzt worden war, wurde 1883 von Peru abgetreten.

Tarapo, Papageienart, s. Nachtpapagei.

Tarar, s. Getreidereinigungsmaschinen.

Tarare (spr. -rahr), Stadt im Arrondissement Villefranche des franz. Depart. Rhone, in den Monts du Lyonnais, zwischen hohen Bergen im engen Thal