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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Taubenwerfen; Taubenzucht; Tauber; Tauberbahn; Tauberbischofsheim; Taubergrund; Taubert

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Taubenwerfen – Taubert

graubraun ist, einen schwarzen Rücken mit weißen Querbinden, ebenso gefärbte Flügel, eine rotbraune Kehle, schwarzen Vorderhals, bräunlich-weißen Unterleib, schwarzen Schwanz mit weißer Spitze hat.

Taubenwerfen, s. Taubenschießen.

Taubenzucht, die Züchtung von Tauben als Nutz- oder Luxustiere. Auch exotische Ziertauben kommen in ziemlicher Anzahl in den Vogelhandel. Zur T. verwendet man: 1) Taubenschläge oder Taubenböden, mannshohe Verschläge auf dem Boden eines Hauses, Stalles oder Schuppens oder in einem niedrigen Gebäude zu ebener Erde. Sie müssen geschützt liegen und frei von Feuchtigkeit und Zugluft sein. Die Wände bestehen am besten aus glatt verputztem, getünchtem Mauer- oder Fachwerk, der Fußboden entweder aus glatt gehobelten, ritzenfreien, geölten Dielen oder aus einem Lehm- oder Cementestrich. Das Flugloch soll wenigstens 50 cm über dem Fußboden liegen, in stark bevölkerten Schlägen sind mehrere Fluglöcher, an der Innen- und Außenseite des Flugloches wird je ein Anflugbrett angebracht. Der Verschluß des Flugloches wird durch ein senkrecht in Falzen laufendes Brett, Eisenblech oder durch ein Drahtgitter bewerkstelligt. Im Schlage müssen 4‒5 cm breite Sitzstangen angebracht werden. Die Nisteinrichtungen können in verschiedener Weise durch Herstellung von festen oder beweglichen Zellen oder durch Aufhängen von Kästen hergestellt werden. Als Nester setzt man den Tauben entweder Gipskapseln oder Thon- oder Holzschalen in die einzelnen Fächer, als Nistmaterial giebt man kurze Strohhalme, weiche Birkenreiser und Heu. Eingeschlossen gehaltene Tauben bedürfen noch eines Badegefäßes. 2) Taubenkästen, länglich-viereckige, 80‒100 cm lange und 30‒40 cm breite und ebenso hohe, in zwei Abteilungen geschiedene Kästen, die mit der Hinterseite an der Hauswand befestigt und in der Mitte der Vorderseite mit einem Flugloch und Sitz versehen sind. 3) Taubenhäuser, auf Holz- oder Steinpfeilern ruhende runde, vier-, sechs- oder achteckige Holzbauten mit verschiedenen Fluglöchern.

Das Futter besteht in Erbsen, Wicken, kleinen Ackerbohnen, Sojabohnen, Gerste, Weizen, Mais, Buchweizen und kleinern Sämereien, wie Reis, Hanf, Hirse, Spitzsamen, Rübsen als Naschfutter. Je nach Rasse und Jahreszeit rechnet man pro Kopf und Tag 30‒60 g guten Körnerfutters, auf feldernde Tauben viel weniger, manchmal gar nichts. In der Heckzeit füttert man täglich zwei- bis dreimal, sonst nur einmal. Frisches, reines Wasser darf nie fehlen.

Die Haustauben leben in Monogamie und bleiben das ganze Jahr gepaart. Die Paarung beginnt im Februar. Etwa neun Tage nach erfolgter Paarung legt das Weibchen seine zwei Eier, das erste gegen Abend, das zweite um die Mittagszeit des übernächsten Tages. Nach 16‒18tägiger Brutzeit, während welcher das Weibchen von 10 Uhr vormittags bis 3 Uhr nachmittags vom Tauber abgelöst wird, schlüpfen die Jungen aus, welche nach 14 Tagen schon halbflügge sind. Nun beginnt die neue Paarung, doch werden die vorigen Jungen bis zur fünften oder sechsten Woche gefüttert. Die jungen Tauben werden nach drei bis vier Monaten fortplanzungsfähig ^[richtig: fortpflanzungsfähig]. Ein Paar Haustauben macht jährlich fünf bis sechs und mehr Bruten.

Die T. kann recht einträglich werden, namentlich auch durch die Züchtung und den Verkauf von feinen, in hohem Preise stehenden Rassetauben. Junge Tauben sind besonders für Kranke als Speise sehr gesund, alte geben eine kräftige Bouillon. Der Taubenmist ist ein ausgezeichnetes Düngemittel, im Orient einziger Zweck der T. Der Schaden, den die Tauben zur Saat- und Erntezeit auf den Feldern anrichten, wird weit überwogen durch ihren Nutzen, indem sie nach Untersuchungen des Kropfes fast das ganze Jahr hindurch ausschließlich von Unkrautsämereien sich ernähren.

Litteratur. Brehm, Naturgeschichte und Zucht der Tauben (Weim. 1857); Buhle, Die Tauben nebst ihren Verwandten (Halle 1861); Neumeister, Das Ganze der T. (3. Aufl. von Prütz, Weim. 1876); Baldamus, Illustriertes Handbuch der Federviehzucht, Bd. 2 (bearbeitet von Grünhaldt, Dresd. 1897); Prütz, Arten der Haustaube (Lpz. 1878) Dürigen, Die Geflügelzucht nach ihrem jetzigen rationellen Standpunkt (Berl. 1886); Prütz, Illustriertes Mustertaubenbuch (Hamb. 1886); Dürigen, Katechismus der Geflügelzucht (Lpz. 1890); Schuster, Der Taubenfreund (12. Aufl., Ilmenau 1890); ders., Lehrbuch der T. (ebd. 1894); Bungartz, Taubenrassen (Lpz. 1893); ders., Neue Taubenrassen (ebd. 1894); Marten, Kennzeichen der Taubenrassen (ebd. 1895).

Tauber, linker Nebenfluß des Mains, entspringt an der Grenze von Württemberg und Bayern südwestlich von Wettringen in Mittelfranken, berührt Rothenburg (s. d.), durchschneidet die Nordspitze Württembergs bei Kreglingen und die Südspitze von Unterfranken bei Röttingen, wo rechts die Gollach einmündet. Dann geht die T. westwärts durch Württemberg über Weikersheim, wo links der Vorbach zufließt, und Mergentheim und zuletzt durch Baden, wo sie Königshöfen, Lauda, Tauberbischofsheim berührt und bei Wertheim mündet. Die T. ist 120 km lang, nicht schiffbar und fließt in dem sog. Taubergrunde, der bei Werbach sich zu einer Thalmulde von 200 m Breite einengt. Der Taubergrund erzeugt guten Wein.

Tauberbahn, württemb. Staatsbahn von Crailsheim nach Mergentheim (59 km, 1869 eröffnet).

Tauberbischofsheim. 1) Amtsbezirk im bad. Kreis Mosbach, hat (1895) 45992 E. in 73 Gemeinden. – 2) Hauptstadt des Amtsbezirks T., an der Tauber und der Linie Wertheim-Mergentheim der Bad. Staatsbahnen, Sitz des Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Mosbach) und eines fürstl. Leiningenschen Rentamtes, hat (1895) 3382 E., darunter 314 Evangelische und 183 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, ein Denkmal der in den Kämpfen an der Tauber 24. Juli 1866 gefallenen Württemberger (s. Deutscher Krieg von 1866), Gymnasium, Präparandenanstalt, Gewerbe-, landwirtschaftliche Winter-, Frauenarbeitsschule, Hospital; Weinbau, Landwirtschaft und Handel mit Vieh, Getreide und Leder. – Vgl. Berberich, Geschichte der Stadt T. und des Amtsbezirks (Tauberbischofsheim 1895).

Taubergrund, s. Tauber.

Taubert, Wilh., Musiker, geb. 23. März 1811 zu Berlin, war Schüler von L. Berger und B. Klein, erwarb sich, während er noch Philosophie studierte, Ruf als Pianist und wurde 1831 zur Leitung der Hofkonzerte berufen. Nachdem er seit 1836 auf Kunstreisen in England, Schottland, Holland und Deutschland bedeutende Erfolge als Virtuos erzielt hatte, erfolgte 1841 seine Ernennung zum Direktor der königl. Oper zu Berlin. 1842 rief T. die Sinfoniesoireen der königl. Kapelle ins Leben, deren