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Tellurige Säure – Temenos
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tellurblei'
in Kalifornien, die Red-Cloud-Grube in Colorado, die Grube Condoriaco in Chile.
Tellūrisch, was auf die Erde (lat. tellus) Bezug hat.
Tellurisches Klima, s. Klima. Tellurismus wird von einigen
der Tierische Magnetismus (s. d.) genannt.
Tellurīt oder Tellurocker, ein aus telluriger Säure,
TeO2, bestehendes Mineral, das ganz kleine, glas- bis harzglänzende Kugeln und Halbkugeln von
radialfaseriger Zusammensetzung und gelblich- oder grauweißer Farbe, auch wohl einzelne, pyramidal oder prismatisch entwickelte Kryställchen bildet und
selten zu Facebaja und Zalatna in Siebenbürgen, sowie mit andern Tellurerzen auf einigen Gruben in Colorado vorkommt.
Tellurĭum (vom lat. tellus, Erde), ein Modell, das den Wechsel der
Jahreszeiten, die Veränderung der Tageslängen sowie das Eintreten von Finsternissen der Sonne und des Mondes während des jährlichen Umlaufs der Erde
um die Sonne zur Anschauung bringt. (S. auch Planetarium und Lunarium.)
Tellūrsilber, Hessit, reguläres Silbererz, gewöhnlich aber nur derb, von
körniger Zusammensetzung. Chemisch ist es Ag2Te, mit 62,8 Proz. Silber
und 37,2 Tellur. Es findet sich in Siebenbürgen (Zalatna, Nagyag), Ungarn (Rezbanya), am Altai, in Kalifornien und Chile.
Tellus (auch Terra), röm. Erdgöttin, besaß einen 268 v.Chr. gelobten Tempel und galt
namentlich als Beschützerin gegen die Gefahren des Erdbebens.
Telmissos, im Altertum Stadt an der Nordwestküste von Lycien, war früh berühmt durch seine Weissager. Unter den zahlreichen
Resten des Altertums ragen die eigenartigen, Holzarchitektur nachahmenden Felsengräber hervor. Jetzt liegt auf der Stelle die Stadt
Makri mit 400 Häusern, deren Name wie der des Golfs von dem antiken Namen der vorgelagerten kleinen Insel Makris
entlehnt ist. – Vgl. Benndorf und Niemann, Reisen in Lycien und Karien (Wien 1884).
Telschi. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Kowno, im Oberlauf der
Windau, Minja, Barta u.a., im W. an Ostpreußen grenzend, hat 5341,9 qkm, 189162 E., darunter Litauer (75), Juden
(15,8), Polen (7,5 Proz.); Getreide, Flachsbau, Bierbrauereien, Handel (zwei Zollämter: in
Gorshdy und Krottingen). –
2) T., in den Chroniken der Kreuzritter Talsen, Kreisstadt im Kreis T., am See
Mastis, hat (1894) 10958 E., darunter 8510 Juden, russ., kath. Kirche, 2 Synagogen; Buchdruckerei, Buchhandlung, Gerbereien, Brauereien und Handel.
Teltow. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, hat 1642,44
qkm und (1895) 328 817 E., 6 Städte, 133 Landgemeinden und 61 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Berlin. –
2) Stadt im Kreis T., 14,8 km südwestlich von Berlin, an der Beeke, am Schönower und
südwestlich vom ↔ Teltower See, mit Dampfstraßenbahn nach Groß-Lichterfelde und Stahnsdorf, hat
(1895) 2861 E., darunter 140 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche mit einem neuen Turm im altdeutschen Stll und Anbau der Teltower Rüben (s.
Weiße Rübe). T. ist seit 1232 Stadt. (S. Karte: Berlin und Umgebung.)
Teltsch, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Datschitz in Mähren, 25 km südwestlich von Iglau, von Teichen umgeben, Sitz
eines Bezirksgerichts (462,67 qkm, 29449 meist czech. E.), hat (1890) 1337, als Gemeinde 4914 czech. E., got. Kirche (15.
Jahrh.), Schloß der gräfl. Familie Podstatzky-Lichtenstein, czech. Landes-Oberrealschule, Museum, Kaserne in der ehemaligen Jesuitenkirche; Wollwaren-,
Tuch- und Hutfabrikation, Baumwollweberei, Färberei, Ziegelei, Landwirtschaft und Märkte.
Telugu, Telinga, eine dravidische Sprache (s. Drâvida
und Dekanische Sprachen). Die Litteratur des T. gehört mit einzelnen Ausnahmen dem 14. und den folgenden Jahrhunderten an.
Vemanas gefeierte antibrahmanische Aphorismen entstanden im 16. Jahrh. – Über den Volksstamm T. s. Indische Ethnographie (Bd. 17).
– Vgl. Brown, On the language and literature of the T. (Madras 1839–40). Grammatiken von Campbell (Madras 1849),
Brown (ebd. 1840), Carey (Serampore 1874). Wörterbücher von Campbell (Madras 1821), Morris (1835–39), Brown
(T. dictionary, 2 Bde., Madras 1852–53).
Telyn, ein kelt. Instrument, das Klopstock den nordischen Skalden zuschreibt («Wingolf», I), weshalb es in der Regel für ein
altnordisches gehalten wird. Die altnordischen Sänger kannten überhaupt keine musikalischen Instrumente.
Tem.., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für
Coenrad Temminck, geb. 1778, gest. 1858 als Direktor des Reichsmuseums in Leiden. Er veröffentlichte besonders:
«Nouveau recueil de planches coloriées d'oiseaux» mit 600 Tafeln und andere Werke über Vögel und Säugetiere.
Tembo (im Suaheli, Mehrzahl Matembo), Elefant; auch soviel wie Palmwein.
Tembuland, Tambukiland, Distrikt in der Ostprovinz der Kapkolonie, liegt zwischen dem
Indwe, einem Zufluß des Großen Kei, und dem Umtatafluß, im NO. von Ostgriqualand und im S. vom Transkeidistrikt begrenzt, hat auf 10676 qm (1891)
180431 E., darunter 5177 Weiße, sehr gut bewässertes Acker- und Weideland, vortrefflich für Schafzucht. Die Bevölkerung, Amatembu-Kaffern oder Tambuku,
zählt an 173000 Köpfe. Sie schlossen sich 1877 in einem Kriege der Engländer und Fingo gegen die Galeka an die letztern an, wurden aber besiegt. Ihr Gebiet
ward 1885 einverleibt.
Temĕnos (grch.), abgesondertes Stück Land, besonders zu heiligem Gebrauch; Tempelbezirk.
Temĕnos, ein Heraklide (s. d.). Seine Tochter hieß Hyrnetho und sein
Schwiegersohn Deïphontes (s. d.). Da er diesen zu sehr begünstigte, wurde er auf Veranlassung seiner Söhne
getötet. Sein Grab befand sich im Temenion in Argolis; seine Nachkommen, Temeniden genannt, sollten das
Macedonische Reich gegründet haben.