Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

687

Tellurige Säure – Temenos

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tellurblei'

in Kalifornien, die Red-Cloud-Grube in Colorado, die Grube Condoriaco in Chile.

Tellurige Säure, s. Tellur.

Tellūrisch, was auf die Erde (lat. tellus) Bezug hat. Tellurisches Klima, s. Klima. Tellurismus wird von einigen der Tierische Magnetismus (s. d.) genannt.

Tellurīt oder Tellurocker, ein aus telluriger Säure, TeO2, bestehendes Mineral, das ganz kleine, glas- bis harzglänzende Kugeln und Halbkugeln von radialfaseriger Zusammensetzung und gelblich- oder grauweißer Farbe, auch wohl einzelne, pyramidal oder prismatisch entwickelte Kryställchen bildet und selten zu Facebaja und Zalatna in Siebenbürgen, sowie mit andern Tellurerzen auf einigen Gruben in Colorado vorkommt.

Tellurĭum (vom lat. tellus, Erde), ein Modell, das den Wechsel der Jahreszeiten, die Veränderung der Tageslängen sowie das Eintreten von Finsternissen der Sonne und des Mondes während des jährlichen Umlaufs der Erde um die Sonne zur Anschauung bringt. (S. auch Planetarium und Lunarium.)

Tellūrocker, s. Tellurit.

Tellūrosalze, s. Salze.

Tellūrsäure, s. Tellur.

Tellūrsilber, Hessit, reguläres Silbererz, gewöhnlich aber nur derb, von körniger Zusammensetzung. Chemisch ist es Ag2Te, mit 62,8 Proz. Silber und 37,2 Tellur. Es findet sich in Siebenbürgen (Zalatna, Nagyag), Ungarn (Rezbanya), am Altai, in Kalifornien und Chile.

Tellurwasserstoff, s. Tellur.

Tellus (auch Terra), röm. Erdgöttin, besaß einen 268 v.Chr. gelobten Tempel und galt namentlich als Beschützerin gegen die Gefahren des Erdbebens.

Telmann, Konrad, s. Zitelmann, Ernst Otto Konrad.

Telmissos, im Altertum Stadt an der Nordwestküste von Lycien, war früh berühmt durch seine Weissager. Unter den zahlreichen Resten des Altertums ragen die eigenartigen, Holzarchitektur nachahmenden Felsengräber hervor. Jetzt liegt auf der Stelle die Stadt Makri mit 400 Häusern, deren Name wie der des Golfs von dem antiken Namen der vorgelagerten kleinen Insel Makris entlehnt ist. – Vgl. Benndorf und Niemann, Reisen in Lycien und Karien (Wien 1884).

Telolecithale Eier, s. Furchung.

Telos, Insel, s. Tilos.

Telpherbahn, s. Elektrische Eisenbahn.

Telphūsa, s. Krabben.

Telsamen, s. Nigersaat (Bd. 17).

Telschi. 1) Kreis im nordwestl. Teil des russ. Gouvernements Kowno, im Oberlauf der Windau, Minja, Barta u.a., im W. an Ostpreußen grenzend, hat 5341,9 qkm, 189162 E., darunter Litauer (75), Juden (15,8), Polen (7,5 Proz.); Getreide, Flachsbau, Bierbrauereien, Handel (zwei Zollämter: in Gorshdy und Krottingen). –

2) T., in den Chroniken der Kreuzritter Talsen, Kreisstadt im Kreis T., am See Mastis, hat (1894) 10958 E., darunter 8510 Juden, russ., kath. Kirche, 2 Synagogen; Buchdruckerei, Buchhandlung, Gerbereien, Brauereien und Handel.

Teltow. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Potsdam, hat 1642,44 qkm und (1895) 328 817 E., 6 Städte, 133 Landgemeinden und 61 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Berlin. –

2) Stadt im Kreis T., 14,8 km südwestlich von Berlin, an der Beeke, am Schönower und südwestlich vom ↔ Teltower See, mit Dampfstraßenbahn nach Groß-Lichterfelde und Stahnsdorf, hat (1895) 2861 E., darunter 140 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche mit einem neuen Turm im altdeutschen Stll und Anbau der Teltower Rüben (s. Weiße Rübe). T. ist seit 1232 Stadt. (S. Karte: Berlin und Umgebung.)

Teltower Rüben, s. Weiße Rübe.

Teltower See, s. Teltow.

Teltsch, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Datschitz in Mähren, 25 km südwestlich von Iglau, von Teichen umgeben, Sitz eines Bezirksgerichts (462,67 qkm, 29449 meist czech. E.), hat (1890) 1337, als Gemeinde 4914 czech. E., got. Kirche (15. Jahrh.), Schloß der gräfl. Familie Podstatzky-Lichtenstein, czech. Landes-Oberrealschule, Museum, Kaserne in der ehemaligen Jesuitenkirche; Wollwaren-, Tuch- und Hutfabrikation, Baumwollweberei, Färberei, Ziegelei, Landwirtschaft und Märkte.

Telugu, Telinga, eine dravidische Sprache (s. Drâvida und Dekanische Sprachen). Die Litteratur des T. gehört mit einzelnen Ausnahmen dem 14. und den folgenden Jahrhunderten an. Vemanas gefeierte antibrahmanische Aphorismen entstanden im 16. Jahrh. – Über den Volksstamm T. s. Indische Ethnographie (Bd. 17). – Vgl. Brown, On the language and literature of the T. (Madras 1839–40). Grammatiken von Campbell (Madras 1849), Brown (ebd. 1840), Carey (Serampore 1874). Wörterbücher von Campbell (Madras 1821), Morris (1835–39), Brown (T. dictionary, 2 Bde., Madras 1852–53).

Telyn, ein kelt. Instrument, das Klopstock den nordischen Skalden zuschreibt («Wingolf», I), weshalb es in der Regel für ein altnordisches gehalten wird. Die altnordischen Sänger kannten überhaupt keine musikalischen Instrumente.

Telyphŏnus, s. Fadenskorpione.

Tem.., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für Coenrad Temminck, geb. 1778, gest. 1858 als Direktor des Reichsmuseums in Leiden. Er veröffentlichte besonders: «Nouveau recueil de planches coloriées d'oiseaux» mit 600 Tafeln und andere Werke über Vögel und Säugetiere.

Tembesuholz, s. Eisenholz.

Tembo (im Suaheli, Mehrzahl Matembo), Elefant; auch soviel wie Palmwein.

Tembuland, Tambukiland, Distrikt in der Ostprovinz der Kapkolonie, liegt zwischen dem Indwe, einem Zufluß des Großen Kei, und dem Umtatafluß, im NO. von Ostgriqualand und im S. vom Transkeidistrikt begrenzt, hat auf 10676 qm (1891) 180431 E., darunter 5177 Weiße, sehr gut bewässertes Acker- und Weideland, vortrefflich für Schafzucht. Die Bevölkerung, Amatembu-Kaffern oder Tambuku, zählt an 173000 Köpfe. Sie schlossen sich 1877 in einem Kriege der Engländer und Fingo gegen die Galeka an die letztern an, wurden aber besiegt. Ihr Gebiet ward 1885 einverleibt.

Temenīden, s. Argos und Temenos.

Temĕnos (grch.), abgesondertes Stück Land, besonders zu heiligem Gebrauch; Tempelbezirk.

Temĕnos, ein Heraklide (s. d.). Seine Tochter hieß Hyrnetho und sein Schwiegersohn Deïphontes (s. d.). Da er diesen zu sehr begünstigte, wurde er auf Veranlassung seiner Söhne getötet. Sein Grab befand sich im Temenion in Argolis; seine Nachkommen, Temeniden genannt, sollten das Macedonische Reich gegründet haben.