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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Temerin; Temes; Temeser Banat; Temesvár; Temir-Chan-Schura

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Temerin - Temir-Chan-Schura

Temerin, Groß-Gemeinde im Stuhlbezirk Neusatz des ungar. Komitats Bács-Bodrog, nordöstlich von Neusatz, in der fruchtbaren Bácska, hat (1890) 8543 meist kath. magyar. E. (1134 Deutsche) und Getreidebau. Östlich von T. zwei große Erdwälle, sog. Römerschanzen.

Temerin, Szécsen von, s. Szecsen.

Temes (spr.-mesch), bei den Alten Tibiscus, ein linker Nebenfluß der Donau, entspringt an der Pietra Gozna (1450 m), in der Nähe der Nera und Berzava, fließt anfangs südostwärts, wendet sich aber alsbald durch die Paßgegend des Teregovaer Schlüssels gegen N., fließt dann in einem Bogen durch das Banat und mündet unterhalb Pancsova in die Donau. Die T. ist 440,2 km lang und bis 64 m breit, nimmt rechts die Bistra, links die Poganis (Bogonicz) und Berzava auf und giebt dem Begakanal (s. Bega) zum Teil das Speisewasser. Nach der T. wurde das Temeser Banat benannt, welches, zwischen der Maros im N., der Theiß im W., der frühern Militärgrenze und Siebenbürgen im S. und O. gelegen und die drei Komitate Torontal, Temes (s. d.) und Krassó umfassend, 1849 mit der Serbischen Wojwodschaft zu einem eigenen Kronlande der österr. Monarchie vereinigt, 1860 jedoch (bei Aufhebung dieses Kronlandes) wieder dem Königreich Ungarn zurückgegeben wurde. (S. auch Banat.)

Temes (spr. -mesch), Komitat in Ungarn, jenseit der Theiß, grenzt im N. an das Komitat Arad, im O. an Krásso-Szöreny, im S. an Serbien (durch die Donau getrennt), im W. an das Komitat Torontál und hat 7110,56 qkm und (1890) 4370 39 meist griech.-orient. E. (161 449 Rumänen, 160 456 Deutsche, 62 813 Serben, 37 976 Ungarn, 2598 Slowaken), darunter 186 011 Römisch-, 12 339 Griechisch-Katholische, 16 262 Evangelische und 8649 Israeliten. Das Gebiet ist im S. gebirgig, im N. hügelig und wird von der Donau und der Maros, der Bega und T. durchflossen, von dem Begakanal durchzogen. Der Boden ist fruchtbar und gut bebaut. An den Abhängen der Berge und Hügel gedeiht die Rebe vortrefflich. Das Komitat umfaßt die königl. Freistädte Temesvár und Werschetz, 2 Städte mit geordnetem Magistrat und 11 Stuhlbezirke. Hauptstadt ist Temesvár (s. d.).

Temeser Banat, s. Banat und Temes (Fluß).

Temesvár (spr. témmeschwahr), königl. Freistadt und Hauptstadt des ungar. Komitats Temes, ehemals Festung, am Begakanal und an den Linien Arad-T. (58 km), Budapest-Orsova, T.-Nagy-Szent-Miklós (63 km), T.-Báziás (121 km), T.-Maria Radna (69 km), T.-Buziás (38 km) der Ungar. Staats- und T.-Módos der Torontáler Eisenbahn, mit zahlreichen neuen Lokalbahnen, Sitz des Obergespans, der Komitatsbehörden, einer königl. Gerichtstafel, eines königl. Gerichtshofs, Bezirksgerichts, kath. Bischofs mit Domkapitel, eines griech.-orient. serb. Bischofs, einer Finanzdirektion, Handels- und Gewerbekammer sowie der Kommandos des 7. Korps, der 34. Infanterietruppendivision, 67. Infanterie-, 7. Kavallerie- und 7. Artilleriebrigade, besteht aus der eigentlichen Stadt (Festung) und den durch breite, zum Teil in Parkanlagen umgewandelte Glacis von der Festung getrennten Vorstädten Fabrik, Josephstadt, Meierhöfe und Mehala und hat (1890) 39 884 meist deutsche kath. E. (10 657 Magyaren, 3613 Rumänen, 1545 Serben), darunter 4863 Griechisch-Orientalische, 2288 Evangelische und 4870 Israeliten, in Garnison 1 Bataillon des 37. Infanterieregiments "Erzherzog Joseph", 3 Bataillone des 61. Infanterieregiments, das 7. Korps-Artillerieregiment "Leopold Prinz von Bayern", das 20. Divisions-Artillerieregiment und 1 Batterie des Divisions-Artillerieregiments Nr. 19, städtisches Elektricitätswerk und Pferdebahn. An Stelle der Festungswerke sind schöne Anlagen getreten, so der Stadtpark vor dem Siebenbürger und der Scudierpark mit dem Denkmal des Feldzeugmeisters Baron Scudier vor dem Peterwardeiner Thor. Von Denkmälern sind zu erwähnen die 20 m hohe, 1852 von Kaiser Franz Joseph errichtete got. Säule, von dem böhm. Bildhauer Max, zur Erinnerung an die Belagerung von 1849, von öffentlichen Gebäuden die kath. Kathedralkirche, von Maria Theresia erbaut, die griech. Domkirche (1733-57), die 1864 errichtete Synagoge, das Dikasterialgebäude, jetzt Sitz der Civilbehörden, das Generalkommando, Zeughaus, Rathaus, Stadthaus, Komitatsgebäude, das 1882 nach dem Brande von 1880 wiederhergestellte Franz-Josephs-Theater, das histor.-archäol. Museum, die neue Realschule und die riesige Siebenbürger Kaserne. Von Unterrichtsanstalten bestehen ein kath. Obergymnasium, eine Staatsoberrealschule, höhere Mädchenschule, Bürgerschule, Mädchenbürgerschule, staatliche Lehrerpräparandie, Erziehungsanstalten der Schulschwestern mit Lehrerinnenpräparandie, Infanterie-Kadettenschule, Mittelhandels- und Privatschule. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Tuch, Papier, Seidenstoffen, Spiritus, Tabak und Leder, Dampfsägewerke, Mühlen, Brauereien und Kunstgärtnereien; der Handel, der durch eine Filiale der Österreichisch-Ungarischen Nationalbank gefördert wird, insbesondere auf Getreide, Wachs, Honig und Branntwein. Die Jahrmärkte sind mit großen Pferdemärkten verbunden.

^[Abb.]

Geschichte. Der Name T. kam im 13. Jahrh. auf. Die Stadt wurde 1242 von den Tataren zerstört, doch wird sie schon 1311 wieder als fest und volkreich bezeichnet. Karl Robert von Anjou ließ die Stadt befestigen. Vor den Thoren der Stadt ward 1514 der Bauernanführer Georg Dózsa (s. d.) geschlagen, gefangen und nebst 40 andern Rädelsführern hingerichtet. Von dem Beglerbeg Mohammed Sokolli 1551 fruchtlos belagert, wurde T. 1552 vom Beglerbeg Achmed nach heldenmütiger Verteidigung durch Stephan Losonczy bezwungen. Erst 1716 wurde T. durch Eugen von Savoyen nach 164jähriger Botmäßigkeit wieder vom türk. Joche befreit. Infolgedessen wurde die heutige Festung angelegt, zu diesem Behufe die alte Stadt bis auf das 1443 erbaute Schloß Johann Hunyadys geschleift und nach einem neuen Plane aufgebaut. T. ward 1781 zur königl. Freistadt erhoben. Vom 25. April bis 9. Aug. 1849 wurde sie von dem ungar. General Graf Béscy vergebens belagert und fast zerstört. Am 9. Aug. 1849 besiegte zwischen T. und Klein-Becskerek Haynau die Ungarn unter Dembinski und Bem. Die Folge war der Entsatz T.s. Von 1849 bis 1860 war T. die Hauptstadt der serbischen Wojwodschaft und des Temeser Banats. - Vgl. Preyer, Monographie der königl. Freistadt T. (Temesvár 1853).

Temir-Chan-Schura. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gebietes Dagestan in Ciskaukasien, am Nordwestufer des Kaspischen Meers, hat 6637,6 qkm, 88 078 E., Kumyken (66), Awaren (16), Darginer