728
Tettenborn – Teuchern
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tetschen'
eine Kapelle, ferner einen schönen Park und Garten mit bedeutender Kamelien-, Rosen-, Azaleen- und Orchideenzucht. – T., das früher an der Südseite des Burgfelsens
lag, wurde 1059 an der Nordseite erbaut, nachdem die Elbe die Stadt vernichtet hatte. Die Fideïkommißherrschaft T. (10799 ha) ist seit 1628 im Besitz der Grafen Thun.
In der Nähe von T. liegt die höhere landwirtschaftliche Landeslehranstalt Liebwerd (105 E.), flußabwärts die stark besuchte
Sommerfrische Obergrund (472 E.) mit schön gelegenen Villen, Hotels und Pensionen und der Mineralquelle
Josephsbad (eisenhaltig-indifferenter Säuerling nebst Dampf- und Douchebad für Rheumatismus- und Gichtleidende). In
neuester Zeit ist auch der auf dem rechten Elbufer gelegene, an T. anstoßende, durch eine Schleppbahn mit der Österr. Nordwestbahn verbundene Elbumschlagplatz
Laube (Dorf mit 450 E.) zu hoher Bedeutung gelangt. Der Schiffsverkehr betrug (1894) 3376 Frachtschiffe mit 40 000 t Gütern.
Tettenborn, Friedr. Karl, Freiherr von, Parteigänger in den deutschen Befreiungskriegen, geb. 19. Febr. 1778 in der Grafschaft Sponheim,
studierte 1792 zu Waltershausen Forstwissenschaft und bezog darauf die Universität zu Göttingen, später die zu Jena. 1794 trat er in österr. Dienste und nahm teil an
den franz. Revolutionskriegen. Er befand sich in dem Französisch-Österreichischen Kriege von 1805 beim Heere unter Mack, schlug sich aber nach der Übergabe von
Ulm durch. In der Schlacht bei Wagram 1809 zeichnete er sich so aus, daß er zum Major ernannt wurde. Vor dem Ausbruch des Krieges mit Rußland nahm er 1812 seinen
Abschied und trat als Oberstlieutenant in russ. Dienste. Er führte die Vorhut Kutusows und bewies bei Verfolgung der Franzosen auf ihrem Rückzuge von Moskau große
Kühnheit. Mit leichter Reiterei setzte er, zum Oberst befördert, über die Weichsel und Oder, vereinigte sich bei Landsberg a. d. Warthe mit Tschernitschew und rückte in
Berlin ein, wurde hierauf gegen Hamburg gesendet und besetzte diese Stadt 18. März 1813, mußte sie jedoch 30. Mai wieder räumen. Nach dem Waffenstillstand
kämpfte T. unter Wallmodens Oberbefehl gegen Davout, dann gegen Pecheux, an dessen Niederlage an der Göhrde (16. Sept.) er wesentlichen Anteil hatte, und zwang
15. Okt. Bremen zur Übergabe. Hierauf folgte er dem Kronprinzen von Schweden auf dessen Zuge bis nach Jütland und brach, als dort die Feindseligkeiten beendigt
waren, im Jan. 1814 nach dem Rhein auf. In Frankreich leistete er mit seinem Korps leichter Reiterei dadurch, daß er die Verbindung zwischen den einzelnen Teilen der
Heere unterhielt, wesentliche Dienste. Nach dem Frieden erhielt er Urlaub; 1818 trat er aus dem russ. Dienst in den badischen über. 1819 ging er, zum Generallieutenant
ernannt, als Gesandter an den Hof zu Wien, wo er 9. Dez. 1845 starb. – Vgl. Varnhagen von Ense, Geschichte der Kriegszüge des Generals T. (Stuttg. 1815).
Tettenhall (spr. -hahl), Stadt in der engl. Grafschaft Stafford, im NW. von Wolverhampton, mit alter Kirche, hat
(1891) 5145 E.
Tettnang. 1) Oberamt im württemb. Donaukreis, hat 273,54 qkm
und (1895) 24171 (12145 männl., 12026 weibl.) meist kath. E., 2 Städte und 20 Landgemeinden. –
2) Oberamtsstadt im Oberamt T., 8 km im NO. von Friedrichshafen, an der
Meckenbeuren-Tettnanger Eisenbahn (s. d., Bd. 17), Sitz des Oberamtes, eines Amtsgerichts ↔ (Landgericht Ravensburg) und
Kameralamtes, hat (1895) 2545 E., darunter etwa 190 Evangelische, Post, Telegraph, kath. und evang. Kirche, großes Schloß, ehemals den Grafen von Montfort gehörig,
Latein- und Realschule, weibliche Fortbildungs- und gewerbliche Schule, Bezirkskrankenhaus, Oberamtssparkasse, Kreditbank, Wasserleitung; ein Elektricitätswerk für
Bahnbetrieb, Beleuchtung und Motorenbetrieb, Sägewerk und Holzbearbeitungsanstalt, Hopfen- und Obstbau, bedeutenden Hopfenhandel, Jahr-, Vieh- und
Obstmärkte.
Tetuān, Stadt im nördlichsten Teile Marokkos, liegt 37 km südöstlich von Ceuta, links am Flusse Martil oder Hanesch, 7 km
von der Küste des Mittelländischen Meers, im Hintergrunde einer rings umschlossenen Thalebene inmitten herrlicher Gärten. Die weißen Häuser mit platten Dächern
reihen sich terrassenförmig aneinander und bilden ein Gewirr enger Straßen. Das Ganze ist von einer schlecht unterhaltenen, betürmten Mauer umgeben und mit
einem kleinen Kastell gekrönt. Die Einwohnerzahl schätzt man auf 25000, darunter 6000 Juden, die den Handel in Händen haben. Sie bewohnen ein abgeschlossenes
Viertel, Mellah genannt. Gegenstände der Industrie sind Lederwaren, Mützen (Tarbusch) und Schußwaffen. Zur Ausfuhr, meist nach Spanien, gelangen Wolle, Getreide,
Seide, Schlachtvieh und Lederwaren. An der Mündung des Martil liegen zwei Forts. Auf dem rechten Ufer des Martil lag im Altertum
Tamuda in Mauritania Tingitana. T. war der Mittelpunkt der Kämpfe im span.-marokk. Krieg
von 1860.
Tetzel, Ablaßkrämer, s. Tezel.
Teubner, B. G., Verlagsbuchhandlung und Buchdruckerei in Leipzig, hervorgegangen aus der Weinedelschen Buchdruckerei, die 1811
Benediktus Gotthelf Teubner (geb. 16. Juni 1784 in Groß-Kraußnigk in der Niederlausitz, gest. 21. Jan. 1856) auf eigenen Namen
übernahm und mit der er 1824 eine Verlagsbuchhandlung verband. Teilhaber wurden seine Schwiegersöhne Eduard Koch
(1842–53; gest. 29. Juni 1883) und (1853) Christian Adolf Roßbach. Dieser und ein dritter Schwiegersohn,
Albin Ackermann wurden nach dem Tode Teubners alleinige Besitzer. Ihnen traten als Teilhaber bei ihre Söhne
Arthur Roßbach (1875; gest. 18. Okt. 1882) und Alfred Ackermann (1882), sowie 1893 ein
Enkel Roßbachs, Dr. Alfred Giesecke. Außerdem war 1872–92 noch Teilhaber der Verlagsbuchhandlung
Dr. August Schmitt, seit 1847 als Gehilfe, später als Prokurist thätig und von der Universität Jena zum Ehrendoktor der
Philosophie ernannt. Der reichhaltige Verlag umfaßt vorzugsweise Philologie und Altertumskunde, darunter die
«Biblioteca scriptorum graecorum et romanorum» (1849 fg.), ferner Mathematik, Unterrichtsbücher für höhere Lehranstalten, die
«Neuen Jahrbücher für Philologie und Pädagogik» (1826 fg.), «Zeitschrift für Mathematik und Physik» (1856 fg.), «Byzant. Zeitschrift» (1892 fg.), «Geogr. Zeitschrift»
(1895 fg.) u.a. Die Buchdruckerei hat Dampfbetrieb (45 Pferdestärken), 46 Pressen, 4 Stereotypapparate, 9 Schriftgießmaschinen, Galvanoplastik und 365 beschäftigte
Personen. Daneben besteht eine Zweigbuchdruckerei in Dresden unter gleicher Firma (1833 errichtet) mit Dampfbetrieb und 11 Pressen.
Teuchern, Stadt im Kreis Weißenfels des preuß. Reg.-Bez. Merseburg, an der rechts zur Saale
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 729.