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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Teuco; Teucrium; Teucrus; Teuerdank; Teuerung

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Teuco - Teuerung und Teuerungspolitik

gehenden Rippach und der Linie Weißenfels-Zeitz der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Naumburg), hat (1895) 5351 E., darunter 37 Katholiken, Post, Telegraph, ein ehemals festes Schloß; Töpferei und in der Umgegend 26 Braunkohlengruben, deren Kohlen in 12 Fabriken zu Teer, Paraffin und Solaröl verarbeitet werden.

Teuco, linker Nebenfluß des Rio Bermejo, Nebenflusses des Paraguay, zweigt sich vom Rio Bermejo (s. d.) ab, fließt ihm im NO. parallel und vereinigt sich wieder mit ihm am Fort Presidencia Roca etwas nördlich von 26° südl. Br. Der T. kann vom Dezember bis April mit Dampfern befahren werden. Er erhält neuerdings mehr Wasser als der Bermejo.

Teucrium L., Gamander, Pflanzengattung aus der Familie der Labiaten (s. d.), mit nahezu 100 in den gemäßigten Zonen, besonders reichlich in den Mediterranländern verbreiteten Arten, kraut- oder strauchartige Gewächse mit wirtelständig oder verzweigt angeordneten Blüten, denen die Oberlippe der Blumenkrone vollständig fehlt; an Stelle derselben ist ein Spalt vorhanden, durch welchen die Staubgefäße und der Griffel nach außen vorragen. Mehrere Arten wachsen in Deutschland, besonders auf trocknen Kalkbergen, z. B. T. botrys L. und T. chamaedrys L. Von dem auf Sumpfwässern wachsenden Knoblauchgamander, T. scordium L., war früher das Kraut (Herba scordis) als Wurmmittel offizinell. Am bekanntesten ist der vielfach kultivierte Katzengamander, Katzenkraut, T. marum L. (gewöhnlich Marum verum); er wächst in Südeuropa wild und hat in allen Teilen einen starken Kampfergeruch. Die Katzen werden von diesem Geruch angelockt und wälzen sich sehr gern auf dem Kraute herum. Die Pflanze war als Herba mari veri offizinell, das getrocknete Kraut wirkt niesenerregend und bildet deshalb gewöhnlich einen Bestandteil der als Niespulver verkäuflichen Schnupfmittel.

Teucrus, s. Teukros.

Teuerdank, Gedicht, s. Theuerdank.

Teuerung und Teuerungspolitik. Teuerung nennt man den wirtschaftlichen Zustand, in welchem die Gegenstände des notwendigsten Lebensbedarfs, namentlich die Nahrungsmittel, einen, mit dem Preise anderer Orte und Zeiten verglichen, hohen Preis besitzen. Eine Teuerung kann zwar bei jeder Warengattung eintreten; von bedeutender nationalökonomischer und selbst polit. Wichtigkeit ist aber vorzugsweise die Getreideteuerung. Sie kann bei längerer Dauer, namentlich in vom Verkehr abgeschiedenen Ländern zur Hungersnot führen. Die Summe der wirtschaftlichen Maßregeln, die eine Regierung ergreift, um das Entstehen von Teuerungen zu verhindern oder wenigstens ihre Folgen zu mildern, nennt man Teuerungspolitik. Schon im alten Rom schritt früh die Regierung der Republik bei drohenden Teuerungen durch rechtzeitigen Einkauf im Auslande ein. Später wurde überdies das dem Staat aus den Provinzialzehnten in wachsenden Mengen zufließende Getreide zu billigen Preisen an die Bürgerschaft abgegeben. Seit der gracchischen Zeit sorgten sogar Getreidegesetze aus polit. Gründen dafür, daß das hauptstädtische Proletariat jederzeit unmittelbar durch die Regierung mit einer ausreichenden Menge Getreide zu festgesetzten billigen Preisen versorgt wurde. Im Mittelalter gab es einen freien Kornhandel nicht, vielmehr bewegte er sich in fest vorgezeichneten Bahnen. Die städtischen Behörden leiteten ihn nach dem Gesichtspunkte, die Bevölkerung möglichst reichlich und gleichmäßig und zu billigen Preisen mit den notwendigen Lebensmitteln zu versorgen. Um dies zu erreichen, wurde der Verkehr der Verkäufer und Käufer auf dem Markte bis in alle Einzelheiten hinein durch strenge Vorschriften geregelt und im einzelnen kontrolliert, das Interesse des platten Landes den städtischen Lokalinteressen völlig untergeordnet. Die städtische Getreidemarktpolizei wurde von den ausgebildeten Territorialstaaten zum großen Teil aus dem Mittelalter übernommen und fortgesetzt. Auch in ihren übrigen Maßnahmen wurde die spätere staatliche Getreidehandelspolitik, ähnlich wie die städtische Politik des Mittelalters, lange Zeit hindurch von dem Gesichtspunkt geleitet, die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen und eine vermeintlich künstliche Preissteigerung durch den von vornherein allzusehr als Kornwucher betrachteten Getreidehandel zu verhindern. Als Hauptmittel dienten ihr neben den marktpolizeilichen Beschränkungen anfangs vorzugsweise Ausfuhrverbote (s. d.) oder anderweitige Ausfuhrbeschränkungen, besonders Ausfuhrzölle (s. d.), die sowohl im Verkehr von Provinz zu Provinz als auch im Verkehr der einzelnen Provinzen und später des ganzen Staatsgebietes mit dem Auslande gehandhabt wurden. Später kamen zwar diese Beschränkungen im Verkehr zwischen den einzelnen Provinzen und Landesteilen desselben Staates der Hauptsache nach in Wegfall, im auswärtigen Verkehr blieben sie indessen lange Zeit hindurch bestehen. Soweit Einfuhrzölle zur Erhebung gelangten, was meistens erst in späterer Zeit der Fall war, suchte man dem Steigen der Preise bei ungünstigen Ernteverhältnissen durch vorübergehende Aufhebung dieser Zölle oder gar durch Gewährung von Einfuhrprämien zu begegnen. Vielfach richtete sich die Höhe der Ausfuhr- wie der Einfuhrzölle gesetzlich nach dem Stande der binnenländischen Marktpreise. Während in England seit dem 15. und 16. Jahrh. die Getreidehandelspolitik die Hochhaltung der Getreidepreise als Ziel verfolgte, nicht nur im Interesse des Landbaues und des Grundbesitzes, sondern auch im Interesse der Industrie, deren Vorteil man mehr durch hohe als durch niedrige Getreidepreise zu wahren glaubte, wurde in Frankreich, nachdem unter Sully vorübergehend behufs Förderung und Hebung des Landbaues die Ausfuhr unter Beibehaltung nur mäßiger Zölle allgemein freigegeben worden war, unter Colberts Regiment diese Freiheit wieder aufgehoben und die landwirtschaftlichen Interessen völlig den industriellen untergeordnet. Nur bei besonders reichen Ernten wurde die Getreideausfuhr und dann nur gegen hohe Zölle erlaubt. Durch billige Kornpreise suchte Colbert die Löhne niedrig zu halten, um den Absatz der gewerblichen Produkte im Auslande nach Möglichkeit zu fördern, eine Politik, die von seinen Nachfolgern mechanisch fortgesetzt wurde, um in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. unter dem Einfluß des Kampfes der die Landbauinteressen fördernden physiokratischen Schule mit dem die industriellen Interessen begünstigenden Merkantilismus schwankenden Grundsätzen Platz zu machen.

In Deutschland wie auch in andern Staaten wurde vielfach, um die Teuerung zu bekämpfen, das System staatlicher Kornmagazine entwickelt, die sich teilweise bis in das 19. Jahrh. hinein erhalten haben. Solcher Magazine bediente sich unter anderm Friedrich d. Gr. Neben den staatlichen bestanden in einzelnen deutschen Staaten obligatorische Getreidemagazine, halboffi-^[folgende Seite]