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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Thalerhumpen - Thallo

eine Münze, die dem Werte eines alten deutschen Goldgulden in Silber entsprechen sollte und daher ursprünglich Guldengroschen (s. d.) hieß, zuerst 1484 in Hall in Tirol geprägt. Der Name T. wird von dem böhm. Ort Joachimsthal abgeleitet, wo die Herren von Schlick zu Anfang des 16. Jahrh. diese Münze als Joachimsthaler Guldengroschen schlagen ließen. In der Folge wurde sie abgekürzt Joachimsthaler, T. genannt, welcher Name sich dann unter verschiedenen Umformungen als Daler, Daalder, Tallers, Dollar u. s. w. weit verbreitet hat. Nach Wert, Gepräge und Gegend erhielten die T. die mannigfachsten Namen, so Albertus-, Kronen-, Marien-, Speciesthaler u. s. w. Bis zur Einführung der Markwährung bildete der T. die Geldeinheit in fast ganz Norddeutschland und wurde auch in den süddeutschen Staaten (hier meist Reichsthaler genannt) geprägt. Hier galt er 1¾ Fl. süddeutsche Währung, in Österreich 1½ Fl. österr. Währung. Er enthielt nach dem Münzgesetz von 1857: 16 2/3 g fein Silber, wurde in 30 Silber- oder Neugroschen zu 12 oder 10 Pfennigen geteilt und gilt jetzt noch im Deutschen Reiche als gesetzliches Zahlungsmittel für 3 M. Gold, obgleich sein wirklicher Wert nach dem Silberpreise von 90 M. für 1 kg (1895) nur 1,50 M. ist. - Über die dän. und schwed. Reichsthaler s. Rigsdaler und Riksdaler; über den niederländischen T. s. Dealder; über den Brabanter T. s. Kronenthaler.

Thalerhumpen, s. Münzhumpen.

Thales von Milet, griech. Philosoph, Zeitgenosse des Solon und Krösus, einer der Sieben Weisen (s. d.). Er wird zugleich als Eröffner der griech. Philosophie angesehen. Außer bedeutenden bürgerlichen Verdiensten werden ihm namentlich mathem. und astron. Entdeckungen zugeschrieben. Richtig ist wohl, daß er Sonnenfinsternisse zutreffend vorhergesagt und die Sonnenwende zu berechnen verstanden hat. Doch war er dazu schwerlich durch selbständige astron. Kenntnis befähigt; vielleicht hatte er von den Ägyptern einzelne Angaben erhalten. Auch die sehr einfachen mathem. Kenntnisse, die sich mit einiger Bestimmtheit auf ihn zurückführen lassen, könnte er dort gelernt haben. Einstimmig wird T. als Urheber der altgriech. Philosophie über das Princip (archē) des Weltalls bezeichnet, worunter zunächst dessen letzte stoffliche Grundlage verstanden wurde. Und zwar nahm er als Grundstoff das Wasser an. Auch darin könnte er den Ägyptern gefolgt sein, bei denen die Meinung sehr verbreitet war, daß die Räume jenseit der uns sichtbaren Welt mit Wasser gefüllt seien und auch die Erde auf dem Wasser schwimmend ruhe. Auch die Ansicht, das alles beseelt sei, wofür T. als Beweis unter anderm den Magneten anführte, ist bei den Ägyptern besonders ausgeprägt.

Thalfahrt, Fahrt zu Thale, s. Bergfahrt.

Thalfürsten, s. Dere-Begs.

Thalgathphellasar, s. Teglattphalasar.

Thalgehänge, Thalgrund, s. Thal.

Thalheim im Erzgebirge, Dorf in der Amtshauptmannschaft Chemnitz der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, an der Zwönitz und der Linie Chemnitz-Aue-Adorf der Sächs. Staatsbahnen, hat (1895) 5774 E,. darunter 22 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche; Flachs-, Streichgarnspinnerei, Strumpfwirkerei (19 Fabriken), zwei Mantelfabriken, ^[Text bricht ab]

Thalia oder Thaleia (grch., d.h. die Blühende), die Muse der heitern, ländlichen Dichtkunst, später insbesondere der Komödie, abgebildet mit der komischen Maske, Hirtenstab und Epheukranz. Von ihr und Apollon sollen die Korybanten abstammen. In der modernen Mythologie gilt T. für die Beschützerin des Schauspiels, und ihr sind die Theater geweiht. - T. wird auch eine der drei Chariten genannt. Ferner ist T.der Name des 23. Planetoiden.

Thaliacea, Seetiere, s. Salpen.

Thalkehlen, Thalkessel, Thallehnen, s. Thal.

Thalleiochin, s. Chiningrün.

Thalleisten, s. Thal.

Thallin, eine künstlich dargestellte organische Verbindung, der Methyläther des Tetrahydroparaoxychinolins, C9H10N(OCH3), deren schwefelsaures und weinsaures Salz in der Medizin als antipyretische Mittel benutzt werden. Das schwefelsaure T. (Thallinum sulfuricum) bildet ein gelblichweißes, krystallinisches, in Wasser lösliches Pulver von bitterm Geschmack, das in Gaben von 0,25 bis 1,0 g ein erhebliches Herabgehen der krankhaft erhöhten Eigenwärme wirkt; äußerlich dient es zu Injektionen bei Gonorrhöe. Auch das weinsaure T. (Thallicum tartaricum) wirkt antipyretisch. Der Name (vom grch. thallos, grüner Zweig) kommt daher, daß Lösungen von T. Eisenchlorid tief smaragdgrün färben.

Thallinantrophor, s. Antrophor.

Thallium (vom grch. thallos, grüner Zweig), ein metallisches chem. Element (chem. Zeichen Tl; Atomgewicht 204), das von dem Engländer Crookes 1861 durch die Spektralanalyse entdeckt und von ihm und Lamy in Paris 1862 näher untersucht wurde. Es findet sich in den zinkhaltigen Bleierzen des Unterharzes, im Eisenkies, Kupferkies, in dem Schwefelsäureschlamm der Schwefelsäurefabriken, die mit Schwefelkies arbeiten, in manchen Sorten von Wismut, Tellur und Kadmium, fast als steter Begleiter des Rubidiums und Cäsiums in vielen Mineralwässern u. s. w. Es wird in größern Mengen aus dem Schwefelsäureschlamme, z. B. zu Oker am Harze und zu Aussig an der Elbe, dargestellt, indem man aus der Lösung des T. das Metall durch Zink fällt und dann umschmilzt. Das T. ist dem Blei sehr ähnlich, weiß, mit einem Stich ins Bläulichgraue, weich, wenig zähe, aber sehr hämmerbar. Das spec. Gewicht ist 11,8. Es schmilzt bei 290° C. und verflüchtigt sich in der Rotglühhitze; beim Erkalten krystallisiert es, und beim Biegen knirscht es wie das Zinn. Eine nicht leuchtende Gasflamme wird durch T. grün gefärbt; sein Spektrum (s. Tafel: Spektralanalyse) hat eine einzige grüne Linie von scharfer Begrenzung. Es oxydiert sich an der Luft sehr leicht, weshalb es unter Wasser oder mit geschmolzenem Paraffin überzogen aufbewahrt wird. Man stellt gegenwärtig auch optische Gläser mit Thalliumoxyd dar (Thalliumglas); außerdem verwendet man Thalliumsalze in der Feuerwerkerei.

Das T. ist in seinen Verbindungen ein- und dreiwertig. Die Verbindungen des einwertigen T. sind zum Teil denen der Alkalimetalle sehr ähnlich, so das in Wasser leicht lösliche Thalliumoxydhydrat, TlOH, und Thalliumcarbonat, Tl2CO3, ferner das dem Kaliumsulfat isomorphe und alaunbildende Thalliumsulfat, Tl2SO4; zum Teil zeigen sie bemerkenswerte Analogie mit dem Silber, so das dem Chlorsilber äußerst ähnliche, schwer lösliche Thalliumchlorür, TlCl, und das schwarze, unlösliche Thalliumsulfür, Tl2S. Die Verbindungen des dreiwertigen T. schließen sich dagegen mehr an diejenigen des Indiums und Galliums an.

Thallo, s. Chariten und Hören.