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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Thee; Theebeerenstrauch; Theehybriden; Theeklipper; Theemaschine; Theer; Theerbude; Theerosen; Theia; Theïn; Theiner

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Thee (abführender) - Theiner (Augustin)

Aufbewahrung, Beurteilung, Mischungen. Aufbewahrt muß der T. werden in gut verschlossenen Glas-, Blei- oder Blechbüchsen oder in Kästen mit Stanniol oder in Porzellan unter Abschluß von Licht und nur in trocknen: geruchfreiem Raume, da der T. leicht fremde Gerüche annimmt und bei Feuchtigkeit moderig wird. Die Beurteilung des T. erfordert große Übung und Erfahrung. Die Taxation findet an den europ. Einfuhrplätzen durch besonders geschulte Theeprüfer statt. Blätter feinerer Qualität sind von mittlerer regelmäßiger Große, ganz und sinken im heißen Wasser sofort unter. Ihr Aschengehalt schwankt zwischen 5 und 6 Proz., während der des gefälschten T. fast immer 10 Proz. übersteigt und manchmal bis 80 Proz. beträgt. Eine besondere Kunst ist auch die des Mischens der verschiedenen Theesorten für den Gebrauch. Richtig gewählte Mischungen von Congou, Souchong, Pekoe und ind. Sorten sprechen oft mehr an als jede Sorte für sich.

Verfälschungen. Der T. ist Gegenstand ausgedehnter Verfälschungen. Häufig wird er zum Teil extrahiert, dann getrocknet und gefärbt, um ihn dem nicht erschöpften wieder ähnlich zu machen. Bewirkt werden die verschiedenen Färbungen durch grüne Farbenmischungen aus Blau und Gelb, zuweilen durch geradezu giftige Farben. Die gefärbten und wieder getrockneten Blätter werden dann mit Talk, Speckstein oder Porzellanerde bestreut, um ihnen den dem echten T. eigentümlichen weißlichen Farbanflug zu geben. Auch die Blätter anderer Vegetabilien (Weiden, Schlehen, Weißdorn, Holunder, Pappeln, Eichen, Eschen, Ahorn, Platane, Weidenröschen, Steinsame, Erdbeere, Rose u. s. w.) werden dem T. beigemischt. Die Verpackung des T. in Bleifolie oder einer sehr bleihaltigen Zinnfolie ist gesundheitsgefährlich.

Geschichtliches. Der Gebrauch des Theeaufgusses ist in China ebenso alt wie die Kultur des Strauches. Wahrscheinlich im 9. Jahrh. gelangte beides nach Japan. Die Europäer lernten den Gebrauch erst sehr spät, zuerst durch die Holländisch-Ostindische Compagnie gegen die Mitte des 17. Jahrh. kennen, obwohl schon 1636 der erste T. nach Europa, und zwar nach Paris gekommen war. 1666 kam der erste T. nach England. Allgemein üblich wurde der Gebrauch erst seit Mitte des 18. Jahrh. Zu seiner Verbreitung trug, wie beim Kaffee, besonders die große Heilkraft bei, die man ihm beilegte. Namentlich wirkten in dieser Beziehung Morisot und de Mauvillain ("Ergo Thea Chinensium menti confert", Par. 1648), Molinari ("Ambrosia asiatica" 1672), Bentekoe ("Korte verhandeling van't menschenleven", Amsterd. 1684), Albinus (1684), Pechlin (1684), Blankaart (1686), Blegny (1687). Man hielt den T. für ein untrügliches Mittel, das menschliche Leben zu verlängern. Dennoch hat die Sitte des Theetrinkens außerhalb seiner Heimat bei weitem nicht die Verbreitung gefunden wie die des Kaffeetrinkens. Während letzteres in allen Klimaten heimisch geworden, hat sich der T. nur im täglichen Leben der Völker der außertropischen Zonen eingebürgert. Wirklich zur Volkssitte ist das Theetrinken nur bei den Holländern, Russen und Engländern geworden, durch die es auch in ihre Kolonien nach Nordamerika (den Vereinigten Staaten und Canada), Ostindien, dem Kap und Australien sowie nach Portugal verpflanzt wurde. Sonst ist der Theekonsum nur noch in Dänemark, Norwegen und den Nordseeküsten von Deutschland von Bedeutung. In den übrigen Ländern hat die Sitte nur in Städten und den höhern Schichten der Bevölkerung Eingang gefunden.

Litteratur. Money, Cultivation and manufacture of tea (4. Aufl., Lond. 1883); Owen, The Tea Planters Manual (Colombo 1886); Feistmantel, Die Theekultur in Britisch-Ostindien (Prag 1888); Harrington, Theekultur Ostindiens und Handel (Hamb. 1891); Tichomirow, Die Kultur und Gewinnung des T. (Petersb. 1893); Semler, Tropische Agrikultur, Bd. 1 (2. Aufl., Wismar 1897), S. 439-566.

Thee, abführender (Species 1axantes), ein Gemisch aus Sennesblättern, Holunderblüten, Fenchel, Anis, Kaliumtartrat und Weinsäure. Er findet an Stelle des Saint-Germain-Thee Verwendung, zu dem man früher Sennesblätter nahm, die durch Ausziehen mit Weingeist vom Harz befreit waren.

Thee, harntreibender (Species diureticae), nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich ein Gemisch aus je einem Teil Liebstöckelwurzel, Hauhechelwurzel, Süßholz und Wacholderbeeren.

Thee, indianischer, s. Ilex.

Theebeerenstrauch, s. Gaultheria.

Theehybriden, s. Rose nebst Tafel: Rosen, Fig. 6 u. 9.

Theeklipper, s. Klipperschiffe.

Theemaschine, eine verschieden konstruierte Vorrichtung, um dem Thee mit möglichster Erhaltung seines Aromas das siedende Wasser zuzuführen. (S. Samowar.)

Theer, s. Teer.

Theerbude, s. Rominter Heide.

Theerosen, eine Klasse der Edelrosen, s. Rose

Theia, die Mutter des Helios (s. d.).

Theïn, Alkaloid, s. Caffeïn.

Theiner, Augustin, kath. Theolog und Kirchenhistoriker, geb. 11. April 1804 zu Breslau, studierte daselbst und huldigte anfangs der freiern Richtung seines Bruders Anton, mit dem er die Schriften: "Die kath. Kirche Schlesiens" (Altenb. 1826) und "Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den christl. Geistlichen und ihre Folgen" (2 Bde., ebd. 1828; neue Ausg. von Nippold, 3 Bde., Barm. 1891 fg.) veröffentlichte. Nach einer wissenschaftlichen Reise nach Wien, London und Paris ging er 1833 nach Rom, schloß sich hier den Jesuiten an und wurde im Jesuitenseminar zu St. Euseb in der positiv-kirchlichen Richtung bestärkt. Später trat er in die Kongregation des Oratoriums ein, wurde 1855 Präfekt der Vatikanischen Archive und entfaltete als solcher eine umfangreiche litterar. Thätigkeit, in der er sich ebenso sehr durch seine Gelehrsamkeit wie durch leidenschaftliche Polemik gegen den Protestantismus auszeichnete. Während des Vatikanischen Konzils mit den Bischöfen der Opposition befreundet, geriet T. durch jesuitische Intriguen in den Verdacht, denselben urkundliches Material zu verschaffen und so seine amtliche Stellung zu mißbrauchen; infolgedessen verlor er die Gunst des Papstes und im Aug. 1870 wurden ihm die Schlüssel zum Archiv entzogen. Auch wurde seine schon begonnene Veröffentlichung der Akten des Tridentinischen Konzils inhibiert, von denen wenigstens ein Teil durch Vermittelung des Bischofs Stroßmayer kurz nach seinem Tode als "Acta genuina oecumenici concilii Tridentini" (2 Bde., Agram 1875) erschien. T. starb 10. Aug. 1874, wurde jedoch erst 14. Okt. auf dem deutschen Friedhof zu Rom beerdigt. Unter seinen Werken sind hervorzuheben die im Auftrag des Papstes verfaßte "Geschichte des Pontifikats Clemens' XIV." (2 Bde., Par. 1853), "Zustände der kath. Kirche in Schlesien