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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Thomas; Thomaschriften; Thomasflußeisen; Thomasgebirge, Sankt; Thomasin von Zerklaere; Thomasius

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Thomas (von Bradwardine) - Thomasius (Christian)

seitdem die Thomisten, meist Dominikaner, als Anhänger des T. gegenüberstanden. Die Thomisten vertraten in der Philosophie einen gemäßigten Realismus, folgten der strengen Lehre Augustins von der Gnade und bestritten die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria. Die Scotisten sind entschlossene Realisten, neigen sich zum Semipelagianismus und behaupten die unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria. Der Streit wurde lange Zeit fortgesetzt mit einer Erbitterung, die fast mehr noch, als im wissenschaftlichen Interesse, ihren Grund in der Ordenseifersucht zwischen Dominikanern und Franziskanern hatte. Die Werke des T. wurden von Pius V. (17 Bde., Rom 1570-71), neuerdings unter den Auspizien Leo XIII. (ebd., seit 1882) herausgegeben. Einen Kommentar seiner Schriften enthält Thömes, "Divi Thomae Aquinatis opera et praecepta" (Berl. 1875).

Vgl. Hoertel, T. und seine Zeit (Augsb. 1846); K. Werner, Der heilige T. (3 Bde., Regensb. 1858-59); Jourdain, La philosophie de Saint T. (2 Bde., Par. 1858); Gibelli, Vita di Saint T. (Bologna 1862); Baumann, Die Staatslehre des T. (Lpz. 1873); Holtzmann, T. von Aquino und die Scholastik (Karlsr. 1874); Cicognani, Sulla vita e sulle opere di S. Tommaso (Vened. 1874); Otten, Erkenntnislehre des T. (Paderb. 1882); Lecoultre, La psychologie d'Aristote et de T. (Par. 1883); Eucken, Die Philosophie des T. und die Kultur der Neuzeit (Halle 1886); Frohschammer, Die Philosophie des T. von Aquino (Lpz. 1889); Antoniades, Die Staatslehre des T. von Aquino (ebd. 1890); Guttmann, Das Verhältnis des T. von Aquino zum Judentum und zur jüd. Litteratur (Gött. 1891); Berthier, L'étude de la somme théologique de Saint T. d'Aquin (Freib. i. Br. 1893); Portmann, Das System der theol. Summe des T. von Aquino (Luzern 1894); Abert, Sancti Thomae Aquinatis compendium theologiae (Würzb. 1896); Schütz, Thomaslexikon (Paderb. 1895).

Thomas von Bradwardine, Scholastiker, s. Bradwardin(e).

Thomas von Canterbury, der Heilige, s. Becket, Thomas a.

Thomas von Celano, geistlicher Dichter, s. Celano, Thomas von.

Thomas von Jesus, portug. Mönch, s. Augustiner.

Thomas (spr. tomah), Ambroise, franz. Komponist, geb. 5. Aug. 1811 zu Metz als der Sohn eines Musiklehrers, bildete im Konservatorium zu Paris sein Talent im Pianofortespielen und in der Komposition aus, erhielt 1832 den Großen Römerpreis und ging als Stipendiat der Regierung nach Italien und Wien. 1836 kehrte er nach Paris zurück und begann Opern zu komponieren. Erst die 1849 zur Ausführung gebrachte komische Oper "Le Caïd" fand großen Beifall. Nicht minder glücklich war T. 1850 mit "Le songe d'une nuit d'éte". Von den spätern fanden "Mignon" (1866) und "Hamlet" (1868) die weiteste Verbreitung. Außer diesen Bühnenwerken komponierte T. auch ein Requiem und verschiedene andere Kirchensachen, viele ein- und mehrstimmige Gesänge, ein Streichquartett, ein Klaviertrio und mehrere Stücke für Klavier allein. T. war längere Zeit Kompositionsprofessor am Konservatorium und wurde nach Aubers Tode 1871 zum Direktor dieses Instituts erhoben. Er starb 12. Febr. 1896 in Paris.

Thomas (spr. tommĕs), George Henry, nordamerik. General, geb. 31. Juli 1816 in Southampton-County (Virginien), besuchte die Militärschule zu West-Point, wurde 1840 Offizier, machte den Krieg gegen die Indianer in Florida und den Mexikanischen Krieg (1846-47) mit und zeichnete sich besonders in den Schlachten von Monterey und Buena-Vista aus. Beim Ausbruch des Bürgerkrieges (1861) nahm er Dienste im nördl. Heere, wurde Oberst, später Brigadegeneral eines freiwilligen Korps und beteiligte sich an den Schlachten von Murfreesborough und Chickamauga (1862 und 1863). Im Okt. 1864 wurde er als Brigadegeneral der regulären Armee nach Tennessee geschickt, um diesen Staat zu schützen, und vernichtete 15. Dez. die Konföderierten unter General Hood bei Nashville. Infolge dieser glänzenden Waffenthat wurde er zum Generalmajor befördert und erhielt 1865 ein Dankesvotum vom Kongreß der Vereinigten Staaten. 1869 wurde er als Commandeur der 4. Militärdivision an die Pacific-Küste gesandt und starb 28. März 1870 zu San Francisco. - Vgl. T. B. van Horne, Thomas (Neuyork 1882).

Thomas (spr. tommĕs), Sydney Gilchrist, der Erfinder des nach ihm benannten Eisenentphosphorungsverfahrens (s. Eisenerzeugung), geb. im April 1850 in oder bei London, versuchte seit 1870 die Entphosphorung des Roheisens im Konverter und verband sich 1876 mit seinem Vetter Percy Gilchrist, der als Chemiker auf den Blaenavon-Eisenwerken beschäftigt war, zur Vornahme umfangreicher Versuche, die 1879 zum Abschluß kamen. Er erhielt 1882 die Medaille der Society of Arts, 1883 die goldene Bessemer-Medaille. Nachdem er den Winter 1882 in Australien, den folgenden Winter in Algier verlebt, starb er 1. Febr. 1885 in Paris.

Thomaschriften, s. Nestorianer und Thomas (Jünger Jesu).

Thomasflußeisen, s. Eisen.

Thomasgebirge, Sankt, s. Böhmer Wald.

Thomasin von Zerklaere, s. Zerklaere.

Thomasius, Christian, Jurist und Philosoph, geb. 1. Jan. 1655 zu Leipzig, wo sein Vater Jakob T. (geb. 1622, gest. 1684) Rektor der Thomasschule war. Schon während seiner Studienzeit in Frankfurt a. O., 1675-79, machte T. sich von der pedantischen Art, mit der man damals philos. Disciplinen und das röm. Recht zu behandeln pflegte, durch das Studium der Schriften des Hugo Grotius und Sam. Pusendorf frei. Kurze Zeit nach seinem Auftreten als akademischer Lehrer an der Universität zu Leipzig (1684) sprach er seine Ansichten mit großer Freimütigkeit aus. Er fing 1687 zum großen Erstaunen seiner Kollegen an, Vorlesungen in deutscher Sprache zu halten, und begann 1688 eine Monatsschrift u. d. T. "Freimütige, lustige und ernsthafte, jedoch vernunft- und gesetzmäßige Gedanken oder Monatsgespräche über allerhand, vornehmlich aber neue Bücher", worin er, anfangs durch die Gunst des Hofmarschalls von Haugwitz in Dresden geschützt, seinen satir. Witz über die damaligen Gelehrten ergoß. Dies und die Hilfe, die er dem von den orthodoxen Theologen verfolgten Aug. Herm. Francke (s. d.) in Halle angedeihen ließ, erregten ihm den Haß einer starken Partei, an deren Spitze die Leipziger Theologen Aug. Pfeiffer und Joh. Bened. Carpzov standen. Infolgedessen ging T. 1690 nach Halle, wo er unter Begünstigung des brandenb. Hofs anfing, an der dortigen Ritterakademie Vorlesungen zu halten. Der große Beifall, der ihm hier zu teil wurde, gab die nächste Veranlassung