Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tiayang; Tibaldi; Tibbu; Tibein; Tiber; Tiberias

819

Tiayang – Tiberias

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tiara'

Papst Bonifacius VIII. um 1300 zugeschrieben, und endlich soll Urban V. (1362–70) die dreifache Krone (triregnum) mit dem dritten Reife vollendet haben. Durch diese drei Reifen wird angeblich die Macht des Papstes in der leidenden, der streitenden und der triumphierenden Kirche, oder im Himmel, auf Erden und in der Unterwelt angedeutet.

Tiayang, Maß, s. Coyang.

Tibaldi, ital. Architekt und Maler, s. Pellegrino.

Tibbu oder Tubu (ein Einzelner heißt ein Tedetu), Volk in der östl. Sahara (s. die Karten: Völkerkarte von Afrika, Bd. 1, und Sahara, Bd. 14), von Rohlfs zu den Negern, von Nachtigal zu den Berbern gestellt. Es zerfällt in die das Tédaga sprechenden Teda in Tu und in die das Dāsaga sprechenden Dasa, welche Borgu, Kanem und Bahr el-Ghasal bewohnen. Gegen Norden erstrecken sich die T. bis zum 25. Breitengrade im südl. Fessan, während sie früher viel weiter hinaufreichten. Im Westen überschreiten sie noch ein wenig die ihnen gehörige Bilmastraße, im Südwesten reichen sie bis nach Bornu hinein. Ihre südöstl. Grenze ist unbekannt, während sie im Osten bis nach Ägypten hin schweifen. Die gebirgigen Landschaften Tibesti, Borgu und Wadschanga bilden den Kern des Tibbugebietes, der durch einen Wüstenring eingeschlossen ist. Das westlichste ihrer Wadi ist das durch seine als Münze kursierenden Salzkuchen bekannte Bilma. Schon den Griechen und Römern waren die T. unter dem Namen der Garamanten, den alten Arabern als Zaghawa bekannt. Bezüglich ihrer Sprache stehen sie den Einwohnern Bornus am nächsten. Sie sind schlank, dunkelschwarz bis kupferrot, haben lange Haare, lebhafte Augen, eine nicht aufwärts gebogene Nase und weniger dicke Lippen als die Neger. Ihre Wohnungen sind Mattenzelte; Tracht und Bewaffnung weichen nicht viel von denjenigen der übrigen Bewohner der Sahara ab. Industrie ist bei ihnen unbekannt, dagegen sind sie Ackerbauer, Viehzüchter, Händler, Kamelvermieter und besitzen vorzügliche Esel und die schönsten Reitkamele. Obgleich nicht ohne gute Anlagen, sind doch Roheit und Grausamkeit ihre hervorstechenden Charakterzüge. Die Sultane (Derde) werden auf Lebenszeit aus der Klasse der Maina (Edlen) gewählt. Neben diesen giebt es noch die beiden Klassen des Volks und der Schmiede, die eine Art Pariastellung einnehmen. Vorherrschende Religion ist der Islam, wenn auch nicht in seinen strengsten Formen. Die Stämme in Borgu und Wadschanga sind Heiden. – Vgl. Behm, Land und Volk der Tebu (in den «Ergänzungsheften» zu «Petermanns Mitteilungen», Nr. 8, Gotha 1862); Nachtigal, Sahara und Sudan (3 Bde., Berl. 1879–81 und Lpz. 1889); Die T. (in der «Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde», Berl. 1870): Rohlfs, Quer durch Afrika, Bd. 1 (Lpz. 1874).

Tibein, Flecken und Schloß, s. Duino.

Tiber (ital. Tevere; frz. Tibre; lat. Tiberis, in frühester Zeit Albula), der größte Fluß Mittelitaliens, entspringt im Etruskischen Apennin, 33 km im OSO. von der Arnoquelle, an der Südseite des Monte-Fumajolo beim Dorf Balze (594 E.), in 1100 m Höhe, in der Provinz Arezzo, erhält sofort zahlreiche Bäche, fließt zuerst westlich, wendet sich bald nach S. in den östl. Teil der Provinz Arezzo, erhält im tiefen Thal, über das sich an den Seiten die Gebirgszüge mehr als 1000 m erheben, viele Wasseradern, hat bei Borgo San Sepolcro ein breiteres Thal und kommt unterhalb desselben in die röm. ↔ Provinz Perugia, die er in ihrer ganzen Länge, zuerst in der Mitte, dann an der Westgrenze bespült, überall durch zahlreiche Zuflüsse verstärkt, besonders südöstlich von Perugia durch den Topino mit dem Clitunno. Von Todi ab wendet sich der Fluß südwestlich und hat viele Stromschnellen bis zur Mündung der Paglia, die bei Orvieto die Chiana erhalten hat. Nun schlägt er wieder südöstl. Richtung ein, in der er 1860–70 die Nordostgrenze des Kirchenstaates bildete und wo er stets von der Eisenbahn Florenz-Rom begleitet wird. Unterhalb Orte kommt links die wasserreiche Nera mit dem Velino hinzu, dann umzieht der T. an der Westseite der Monti Sabini im östl. Bogen den Monte-Soratte, tritt, sich etwas westlich wendend, in die röm. Ebene, geht in vielen Windungen durch ein flaches, aufgeschwemmtes Bett, empfängt kurz vor Rom links, von Tivoli her, den Anio (Aniene) oder Teverone (s. Karte: Rom und Umgebung, Bd. 13) und durchfließt Rom auf einer gewundenen Strecke von 4½ km (s. den Plan: Rom). Hier ist der T. kanalisiert (die schmalsten Stellen früher nur 60 m breit), durchgängig 100–120 m breit und 5 m tief, steigt jedoch bei Hochwasser 10 m und darüber. Unterhalb Rom ist sein südwestl. Lauf noch über 30 km lang und schließlich geteilt. Der Hauptstrom geht durch einen altröm., 5 km langen Kanal, Fossa Trajani, in das Tyrrhenische Meer, vorüber an Porto, das zur Zeit Trajans am Meere lag, bis zum 3 km westlich liegenden Hafenort Fiumicino (604 E.) mit Kastell und Seebad. Der alte eigentliche, aber versandete Mündungsarm geht an Ostia vorüber, 4 km südlich von diesem, das auch am Meere lag, und südlich der Heiligen Insel (Isola sacra) ins Meer. Diese Mündungen werden jährlich durch die Anschwemmungen des T. um 4 m hinausgeschoben. Die Länge des T. beträgt 390 km, der Abstand der Mündung von der Quelle 225 km. Das Wasser ist trübe und seine Menge sehr schwankend, so daß Überschwemmungen seit dem Altertum eine Kalamität für Rom bilden. Die große Flut im Dez. 1870 zeigte im Ripettahafen eine Höhe von 16,33 m (Normalstand 6,13 m), wobei in der Sekunde 2500 cbm vorbeiströmten. Die größte bekannte Flut (von 1598) erreichte eine Höhe von 18,67 m, so daß in der Sekunde 4500 cbm Wasser vorüberschossen. Im Altertum war der T. bei seiner Schiffbarkeit ein Hauptverkehrsweg für Rom, jetzt gehen nur kleine Dampfer nach Fiumicino und Barken aufwärts bis Orte. Im T. leben die geschätzten Spigola, eine Art Barsch, der Sturione (Stör) und am Ausfluß der Kloaken der minder begehrte Aal. – Vgl. Narducci, Saggio di bibliografia del Tevere (Rom 1876); Smith, The T. and its tributaries (Lond. 1876); Nissen, Italische Landeskunde, Bd. 1 (Berl. 1883).

Tiberĭas (arab. Tabarije), Stadt in Galiläa in Palästina, wurde von Herodes Antipas am Westufer des Sees Genezareth um 25 n. Chr. zu Ehren des röm. Kaisers Tiberius als neue Hauptstadt von Galiläa neben Sepphoris (s. d.) gegründet. Die Stadt erhielt eine hellenistische Verfassung, obgleich die sehr gemischte Bevölkerung vorwiegend aus Juden bestand. Ihr Umfang war bedeutend größer als der des jetzigen Ortes. Bei dem Aufstand der Juden gegen die Römer 66 n. Chr. nahm T., damals zu dem Gebiete Agrippas II. gehörig, eine schwankende Haltung ein. Im 3. und 4. Jahrh. war T. der Hauptsitz der jüd. Gelehrsamkeit, deren Ver-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 820.