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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tiefseeforschung

der amerik. Lieutenant Parker etwas westlicher bei 15 179 m noch keinen Grund.

Wirklich systematische Tiefseelotungen wurden aber erst von dem Amerikaner M. F. Maury (s. d.) ins Leben gerufen. Seine Bemühungen hatten um so mehr Erfolg, als sie gleichzeitig mit den Projekten einer unterseeischen Telegraphenverbindung der Alten und Neuen Welt eifrig betrieben wurden; denn dafür war es von größtem Interesse, die Beschaffenheit und Tiefen der in Frage kommenden Meeresteile zu kennen. Ein zu diesem Zweck aufgenommenes Profil ist auf der Tafel: Tiefseeforschung, Fig. 12, dargestellt.

Während zunächst die Marine der Vereinigten Staaten die Brigg Dolphin zu Lotungen aussandte, folgten bald darauf die Engländer mit den Schiffen Cyclop, Bulldog u. s. w. Wichtigere Resultate erzielten aber erst die unter Leitung Sir Wyville Thomsons ausgeführten Expeditionen der Lightning 1868 und der Porcupine 1869-70, welche sich namentlich auf den Nordatlantischen Ocean erstreckten. Weiterhin wurde ebenfalls unter Thomsons Leitung die berühmte Fahrt des Challenger 1872-76 von großer Bedeutung auf dem Gebiet der T. In derselben Zeit trug auch Deutschland durch die Fahrt der Gazelle unter Freiherrn von Schleinitz und ebenso der Vereinigte-Staaten-Dampfer Tuscarora 1873-75 viel zur Kenntnis der Meerestiefen bei. Fig. 11 zeigt das Profil der Ausreise (s. Tuscarora). Um die Profile für Telegraphenkabel zu bestimmen, unternahmen noch Lotungsreisen im Nordatlantischen Ocean 1878-82 der Siemenssche Kabeldampfer Faraday, die nordamerik. Kriegsschiffe Gettysburg (1876), Alaska (1878), Essex (1877-78), Saratoga (1879), Wachusett (1879) und Blake. Für das westafrik. Kabel loteten die Dampfer Amber (1888), Silvertown (1889); im Südatlantischen Ocean lotete der Dampfer Seine (1889). Im Indischen Ocean wurde von den nordamerik. Kriegsschiffen Enterprise (1883) und Essex (1886) der nordwestl., von dem engl. Vermessungsschiffe Egeria 1887-89 der südostl. Teil und das austral. Inselgebiet ausgelotet. 1885 lotete Entreprise zwischen Neuseeland und der Magalhãesstraße, 1888-93 Albatroß (amerikanisch) längs der Westküsten Amerikas vom Beringmeer bis zum Kap Hoorn und zwischen Kalifornien und den Sandwichinseln. Im Nordindischen Ocean lotete das engl. Kriegsschiff Investigator 1887-90. Verschiedene Gegenden des austral. Inselmeers lotete das engl. Vermessungsschiff Penguin 1891 und 1893-96 aus. Die süd- und mittelamerik. Westküste untersuchte 1890, 1891 und 1893 der Kabeldampfer Silvertown. Der franz. Postdampfer Champagne untersuchte 1890 ein Gebiet der Neufundlandbank. T. in Binnenmeeren wurde unternommen: in der Nordsee von Drache (deutsch) 1881-84, Niobe (deutsch) 1889, Fylla (dänisch) 1888 in der Grönlandsee; im Mittelmeer von Travailleur (französisch) 1880-82, Washington (italienisch) 1890, Pola (österreichisch) 1890-93; im Schwarzen Meer von Tschernomoretz (russisch) 1890; im Antillenmeer von Blake (amerikanisch) 1888.

Mit Ausnahme des Nordatlantischen Oceans sind die Kenntnisse der Tiefseeverhältnisse aber immer noch sehr lückenhaft zu nennen, weil die Zahl der Lotungen im Vergleich mit der Größe der oceanischen Flächen sehr klein ist. Deshalb ändert sich die Lage der Tiefenlinien auf den Tiefenkarten, sobald neue Beobachtungen hinzutreten, oft noch sehr stark. Genaue Lotungen in größern Tiefen haben mit bedeutenden Schwierigkelten zu kämpfen und können nur von Schiffen ausgeführt werden, die eigens dazu ausgerüstet sind. Für Tiefen von 200 bis 300 m genügt ein einfaches Handlot, bis etwa 2000 m ein schweres Lot, 70-80 kg schwer. Aus diesen mäßigen Tiefen wird das Gewicht auch vermittelst der Leine (etwa 25 mm dickes Tau) wieder heraufgeholt und damit zugleich eine Grundprobe erlangt (s. Lot und Fig. 9). In größern Tiefen versagen diese einfachen Hilfsmittel aber ihren Dienst. Die Schwierigkeiten werden hervorgerufen durch die starke Reibung, die die Leine am Wasser erfährt, die dadurch verursachte große Unsicherheit in der Bestimmung des Moments, wo das Lot den Boden berührt, und die Mühseligkeit des Auswindens so schwerer Lote und langer Leinen. Maury schlug daher vor, eine 20-pfündige Kanonenkugel an einem gewöhnlichen dünnen Hanffaden zu befestigen und denselben von einer Rolle ablaufen zu lassen, deren Umdrehungsanzahl ein Maß für die Tiefe geben würde, wenn die Kugel den Boden trifft, was man bei so großer Schwere der Kugel im Verhältnis zu der geringen Reibung des dünnen und leichten Fadens wohl gut mit der Hand glaubte merken zu können. Aber auch dieses Verfahren bewährte sich für beträchtliche Tiefen nicht, und erst das von dem amerik. Seekadetten Brooke 1854 angegebene Tieflot gestattete die größten Tiefen erheblich sicherer und leichter zu messen. Beim Brookeschen Tieflot (Fig. 2) ist das Gewicht, eine durchbohrte Kanonenkugel, auf eine an der Lotleine befestigte Stange aufgestreift; zum Festhalten der Kugel ist eine Schlinge um sie herum gelegt und dann in einem Haken mit Gelenk am obern Stangenende eingehakt. Beim Aufstoßen der Stange auf den Grund des Meers wird die Lotleine schlaff, der Haken senkt sich und die Schlinge wird vom Gewicht der Kugel abgerissen, so daß die Leine mit der leichten Stange allein aufgeholt werden kann. In das untere hohle Ende der Stange sind Federposen hineingesteckt, die beim Aufstoßen auf den Grund sich mit Grundproben füllen und in die Lotstange hineingestoßen werden. Mit gleicher Fallvorrichtung ist das Tieflot nach Belknap und Sigsbee (Fig. 1) hergestellt; statt der Lotstange ist ein Hohlcylinder vorhanden, der zur Aufnahme der Grundprobe dient. Beim Aufstoßen auf den Grund öffnet sich unten der Hohlcylinder dadurch, daß eine hohle Ventilstange nach oben geschoben wird; gleichzeitig fällt das Kugelgewicht ab. Beim Aufholen des Lotes schließt der Hohlkegel am obern Ende des Lotcylinders dessen obere Öffnungen, während auch das untere Puppenventil wieder nach unten fallend sich schließt und durch eine leichte Spiralfeder nach unten gehalten wird. Beim Gebrauch von Lotleinen hat sich von allen Tiefloten mit Auslösevorrichtung des Gewichts das von Baillie (Fig. 10) am besten bewährt; es ist auf Challenger und Gazelle fast allein benutzt worden. Der eiserne Lotcylinder ist etwa 1,2 m lang; im obern Ende gleitet eine viereckige Stange mit zwei Nasen zum Einhaken der Ösen der Drahtschlinge, die die Gewichtsringe festhält; beim Aufstoßen sinkt die Stange in die hohle Spitze des Lotcylinders hinein und die Drahtösen werden abgestreift. Das untere Ende des Lotes hat ein doppeltes Flügelventil, das sich nach oben öffnet und nachdem Grundproben eingedrungen sind, sich beim Aufholen des Lotes schließt. Seitdem sind noch