849
Tilla – Tilos
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Tiliaceen'
breiteten Arten, Bäume oder Sträucher, seltener krautartige Gewächse mit meist wechselständigen und ungeteilten Blättern, vielen
Staubgefäßen und einem mehrfächerigen Fruchtknoten mit ungeteiltem Griffel. Die Früchte sind in den einzelnen Gattungen
verschieden ausgebildet.
Tilla, Goldmünze in Centralasien (Buchara und Chiwa), gewöhnlich zu vier Goldrubel gerechnet,
also = etwa 13 M.
Tillandsĭa L.,
Pflanzengattung aus der Familie der Bromeliaceen (s. d.) mit gegen 120 Arten im tropischen Amerika, viele auf
Bäumen wachsend und ohne Wurzeln rankenartig kletternd, mit kleinen silbergrau schimmernden Blättern. So besonders die von
Südcarolina und Florida durch das ganze tropische Amerika bis Argentinien verbreitete T. usneoides
L., von der die getrockneten harten Stengel ein beliebtes Stopfmaterial, die
Tillandsiafaser, liefern, deutsch fälschlich als
vegetabilisches Roßhaar oder Baumhaar bezeichnet werden.
Andere Arten, z. B. T. zebrina Hort. (s. Tafel:
Warmhauspflanzen, Fig. 7), sind auch beliebte Warmhauspflanzen.
Tillemont (spr. tijmóng), Sébastien le Nain de, franz. Kirchenhistoriker, geb. 30. Nov.
1637 zu Paris, erhielt bei den Jansenisten (s. d.) zu Port-Royal eine gründliche Bildung. 1672 nahm er die Weihen
und wurde Subdiakon im Kirchspiel St. Lambert in der Nähe von Port-Royal. Später ließ er sich im Kloster selbst eine Wohnung bauen.
Als die Regierung 1679 diesen Zufluchtsort der Jansenisten aufhob, ging T. auf sein zwischen Vincennes und Montreuil gelegenes Gut
Tillemont. Er starb 10. Jan. 1698. Das Hauptwerk T.s sind die
«Mémoires pour servir à l'histoire ecclésiastique des six premiers siècles» (Bd. 1–16, Par.
1693–1712). T. hat dieses umfangreiche Werk, das mehr eine Materialiensammlung als geschichtliche Darstellung ist, bis zum J. 513
geführt und nur den Druck der drei ersten Bände erlebt. Auch die
«Histoire des empereurs et des autres princes, qui ont régné durant les six premiers siècles de l'église, etc.»,
(Bd, 1–6, Par. 1691–1738) blieb unvollendet. – Vgl. Tronchay,
Idée de la vie et de l'esprit de le Nain de T. (Nancy 1706; Köln 1711).
Tilleur (spr. tĭjöhr), industrieller Vorort von Seraing (s. d.),
mit (1890) 5679 E.
Tillier, Claude, franz. Schriftsteller, s.
Bd. 17.
Tillmanns, Hermann, Chirurg, geb. 3. Okt. 1844 in Elberfeld, studierte in Bonn, Würzburg, Prag, Halle und
Leipzig Medizin, habilitierte sich 1874 als Docent für Chirurgie an der Universität Leipzig, begründete mit Heubner das neue
Kinderkrankenhaus in Leipzig und wurde 1889 zum außerord. Professor ernannt. Außer zahlreichen Abhandlungen in Fachzeitschriften
besonders über die Histologie der Gelenke, des Knorpels, über Wundheilung und Wundbehandlung, über Operationsmethoden, z. B.
am Thorax, am Magen, bei Aneurysmen der Aorta u.s.w., verfaßte er ein «Lehrbuch der allgemeinen und speciellen Chirurgie» (Lpz.
1889–90; 5. Aufl., 3 Bde., ebd. 1896–97; auch in fremde Sprachen übersetzt).
Tillo, Alexej Andrejewitsch, russ. Generallieutenant und Geograph,
s. Bd. 17.
Tillodonten (Tillodontĭa), fossile Säugetiere aus dem Eocän von
Nordamerika, an die sich die ↔ lebenden Nager anschließen. Ihre im Ober- und Unterkiefer befindlichen
Schneidezähne gleichen denen der Nagetiere sehr, die Backzähne sind auch durch eine ansehnliche Lücke von den Schneidezähnen
getrennt, tragen aber Höcker, wie die der lebenden Raubtiere. Hierher gehört die Gattung
Tillotherium u.a.m.
Tilly, Joh. Tserclaes, Graf von, Feldherr im Dreißigjährigen Kriege, geb. im Febr. 1559 auf dem Schloß Tilly in
Belgien, wurde von den Jesuiten erzogen, trat dann ins span. Heer unter Alessandro Farnese, nahm 1583 an der Bekämpfung des
Kurfürsten Gebhard Truchseß von Waldburg teil, später an den Kämpfen der Heiligen Ligue gegen die Protestanten und 1600–2 am
Türkenkriege in Ungarn. 1604 wurde er vom Kaiser zum General der Artillerie ernannt. 1610 trat er als Anführer der Bundesarmee in die
Dienste der kath. Liga und reorganisierte nun das in Verfall geratene bayr. Heerwesen. 1620 wurde T. zum Oberfeldherrn des ligistischen
Heers gewählt, besiegte in der Schlacht am Weißen Berge (s. d.) bei Prag 8. Nov. 1620 die
Böhmen, die von dem zu ihrem König erwählten Pfälzer Kurfürsten Friedrich V. geführt wurden, übertrug darauf den Krieg in die Pfalz
(s. Dreißigjähriger Krieg) und rückte nach einer Niederlage bei Wiesloch und den entscheidenden Siegen bei
Wimpfen und Höchst nach Norddeutschland vor. Mit Wallenstein stand er 1626 gegen Christian IV. von Dänemark und seine
Verbündeten, schlug den König vernichtend bei Lutter am Barenberge und zog gegen Holstein und Schleswig. Nach Wallensteins Sturz
1630 erhielt T. das Kommando über die vereinigten ligistischen und kaiserl. Truppen und eroberte nach mühevoller Belagerung 20. Mai
1631 Magdeburg (s. d.) mit Sturm. Die grauenvolle
Plünderung und Verwüstung der Stadt ist ihm nicht zur Last zu legen, sie widersprach vielmehr seinen Plänen. Bei Breitenfeld bei
Leipzig aber erlag er 17. Sept. 1631 der neuen schwed. Taktik und dem Feldherrntalent Gustav Adolfs vollständig. T. selbst entkam mit
genauer Not vom Schlachtfelde. Er suchte wieder ein Heer um sich zu sammeln, rückte in das von Gustav Adolf bedrohte Bayern und
bezog ein verschanztes Lager bei Rain, um die Schweden vom Übergange über den Lech abzuhalten. Aber Gustav Adolf überschritt den
Strom; dabei entstand eine heftige Kanonade (15. April), in der eine Kugel T. den Schenkel zerschmetterte. Er starb 30. April 1632 zu
Ingolstadt und ward 1652 zu Altötting begraben. T. war Sieger in 36 Schlachten. Ihn beerbte sein Brudersohn, Werner Tserclaes, Graf
von T. Der letzte männliche Verwandte des Feldherrn war Claude, Graf von T. Er trat in holländ.
Dienste, wurde Gouverneur von Namur und starb 10. April 1723. – Vgl. Klopp, T. Im Dreißigjährigen Kriege (2 Bde., Stuttg. 1861; 2. Aufl.
u. d. T. Der Dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolfs 1632, 3 Bde., Paderb. 1891–96); Keym, T. im Dreißigjährigen Kriege
(Freiburg 1872); Villermont, Tilly (2 Bde., Tournay 1859; deutsch Schaffh. 1860), alle drei vom einseitigsten kath. Parteistandpunkte aus
geschrieben; ferner Wittich, Magdeburg, Gustav Adolf und T. (Berl. 1874); Opel, Der niedersächs.-dän. Krieg (2 Bde., Halle 1872 und
Magdeb. 1878).
Tilos oder Iliaki, im Altertum Telos,
Felseninsel im WNW. von Rhodos, im Ägäischen Meere, hat etwa 1000 griech. E., einen guten Hafen und Fischerei des Badeschwamms.