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Tragantblumen - Traeger
(der Moreatragant oder Vermicell), oder klumpige Massen (der persische Kugeltragant, eine ordinäre Sorte). Eine Mittelsorte bildet der syrische oder Aleppotragant. Der Farbe nach sind die besten Stücke des T. milchweiß und schwach gelblich, und gehen dann abwärts auf gelblich, bräunlich bis braun. Die Masse selbst ist hornartig fest und starr, mehr zähe als spröde. Ihren Hauptbestandteil bildet das Adragantin oder Bassorin, das im Wasser zu einer großen Menge Schleim aufquillt, aber ausgetrocknet wieder die frühere Festigkeit annimmt. Der Tragantschleim bildet daher ein gutes Bindemittel, das vielseitige Verwendung findet zur Anfertigung von Pastillen, Konditoreiwaren (Tragantfiguren oder Tragantblumen, s. d.), Farben, zum Appretieren von Zeugen, endlich, vermischt mit Kreide, Bleiweiß u. a., zur Herstellung bildsamer Massen für Abdrücke u. s. w., in der Kattundruckerei zum Verdecken der Farbe und bei der Herstellung von Cigarren. Die Ernte Kleinasiens betrug (1894) 480 000 kg, wovon etwa 20 Proz. nach Smyrna und 80 Proz. nach Konstantinopel gehen. Je nach dem Aussehen kostet das Kilogramm 3-7 M. - Afrikanischer T. s. Sterculia.
Tragantblumen, künstliche Blumen, die in den Konditoreien zur Verwendung kommen, bestehen aus einer von Tragantgummi, Weizenmehl und Zucker gebildeten Masse, die mit wenig Wasser zu einem zähen Teig geknetet ist, aus welchem die Blumen mit Hilfe von Modellierspateln geformt werden, um, nachdem die Masse erstarrt, mit den in der Zuckerbäckerei gebräuchlichen Saftfarben bemalt zu werden.
Tragantfiguren, s. Tragant.
Tragantgummi, s. Astragalus.
Tragbalken, soviel wie Träger (s. d.).
Tragbänder, s. Gurte.
Tragealtar, s. Altar und Tafel: Altäre I, Fig. 4 u. 6.
Tragelaph (grch., d. h. Bockhirsch, ein wunderbares, nicht existierendes Tier), ein Trinkgeschirr mit einem Bockhirsch in erhabener Arbeit; dann solche Schöpfungen der Poesie, welche sich wegen ihrer widerspruchsvollen Eigenschaften in eine bestimmte ästhetische Rubrik schwer unterbringen lassen. So bezeichnete z. B. Goethe seinen "Faust" als einen T.
Tragelaphus, eine Antilopengattung; T. scriptus, s. Streifenantilope und Tafel: Antilopen I, Fig. 1; T. sylvaticus, s. Buschbock.
Trageplätze, s. Flüsse.
Träger, ein wagerecht liegender balkenförmiger Konstruktionsteil, der die Aufgabe hat, auf ihm liegende oder an ihn angehängte Lasten zu tragen, z. B. eine Balkenlage, eine Fahrbahn, ein Dach, einen Laufkran u. s. w. Holzträger sind entweder einfache oder verstärkte Balken. Die Verstärkung kann geschehen: durch Übereinanderlegung (Kuppelung) zweier Balken (T. aus gekuppelten Balken, s. Holzbrücken): durch Armierung mit Eisenteilen, die ein Hänge- oder Sprengwerk bilden (armierte Balken); durch Verbindung zweier Balken derart, daß man sie an den Enden verschraubt, in der Mitte aber durch Keile auseinander treibt und die gebildete Öffnung dauernd durch eingeschobene Holzstützen erhält, wodurch ein linsenförmiger (Lavesscher) T. entsteht; endlich dadurch, daß man zwei parallele T. mit einem Gitter von geneigten Holzstäben verbindet (Gitterträger). Eiserne T. (aus Walzeisen) sind entweder vollwandig (wie im Artikel Eisenbrücken angegeben) oder aus zwei getrennt übereinander liegenden und durch ein Stabwerk (Fachwerk) verbundenen T. (Obergurt und Untergurt) gebildet. Von diesen Fachwerksträgern sind die Parallelträger (mit zwei geraden parallelen Gurten) in Bezug auf Materialverbrauch unökonomischer als die mit gekrümmten (polygonalen) Gurten. Am einfachsten wird diese Materialersparnis (jedoch nur 7 bis 10 Proz.) mit dem Trapezträger erreicht, dessen Obergurt ein Paralleltrapez bildet, zu welchem der Untergurt die Grundlinie ist. Größere Materialersparnis (18-20 Proz.) bietet der Parabelträger, bei dem ein oder beide Gurte nach einer Parabel gekrümmt sind; er tritt als Bogensehnenträger (Obergurt nach oben gekrümmt, Untergurt gerade), als Fischbauchträger (Obergurt gerade, Untergurt nach unten gekrümmt) und als Linsenträger auf (Obergurt nach oben, Untergurt nach unten gekrümmt). Beim Parabelträger herrscht in dem geraden Gurt überall die gleiche Maximalspannung, im gekrümmten nur annähernd. Beim Paulischen T., der die Linsenform hat, sind in den Gurten überall genau gleiche Spannungen vorhanden, was man durch eine von der Parabel etwas abweichende Krümmung erreicht; die Materialersparnis ist noch etwas größer als beim Parabelträger. Der Schwedlerträger ist in der Absicht konstruiert, daß die eine Grenzspannung in den Diagonalen des Fachwerkes gleich Null wird; die Rechnung ergiebt einen T., dessen Obergurt aus zwei symmetrisch gelegenen Hyperbelästen besteht, die in der Mitte durch ein horizontales Stück verbunden sind. Die Materialersparnis ist gegenüber dem Parabelträger etwa 10 Proz. Der Halbparabelträger hat einen geraden und einen parabolischen Gurt; beide Gurte sind jedoch nicht, wie beim Parabelträger, an den Enden zusammenlaufend, sondern voneinander entfernt. Diese Form eignet sich besonders zur Überspannung großer Öffnungen. Der Lohseträger besteht aus zwei nach Art des Linsenträgers gekrümmten Gurten, die aber (als Gitterträger) so steif konstruiert sind, daß die Ausfachung entfallen kann und nur Vertikalstäbe zur Übertragung der Lasten notwendig sind. - (S. auch den Artikel Eisenbrücken und die dazu gehörigen Tafeln, sowie die Artikel Dachstuhl und Verstärkung der Hölzer.)
Traeger, Albert, Parlamentarier und Dichter, geb. 12. Juni 1830 zu Augsburg, studierte 1848-51 Jura und Cameralia zu Halle und Leipzig, ward 1857 Gerichtsassessor, 1862 Rechtsanwalt und Notar in Cölleda, 1875 in Nordhausen. Seit 1891 wohnt er in Berlin. Seit der Gründung des Nationalvereins beteiligte sich T. an dem polit. Leben und ist seit 1874 Mitglied der Fortschrittspartei im Deutschen Reichstage (mit Ausnahme der J. 1878-80), seit 1879 auch im preuß. Abgeordnetenhause (mit Ausnahme der J. 1882-85); 1884 schloß er sich der Deutschfreisinnigen Partei, 1893 der freisinnigen Volkspartei an. Eine Sammlung seiner "Gedichte" erschien in Leipzig 1858 (17. Aufl. 1892). 1859 gab er mit Georg Pertz zur 1OOjährigen Geburtstagsfeier von Robert Burns eine Übersetzung von dessen ausgewählten Gedichten mit einer von T. geschriebenen Biographie heraus. Für das Theater schrieb er "Die letzte Puppe", Sololustspiel (Wien 1864), "Eine Stunde vor der Hochzeit", Genrebild in einem Akt (1871), und mit Emil Pohl das "Morgenstündchen einer Soubrette", Genrebild in einem Akt.