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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Tripolis; Tripolith; Tripolitsa

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Tripolis (Stadt in Arkadien) - Tripolitsa

lichen Scheidelinien der Atlasketten von Marokko bis Tunis fehlen, und nur die östl. niedrigen Ausläufer die Ebene des Landes unterbrechen. Längs des westl. Syrtenrandes zieht sich sehr fruchtbares Weideland hin, namentlich in der Umgegend der Hauptstadt gedeihen alle Südfrüchte, Baumwolle, Krapp und Wassermelonen. Die Fauna ist die charakteristisch nordafrikanische, aber ärmer als die von Tunis und Algerien. Infolge seiner im ganzen steppen- und wüstenartigen Beschaffenheit hat das Land keinen einzigen bedeutenden Fluß. Dagegen findet sich längs des Küstensaums und am Fuße des Churian eine Reihe Quellen, welche zur Regenzeit periodische Bäche bilden, die dem Meere zueilen oder nach kurzem Lauf wieder versanden. Das Klima ist im ganzen gesund, im Sommer sehr heiß, namentlich wenn der Samum aus der Sahara weht. An der Küste herrscht europ. Frühling, und nur selten hat man Schnee beobachtet. Auf den innern Hochflächen kündigt sich der Winter durch heftige, mit Gewittern verknüpfte Regen an.

Die Bevölkerung wird auf über 800 000 Seelen geschätzt. Sie besteht, wie in der übrigen Berberei, hauptsächlich aus Mauren in den Städten, aus arab. Beduinen und berberischen Ureinwohnern (Ademser) auf dem Lande, alle mehr oder minder mit Negern gemischt. Außer diesen, sämtlich dem Islam angehörig, giebt es wenige Türken in den Militärposten, viele Juden und einige Europäer in der Stadt T. Hauptbeschäftigungen sind Viehzucht und Handel, von denen erstere vorzugsweise von den nomadischen Beduinen, letzterer, meist Karawanenhandel, von den Mauren betrieben wird. Der Ackerbau ist von minderer Bedeutung, doch liefert das Churian vorzüglichen Mais, Weizen und Gerste. Die Hauptprodukte des Landes sind Schafe mit schöner Wolle, Kamele, Rindvieh, Büffel, Pferde, Tierhäute, Weizen, Datteln, Südfrüchte aller Art, Halfa, Wein, Oliven, Johannisbrot, Krapp, Safran, Lotusbohnen, Koloquinten, Sennesblätter, Ricinusöl, Wachs und Honig, Salz, welches Seen und Sümpfe an der Küste in Menge liefern, und Schwefel in der Nähe des Sidragolfs. An den Küsten betreiben Griechen bedeutende Schwammfischerei. Die Hauptgegenstände des Handels sind europ. Manufakturwaren, die bis ins Innere Afrikas verführt werden, Straußenfedern, Elfenbein, Sennesblätter, Saffian, Gummi und Gold, welche durch Karawanen aus dem Sudan und der Wüste ankommen, während von den Produkten des Landes selbst Getreide, Öl, Wolle, Halfa und Vieh (Rindvieh nach Malta) ausgeführt werden, außerdem Wolle, Schmucksachen von Silber, Henna, Butter und Krappwurzeln. Der Handel mit dem Ausland geht fast ausschließlich über den Haupthafen T.; im Innern ist Mursuk wichtig. Über die Flagge von T. s. Tafel: Flaggen der Seestaaten, beim Artikel Flaggen.

T. bildete im Altertum den östl. Teil des Gebietes von Karthago, die Regio syrtica, die bei den sikelischen Griechen nach den drei bedeutendsten Städten Oea, Sabrata und Leptis den Namen T. führte. Das Land ward nach dem zweiten Punischen Kriege 201 v. Chr. von den Römern an die Könige von Numidien verliehen, nach deren Unterwerfung (46 v. Chr.) mit der röm. Provinz Afrika vereinigt und durch Septimius Severus in eine eigene Provincia Tripolitana verwandelt. 644 eroberten die Araber unter Amru das Land und führten daselbst den Islam ein. Nach dem Zerfall des Chalifats der Abbâsiden stand T. mit Tunis zusammen 801-909 unter der Herrschaft der Aghlabiden, hierauf unter der der Fatimiden, Almoraviden und Almohaden. Im 14. Jahrh. war T. mit Tunis unter den Abu Hassiten vereinigt. Am 26. Juli 1510 wurde die Stadt T. von den Spaniern erstürmt und gehörte 1530-51 den Johannitern. 1551 wurde T. von dem türk. Seeräuber Dragut erobert und zur türk. Provinz gemacht. Seitdem war das Land einer der Hauptsitze der Seeräuber in Nordafrika und wurde allmählich zu einer anarchischen Janitscharendespotie. Den Seeräubereien setzte zuerst 1663 der engl. Admiral Blake durch einen Vertrag eine Grenze, und als die Piraten sich wortbrüchig zeigten, zerstörte John Narborough einen Teil der Hauptstadt. Bedeutende Kriegszüge wurden von den Franzosen 1665 und 1728 gegen T. unternommen, die beide mit der fast gänzlichen Zerstörung der Stadt T. endigten. 1835 stürzte endlich eine Expedition von Konstantinopel aus die Herrschaft der Familie Karamanli, aus der seit 1714 die Deis genommen worden, worauf T. als Ejalet mit dem türk. Reiche verbunden ward. 1869 wurde die Landschaft Barka als Mutessariflik Bengasi (s. d.) von T. getrennt und 1879 wurde sie zum Wilajet erhoben. Die Grenze gegen Tunesien wurde 1886 geregelt.

Vgl. Maltzan, Reise in den Regentschaften Tunis und T. (3 Bde., Lpz. 1870); Nachtigal, Sahara und Sudan (Bd. 1 u. 2, Berl. 1879-81; Bd. 3, Lpz. 1889).

Tripolis, Tripolitsa, Hauptstadt des griech. Nomos Arkadien, im südwestl. Teile der ostarkadischen, 600 m hohen Ebene von Mantinea und Tegea, am Fuße des Manalos und an der Bahn Argos-Kalamä gelegen, hat (1896) 10 465, als Gemeinde 15 521 E., und ist Sitz eines Erzbischofs und der lebhafteste Marktplatz des binnenländischen Peloponnes. Es besteht ein Gymnasium. Im griech. Freiheitskampf nahmen die Griechen die von den Türken und Albanesen verteidigte Stadt 5. (17.) Okt. 1821 mit Sturm, wobei sie fast gänzlich eingeäschert wurde. Ibrahim Pascha eroberte sie 22. Juni 1825 und verließ sie 1828 als völlige Ruine.

Tripolis, ital. Tripoli, arab. Tarâbulus el-gharb (das T. des Westens, zum Unterschied von dem syr. Tarabulus, s. d.), im Altertum Oea, Hauptstadt des Wilajets T., liegt in fruchtbarer Ebene, an der Kleinen Syrte, auf einer Landzunge, zählt etwa 40 000 E., darunter 3000 Christen, größtenteils Malteser, und 6000 Juden, welche ein eigenes Stadtviertel, Harra genannt, bewohnen und vorzugsweise den Handel in Händen haben. Die Stadt bietet mit ihren schlanken Minarets und Moscheenkuppeln von fern einen hübschen Anblick, ist von einer hohen Mauer umgeben, hat enge, aber für eine Stadt des Orients auffallend reinliche Straßen, gute Karawanseraien, europ. Gasthöfe und ein schönes Schloß des Bei, eine griech. und eine kath. Kirche nebst Franziskanerkloster, öffentliche Bäder; Fabriken von Korduan, Teppichen, Leibbinden u. s. w. Von den röm. Altertümern verdient ein Triumphbogen zu Ehren Marc Aurels mit Marmorskulpturen Erwähnung. T. ist der Haupthandelsplatz des Landes und die Eingangspforte zu Innerafrika, wohin die Karawanenstraße über Mursuk und Bilma nach Bornu führt. Es verkehren ital., franz. und türk. Dampferlinien. T. ist Sitz eines deutschen Vicekonsuls.

Tripolis, Stadt in Kleinasien, s. Tireboli.

Tripolith (grch.), eine zu chirurg. Verbänden und zu Stuccaturarbeit (s. d.) verwendete Masse.

Tripolitsa, Stadt in Arkadien, s. Tripolis.