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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Trotzendorf; Trotzer; Troubadour; Trouble; Trouin; Troupiale; Trousseau; Trouvère

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Trotzendorf - Trouvère

statt des französischen T. gebraucht wird. Nach altdeutscher Rechtsauffassung, die noch im Preuß. Allg. Landr. I, 8, §. 81 anerkannt ist, steht das T., wenn nicht im Eigentum, doch in der Nutzung des Hausbesitzers, soweit sich dieselbe mit dem Gemeingebrauch verträgt. Nach dem preuß. Gesetz vom 2. Juli 1875, §. 1, gehört das T. zur öffentlichen Straße. Dies wurde vom Reichsgericht für unvereinbar mit einem Eigentum des Hauseigentümers angesehen. Die Statuten vieler Städte legen dem Hauseigentümer ausschließlich oder anteilig die Kosten der Herstellung und die Unterhaltung des T. auf.

Trotzendorf, Schulmann, s. Friedland, Valentin.

Trotzer, die Samenrüben, die bei dem Zuckerrübensamenbau (s. Zuckerrübe) nach dem Auspflanzen im Frühjahr (also im zweiten Jahre) statt der Samenrispe nur Blätter entwickeln.

Troubadour (spr. trubaduhr), Trobaire, Trobador, in der provençal. Litteratur der Name des Dichters, der, im Gegensatz zu den um Lohn singenden Spielleuten, den Jongleurs (s. d.), die Poesie zu seinem Vergnügen trieb und der Gedichte erfand (trobar) und musikalisch komponierte. Mancher T. hatte Jongleurs im Sold, oder war selbst Jongleur, weil er seine Gedichte um Lohn selbst verbreiten mußte. Die meisten gehörten dem niedern Adel an und lebten von der Freigebigkeit der Fürsten und Herren, die zum Teil selbst die Poesie ausübten. Mit den Albigenserkriegen (1210) erhielt die Troubadourdichtung, die bis 1100 sich zurückverfolgen läßt, den Todesstoß, verbreitete sich aber auch dann noch über Spanien und Italien. In Frankreich waren die Grafen von Provence, von Toulouse, Richard Löwenherz von England u. a., in Nordspanien die Fürsten von Aragonien und Castilien, unter den ital. Fürsten Bonifaz von Montferrat und Azzo VII. von Este (1215-65) hervorragende Beförderer der provençal. Lyrik. Auch Frauen der höhern Stände beteiligten sich selbstthätig an der provencal. Dichtung. Den Mittelpunkt dieser Poesie bildet das der Frauenverehrung und dem Ausdruck der Liebesfreude und des Liebesschmerzes dienende Minnelied (canzó = chanson, s. Canzone), ursprünglich wie jede andere Liedart vers (Vers) genannt.

Als Canzonendichter zeichneten sich Bernard von Ventadour, Guiraut von Borneil, Peire Vidal, Gaucelm Faidit, Peirol, Aimeric von Peguillan u. a. aus. Die Canzone tritt in Gegensatz zum Sirventes, wörtlich Dienstgedicht (servir), d. h. ein im Dienste fremder oder allgemeiner Interessen gedichtetes Lied, das sich mit öffentlichen Angelegenheiten polit. und religiöser Art, Kriegen, Kreuzzügen (Kreuzlied) u. dgl. beschäftigt. Der Hauptvertreter des polit. Sirventes ist Bertran de Born (s. d.). Im religiösen und moralischen Sirventes ragt Peire Cardenal hervor. Voll flammender Leidenschaft ist des Guillem Figueira Lied gegen die Römische Kurie. Litterar. Inhalt haben zwei Sirventesen Peires von Auvergne und des Mönchs von Montaudon; Kreuzlieder dichteten Pons von Capdoil, Peire Vidal, Gaucelm Faidit u. a. Das Klagelied (planh) trauert um einen verstorbenen Gönner oder um eine verstorbene Geliebte; polit. Natur sind die Klagelieder auf den Tod des Grafen Blacatz (gest. 1236). Die Tenzone (tensos), d. h. Streitgedicht, auch jocs partitz, d. h. geteiltes Spiel oder partimen (Teilung) genannt, stellt ein Gespräch oder einen Meinungsaustausch zwischen zwei oder drei Dichtern über eine in der ersten Strophe aufgeworfene Frage dar, über den ein Richter zu entscheiden aufgefordert wird.

Die Kunst der T. wurde mehr und mehr eine Formkunst. Das erschwerte Dichten, worunter die Anwendung besonders schwieriger Formen und seltener Reime verstanden wurde, und das schon Peire von Auvergne, Graf Raimbaut von Orange, Guiraut von Borneil, besonders aber Arnaut Daniel übte, der eine von der ital. Poesie aufgenommene und in dieser ständig gewordene Form, die Sestine (s. d.), geschaffen hat, zeigt, wie der im Minnelied behandelte Gegenstand früh erschöpft war. Ausgeklügelt ist auch die Form des Descort, das aus Absätzen von verschiedener rhythmischer Form und Melodie besteht; die Dichter wollen damit einen Zwiespalt der Empfindungen ausdrücken. Raimbaut de Vaqueiras wendet, um diesen Mangel an Harmonie auszudrücken, einmal auch verschiedene Sprachen an. Schlichter empfunden ist die Alba, die das Scheiden der Liebenden am Morgen nach süßverflossener Nacht schildert; die Serena, das Abendlied, die das Sehnen des Liebenden nach der verheißenen Liebesnacht ausdrückt; die Retroensa, die einen Refrain hat und dadurch als volkstümlich sich zu erkennen giebt; die Balada und Dansa, ebenfalls häufig mit Refrain versehen, die zum Tanz gesungen wurden; die Pastorela oder Pastoreta, das Schäferlied, das den Ritter in einer Liebschaft mit einer ländlichen Schönen vorführt u. a. In Reimpaaren wurden gedichtet die Liebesbriefe (breus oder salutz d'amors), von denen mehrere Arnaut von Maroill seinen Damen widmete, während Guiraut Riquier dem Briefe lehrhaften Inhalt gab.

Die Biographien der T. wurden schon im 13. Jahrh. aufgezeichnet, zum Teil von namhaften Dichtern, welche die Nachrichten über ältere T. zusammenstellten. Gesammelt findet man sie bei Mahn, Die Biographien der T. (2. Aufl., Berl. 1878) und Chabaneau (Montpellier 1885); verarbeitet hat sie Diez, Leben und Werke der T. (Zwick. 1829; 2. Aufl., Lpz. 1882); ders., Die Poesie der T. (Zwick. 1827; 2. Aufl., Lpz. 1883). - Vgl. Fauriel, Histoire de la poésie provençale (3 Bde., Par. 1816); Galvani, Osservazioni sulla poesia de' Trovatori (Modena 1829); ders., Fiore di storia letteraria e cavalleresca della Occitania (Mail. 1845); Milá y Fontanals, De los Trovadores en España (Barcel. 1861); Bartsch, Grundriß zur Geschichte der provençal. Litteratur (Elberf. 1872); Brinckmeier, Die provençalischen T. (Gött. 1882). Zahlreiche Dichtungen der T. enthält Raynouard, Choix de poésies originales des T. (6 Bde., Par. 1816-21); Mahn, Die Werke der T. (Berl. 1846 fg.); ders., Gedichte der T. (Bd. 1-4, ebd. 1856-73); Brinckmeier, Blumenlese aus den Werken der T. (Halle 1849); Bartsch, Provençal. Lesebuch (Elberf. 1855; 5. Ausl.u. d. T.: Chrestomathie provençale, Berl. 1892). Eine Sammlung von Übersetzungen, die freilich die von Diez nicht erreichten, lieferte Kannegießer, Gedichte der T. (Tüb. 1852; 2. Aufl. 1855).

Trouble (frz., spr. truhbl), s. Trubel.

Trouin, Duguay-, s. Duguay-Trouin.

Troupiale (Trupiāle), Vögel, s. Stärlinge.

Trousseau (frz., spr. trußoh, "Bund", "Bündel"), Aussteuer, besonders einer Prinzessin.

Trouvère (spr. truwähr), provençal. Trobador (s. Troubadour), in Frankreich während des Mittelalters der Name des Dichters, besonders des Hofdichters. Einer der ersten und zugleich der bedeutendste ist Chrétien de Troyes (s. d.).