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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Tusée à double effet, Tusée mixte - Tuttlingen

Ort, der den Namen Frascati (s. d.) trägt. - Die anmutige Lage von T. und die Nähe von Rom bewogen viele reiche Römer, sich in dem Gebiet der Stadt, dem ager Tusculanus, Villen anzulegen. Solche Tusculana hatten Lucius Crassus der Redner, Pompejus, Hortensius, Lucullus, Scaurus, Brutus u. a. Vor allen berühmt ist das Tusculanum Ciceros (früher Sullas Eigentum), seine Lieblingsvilla, nach der er auch eine seiner philos. Schriften, die im J. 44 verfaßten "Tusculanae disputationes", benannte. - Vgl. Canina, Descrizione del antico T. (Rom 1841); Nibby, Analisi della carta di dintorni di Roma (2. Aufl., Bd. 3, ebd. 1849); de Rossi in den "Annali dell' Instituto archeologico" (ebd. 1873).

Tusée à double effet, Tusée mixte (frz.), s. Doppelzünder.

Tuskar Rock (spr. töß-), Felseninsel mit Leuchtturm im St. Georgskanal, 12 km im ONO. von Carnsore Point, der Südostspitze Irlands.

Tusker (Tusci), soviel wie Etrusker.

Tus-kul, See in Centralasien, s. Issyk-kul.

Tusla, Salzsee in Taurien, s. Sak.

Tusnad (spr. túschnahd), auch Csik-Tusnád, Klein-Gemeinde im siebenbürg. Komitat Csik, an der Alt, hat (1890) 2025 meist kath. magyar. E. (Szekler). 8 km südlich das Bad T. (Tusnád fürdö), einer der beliebtesten und wegen seiner Lage besuchtesten Badeorte Siebenbürgens, mit kalten alkalisch-erdigen und warmen muriatisch-eisenhaltigen Kohlensäuerlingen (20-23,9° C.).

Tussahseide, ein Webstoff, der von den Cocons einiger in Ostindien lebenden Raupen (Bombyx Mylitta, Bombyx Selene) herstammt, im Glanz mit der Seide des Maulbeerspinners übereinstimmt, sich aber von derselben durch seine gelbbraune bis graubraune Farbe und 2-3 fache Dicke unterscheidet; der Querschnitt der Einzelfäden ist flacher als bei der Seide des Maulbeerspinners, das mikroskopische Bild ergiebt das Vorhandensein vieler feiner Luftkanäle sowie eine deutliche Sichtbarkeit der sog. Kreuzungsstellen. Alle bekannten Lösungsmittel für die Seide des Maulbeerspinners (Salzsäure, Zinkchloridlösung) wirken auf die T. auffallend langsam ein. Die T. läßt sich bleichen und färben; sie findet vielfach Verwendung zur Verstellung gefärbter Seidenplüsche; ihr Preis ist zwei- bis dreimal so niedrig als der der gewöhnlichen Seide.

Tussilago L., Pflanzengattung aus der Familie der Kompositen (s. d.) mit nur einer Art, T. farfara L., dem Huflattich, der in der nördl. gemäßigten Zone der Alten Welt sehr verbreitet und auch in Deutschland sehr häufig ein lästiges Ackerunkraut besonders auf thonigem Boden ist. Die Pflanze treibt aus ihrem fleischigen Wurzelstock im ersten Frühling büschelförmig stehende, mit grünlichen Schuppen besetzte Stengel von 10 bis 20 cm Höhe, die ein aufrechtes, nach der Blütezeit nickendes Blütenkörbchen mit zahlreichen goldgelben Blüten tragen, von denen die peripherischen (weiblichen) schmal zungenförmig gestaltet sind. Die kleinen Früchte haben eine Haarkrone. Nach der Blütezeit entwickeln sich große, unregelmäßig gezahnte Blätter, die alle grundständig sind. Sie haben oberseits eine dunkelgrüne Farbe, unterseits anfangs einen spinnwebartigen Filzüberzug. Die Blätter sind als Folia farfarae offizinell, werden aber fast nur noch als Zusatz zu sog. Brustthee angewendet. Mit dem Namen großer Huflattich wird oft auch die Pestwurz (s. Petasites) belegt.

Tussis (lat.), der Husten (s. d.); T. convulsiva, der Keuchhusten (s. d.)

Tussokgras, s. Dactylis.

Tussol, mediz. Name für das mandelsaure Antipyrin.

Tussoo, Tössuh, Längenmaß in Bombay = 1/16 Hath oder 1/32 Yard, also 2,86 cm.

Tuster, pers. Stadt, s. Schuschter.

Tutania, soviel wie Britanniametall (s. d.).

Tute, s. Blatt.

Tutela (lat.), Schutz; in der Rechtsprache Vormundschaft (s. d.); T. occupatitia, die Aufnahme eines Kindes als Pflegekind. (S. Annahme an Kindesstatt.)

Tutela, lat. Name der Städte Tudela (s. d.) und Tulle (s. d.).

Tutenag, soviel wie chines. Neusilber (s. d.).

Tutenmergel, s. Nagelkalk.

Tuthmosis, andere Schreibung für Thutmosis, ägypt. König, s. Ägypten (alte Geschichte).

Tutikorin (portug.-engl., verderbt aus dem ind. Tuttukudi), Hafenstadt im Distrikt Tirunelweli der indobrit. Präsidentschaft Madras, an der Nordwestküste des Golfs von Manar gelegen, zählt (1891) 25 107 E. (14 899 Hindu, 7591 Christen, 2587 Mohammedaner). T. ist Endpunkt der südind. Bahn, hat kath. Missionsstation und bedeutenden Handel, sowie Perlfischerei. Die Stadt ist Sitz eines deutschen Konsularagenten.

Tutor (lat.), Beschützer, Vormund. Im Englischen bedeutet T. (spr. tjuht'r) Privatlehrer; besonders heißen so die Lehrer, die in den Colleges (s. d.) in Cambridge und Oxford die Studien überwachen.

Tutrakan, bulgar. Stadt, s. Turtukai.

Tutschkow, mit Ismail (s. d.) verbundene Stadt in Bessarabien.

Tutte le corde, s. Corda.

Tutti (ital.), alle; musikalischer Ausdruck, der bedeutet, daß alle Stimmen oder Instrumente einer Gattung eintreten sollen. - T. frutti (wörtlich: "alle Früchte"), nennen die Italiener ein aus allerhand Gemüsen u. s. w. zusammengesetztes Gericht, Mischgericht; auch als Büchertitel kommt T. frutti vor.

Tuttlingen. 1) Oberamt im württemb. Schwarzwaldkreis, hat 293,77 qkm und (1895) 29 095 (14 498 männl., 14 597 weibl.) meist evang. E., 3 Städte und 20 Landgemeinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt T., nahe der bad. Grenze, an der Donau, über die eine Brücke führt, an den Linien Stuttgart-Horb-Immendingen und Ulm-Immendingen der Württemb. Staatsbahnen, Sitz des Oberamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Rottweil), hat (1895) 11 672 (6081 männl., 5591 weibl.) E., darunter etwa 1550 Katholiken, Post, Telegraph, Denkmal Max Schneckenburgers (1892), evang. und kath. Kirche, Latein- und Realschule, Wasserleitung, Elektricitätswerk für elektrische Straßenbeleuchtung, Schlachthaus, Sparkasse, eine Handwerkerbank; bedeutende Schuhwarenfabrikation (18 Fabriken), Fabrikation von chirurg. Instrumenten und Messerwaren, Gerbereien. Über der Stadt die schönen Ruinen des im Dreißigjährigen Kriege zerstörten Schlosses Honberg (Hohnburg) mit zwei neuen Türmen, und die Tuttlinger Höhe (Witthoh), mit weiter Fernsicht auf die Alpen. In der Nähe das Eisenwerk Ludwigsthal. Zur Gemeinde gehört auch die auf bad. Gebiet stehende Bergfestung Hohentwiel (s. d.) und die Domäne Bruderhof. Die

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